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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden
Autoren: John Connolly
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leid«, sagte Peyton. »Es war nicht … nett.«
    »Entschuldigung angenommen«, sagte Artie. »Spendier mir was zu trinken, wenn wir im Dean’s sind.«
    Er streckte die Hand aus, und Peyton schlug ein. Peyton spürte, dass er feuchte Augen bekam, und schob es auf die Anstrengung.
    »Wie wär’s, wenn ich dir ein Bier ausgebe, sobald wir hier fertig sind? Nach so ’nem langen Tag könnte ich was zum Anstoßen gebrauchen.«
    »Einverstanden. Lassen wir die Hündin trinken und gehen dann –«
    Er blieb stehen. Sie waren jetzt in Sichtweite des Teiches. Er war einst ein beliebter Treffpunkt für Liebespärchen gewesen, bis das Grundstück den Besitzer wechselte und der neue Eigentümer, ein gottesfürchtiger Mann, um dessen Erbmasse sich seine gottlosen Verwandten jetzt stritten, bekannt gab, er wolle nicht, dass Jugendliche sich in der Umgebung seines Teiches auf sexuelle Ent­deckungsreisen begäben. Eine große Buche, deren Zweige fast aufs Wasser hingen, stand am Ufer. Molly verharrte ein Stück davon entfernt. Sie hatte nicht getrunken. Vielmehr war sie etliche Schritte vor dem Ufer stehengeblieben, hatte eine Pfote gehoben und wedelte unsicher mit dem Schwanz. Als die Männer näher kamen, ­sahen sie durch das Schilf etwas Blaues.
    Bobby Faraday kniete unmittelbar am Wasser und hatte den Oberkörper nach vorn geneigt, als versuchte er einen Blick auf sein Spiegelbild im Teich zu werfen. Er hatte ein Seil um den Hals, das am Baumstamm befestigt war. Er war aufgedunsen, sein Gesicht rötlich-lila verfärbt, die Züge fast unkenntlich.
    »Ach verdammt«, sagte Peyton.
    Er schwankte leicht, worauf Artie den Arm ausstreckte und ihn seinem Begleiter um die Schulter legte, während hinter ihnen die Sonne unterging und die Halme sich im Wind tief beugten, als trauerten sie.

2
    Ich nahm den Zug von der Penn Station nach Pearl River. Ich war nicht mit dem Auto von Maine nach New York gefahren und hatte mir auch nicht die Mühe gemacht, eines zu mieten, während ich in der Stadt war. Für das, was ich hier erledigen musste, kam ich mühelos ohne Fahrzeug zurecht. Als der nur aus einem Wagen bestehende Zug in den Bahnhof einfuhr, der sich seit seinen Ursprüngen als Ableger der Erie Railroad kaum verändert hatte, sah ich, dass auch die anderen Veränderungen im Herzen der Stadt rein kosmetischer Natur waren. Ich stieg hinunter und lief langsam durch den Memorial Park, wo ein Schild neben der unbemannten Polizeiwache von Orangetown verkündete, dass Pearl River noch immer »Eine Stadt mit freundlichen Menschen« sei.
    Der Park war von Julius E. Braunsdorf angelegt worden, dem Vater von Pearl River, der auch die Stadt gründete, nachdem er das Land gekauft hatte, den Bahnhof baute, die Aetna-Nähmaschine und die Druckpresse von America & Liberty herstellte, eine Glühbirne entwickelte und die Bogenlampe erfand, mit der nicht nur der Park, sondern auch die Gegend rund ums Kapitol in Washington, D.C., erleuchtet wurde. Im Vergleich mit Braunsdorf wirkten die meisten Menschen irgendwie tranig. Gemeinsam mit Dan Fortmann von den Chicago Bears war er der ganze Stolz von Pearl ­River.
    Das Sternenbanner wehte nach wie vor über dem Denkmal im Zentrum des Parks, mit dem der jungen Männer aus der Stadt gedacht wurde, die im Kampf gefallen waren. Seltsamerweise zählten auch James B. Moore und Siegfried W. Butz dazu, die nicht im Kampf umgekommen waren, sondern bei einem Banküberfall im Jahr 1929, als Henry J. Fernekes, seinerzeit ein berüchtigter Bandit, als Elektriker maskiert die First National Bank von Pearl River überfallen wollte. Immerhin gedachte man ihrer. Ermordete Bankangestellte werden heutzutage nicht oft auf öffentlichen Denkmälern erwähnt.
    Pearl River hatte keine seiner irischen Wurzeln abgelegt, seit ich weggezogen war. Das Muddy Brook Café an der North Main Street, auf der anderen Seite des Parks, bot noch immer ein keltisches Frühstück an, und daneben befanden sich Gallaghers irische Fleischerei, der Geschenkladen Irish Cottage und das Reisebüro Healy-O’Sullivan. Auf der anderen Seite der East Central Avenue, neben Handelers Eisenwarenhandlung, war der Ha’penny Irish Shop, in dem irischer Tee, Bonbons, Kartoffelchips und Gaelic-Football-Trikots verkauft wurden, und vom alten Pearl Street Hotel aus um die Ecke lag G.F. Noonans irische Bar. Wie mein Vater des Öfteren angemerkt hatte, hätte man einfach die ganze Stadt grün streichen und es dabei bewenden lassen sollen. Das Kino von Pearl
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