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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert
Autoren: Sobo
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an der Schnur und in der Luft. Stative und lange Tische, auf denen ebenfalls Fotos lagen, standen herum.
    * * *
    Einige Schüler holten die Filme aus ihren Fotoapparaten. Andere schnitten Negativstreifen zurecht. Wieder andere verschwanden bereits in der Dunkelkammer.
    »Kinder, nicht alle gleichzeitig in die Dunkelkammer, bitte!«
    Ein Lehrer versuchte in dem kreativen Chaos ein wenig Ordnung zu halten.
    Jessy und Amelie badeten ihre Abzüge in einem Fotobad und beobachteten, wie die Motive sich langsam entwickelten.
    »Sieht gut aus.«
    »Finde ich auch.«
    »Vielleicht ein bisschen zu hell.«
    »Ja, stimmt. Ich glaube, ich mach noch einen Abzug.«
    »Lass ihn einfach ein bisschen länger drin.«
    * * *
    10.00 Uhr, Werkgruppe.
    Amelie hatte mich in eine Werkbank eingespannt. Es roch nach Holz, Leim und Farbe. Nebenan wurde gesägt, gehämmert und gehobelt.
    Amelie schmirgelte ein wenig an meinem Körper herum. Es kitzelte unerträglich und sah alles andere als professionell aus.
    Manchmal ist weniger mehr , dachte ich.
    Es schien aber, als ob das Mädchen von dem, was sie tat, überzeugt war.
    Als fast alle Farbreste abgeschmirgelt waren, rückte sie mir mit Farbe auf den Leib. Erstaunlicherweise waren es genau meine Originalfarben, wie damals im Alpenvorland. Blaues Gewand, schwarze Stiefel, rote Bäckchen.
    Entweder Intuition oder Wissen , dachte ich.
    Als die Farbe aufgetragen war, föhnte Amelie mich, damit es schneller ging. Pünktlich zum Klingelzeichen der Schulglocke war ich trocken. Auch hinter den Ohren.
    * * *
    11.00 Uhr, Cafeteria.
    Die Cafeteria war voll. Hunderte von Schülern saßen an Tischen oder standen dazwischen in den Gängen. Wieder herrschte eine Lautstärke wie in einer Bahnhofshalle.
    Dass hier alles immer so laut sein muss , dachte ich, während Amelie und Jessy ihre roten Tabletts mit einem Salatteller und Spaghetti Bolognese beluden.
    Wobei Jessy nur die Spaghetti ohne Bolognese nahm. Auch ihr Salat blieb nackt, ohne Soße. Was auch Amelie aufzufallen schien.
    »Nimmst du kein Dressing?« Amelie goss einen Schöpflöffel Joghurtsoße über ihren Salat.
    »Zu fett.«
    »Quatsch, das ist doch nicht zu …«
    »Doch, zwanzig Prozent davon ist Fett. Mindestens! Fett, das dir den ganzen Körper versaut.«
    Sie nahmen ihre Tabletts und durchquerten die Cafeteria.
    »Aber Fett ist doch auch wichtig.«
    »Für Enten vielleicht.« Sie setzten sich an einen freien Tisch. »Damit sie im kalten Wasser nicht frieren. Ehrlich, Fett ist Gift für deinen Körper. Das sind Kalorien, die kriegst du nicht mehr los. Schau dir doch Emilie an!«
    Beide kicherten. Jessy nickte in Richtung Essensausgabe. In deren Nähe saß ein ziemlich dickes Mädchen alleine an einem Tisch.
    »Die sieht aus, als ob sie sich schon zum Frühstück das Dressing literweise reinschütten würde.« Wieder kicherten die beiden.
    »Willst du mal so aussehen?« Jessy nickte erneut in Richtung des Mädchens.
    »Bist du wahnsinnig!«
    »Na, siehst du. Dann würde ich dir raten, auf das Dressing zu verzichten.«
    Amelie schob den Salat und die Spaghetti von sich.
    »Jetzt ist mir der Appetit vergangen. Lass uns gehen.«
    Jessy stand auf und nahm ihr Tablett in die Hand.
    »Wir können ja auch zu Hause was essen.«
    Auch Amelie erhob sich jetzt.
    »Du meinst, ohne Fett.«
    »Genau.«
    Beide trugen ihr Tablett mit dem Essen, das sie kaum angerührt hatten, zurück zum Abräumwagen und verließen die Cafeteria.
    * * *
    11.18 Uhr.
    Amelie und Jessy gingen durch die Flure der Schule und waren dabei in ein Gespräch vertieft, bei dem es um Jungs, die Nachmittagsplanung und um Dinge ging, die Mädchen in ihrem Alter eben so zu besprechen haben.
    Sie kamen im Eingangsbereich des Schulgebäudes an, ließen die zweiflüglige Glastür hinter sich zufallen und wollten gerade unter dem Vordach hervortreten, als ich zwei Jungs sah, die in schwarzen Trenchcoats, die bis zu den Knien reichten, über den Schulhof gingen. Sie kamen direkt und zielstrebig auf den Eingang zu.
    Was haben die denn vor? , dachte ich noch, als auch Amelie und Jessy ihr Gespräch plötzlich unterbrachen. Sie schienenebenfalls von der seltsamen Aufmachung der Jungs irritiert zu sein.
    »Was habt ihr vor?«, rief Jessy ihnen entgegen.
    »Verpisst euch und lasst euch hier ja nicht mehr blicken!«, sagte einer der Jungs.
    Der andere fügte hinzu: »Hier ist gleich die Hölle los.«
    Seltsamerweise klang es so, als wüssten die beiden ganz genau, was sie vorhatten.
    Sie gingen an
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