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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao
Autoren: Jack Vance
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rechtfertigt meine Entscheidung.«
    Kein Laut kam von Palafox, aber ein sechster Sinn ließ Beran den Kopf zu ihm herumdrehen. Erschrocken sah er, daß der Dominie mit weißem, wutverzerrtem Gesicht die Hand hob und den Zeigefinger ausstreckte. Beran warf sich auf den Boden. Ein blauer Strahl zischte über ihn hinweg. Er streckte hastig die eigene Hand aus. Ein Blitz zuckte aus seinem Finger, bohrte sich durch Palafoxs Arm und drang an der Schulter wieder heraus.
    Der Dominie warf den Kopf zurück. Er hatte die Zähne schmerzvoll zusammengepreßt, und von seinen Augen war nur noch das Weiße zu sehen. Das Fleisch brutzelte und das Blut dampfte, wo die zerstörte Energieleitung in seinem Arm sich erhitzt hatte und geschmolzen war.
    Noch einmal richtete Beran den Zeigefinger auf ihn. Es war ratsam, Palafox zu töten, mehr noch, es war seine Pflicht. Der Dominie beobachtete ihn. Der Ausdruck seiner Augen war nicht länger der eines menschlichen Wesens. Er stand und wartete auf den Tod. Beran zögerte. In diesem Moment wurde Palafox wieder zum Mann. Er warf seine Linke hoch. Beran handelte sofort. Wieder schoß ein blauer Blitz aus seinem Finger, aber er traf auf eine Substanz, die Palafox geworfen hatte, und löste sich auf.
    Beran sprang zurück. Die dreißig Frauen hatten sich heulend und wimmernd fallen lassen. Berans Begleiter standen wie gelähmt. Es fiel kein Wort. Palafox eilte aus dem Zelt und verschwand.
    Das Gas hatte auch Beran jegliche Energie geraubt, den Dominie zu verfolgen. Er kehrte in seinen Palast zurück und schloß sich in seinen Privatgemächern ein. Der Morgen wurde zum goldenen paonesischen Nachmittag, der Tag dämmerte in den Abend hinüber.
    Er raffte sich auf und streifte einen hautengen schwarzen Coverall über. Dann bewaffnete er sich mit Messer, Hammerstrahler und Geistblender, nahm ein paar Schluck Nerventonikum und stieg auf das Dachdeck.
    Entschlossen kletterte er in seinen privaten Luftwagen und flog südwärts.
     
    Die öden Klippen von Nonamand hoben sich aus der schaumtosenden Brandung. Beran setzte Kurs auf Pon, und bald war Mount Droghead weit hinter ihm und das Institut in Sicht. Die Jahre, die er als Dolmetscher hier zugebracht hatte, würden sich nun als nützlich erweisen.
    Er landete seinen Wagen auf dem Moor, dann stieg er mit Hilfe des Antigravnetzes in seinen Füßen auf und schwebte hoch über die Institutsgebäude, bis er die beleuchteten Fenster von Palafoxs Gemächern gefunden hatte. Mit seinem Fingerfeuer öffnete er das Fenstersiegel des Nebenraums und trat lautlos ins Studierzimmer. Der Mann am Schreibtisch blickte auf.
    Beran blieb wie angewurzelt stehen. Es war nicht Palafox, sondern Finisterle.
    Finisterle starrte überrascht auf Berans ausgestreckten Zeigefinger. »Was machst du denn hier?« fragte er erstaunt in Pastiche. Beran antwortete in der gleichen Sprache.
    »Wo ist Palafox?«
    Finisterle lachte schwach. »Es sieht fast so aus, als hätte ich beinahe für ihn ins Gras beißen müssen.«
    Beran trat einen Schritt näher. »Wo ist Palafox?« wiederholte er.
    »Du kommst zu spät. Er ist zurück nach Breakness.«
    »Breakness!« rief Beran enttäuscht.
    »Er ist ein gebrochener Mann. Sein Arm ist nutzlos. Niemand hier kann ihn operieren und die Leitung wieder in Ordnung bringen.« Finisterle musterte Beran interessiert. »Unser zurückhaltender Beran – ein Teufel in Schwarz!«
    Beran ließ sich in einen Sessel fallen. »Wer könnte es tun, wenn nicht ich?« Er blickte Finisterle forschend an. »Du lügst mich doch nicht an?«
    Finisterle schüttelte den Kopf. »Weshalb sollte ich?«
    »Er ist dein Vater!«
    Der Breaknesser zuckte die Schultern. »Das bedeutet weder dem Vater noch dem Sohn etwas. Die Leistungsfähigkeit eines Mannes, so groß und bemerkenswert er auch sein mag, ist zeitlich begrenzt. Es ist kein Geheimnis mehr, daß Lord Palafox dem endgültigen Gebrechen erlegen ist – er ist ein Emeritus. Die Welt und sein Verstand sind nicht länger getrennt. Für Palafox sind sie ein und dasselbe.«
    Beran rieb sich das Kinn und runzelte die Stirn. Finisterle beugte sich vor. »Kennst du sein Endziel? Bist du dir des Grundes seiner Übersiedlung nach Pao klar?«
    »Ich ahne es, weiß es jedoch nicht mit Sicherheit.«
    »Vor ein paar Wochen rief er alle seine Söhne zusammen und erklärte uns, wie er sich die Zukunft vorstellt. Er beansprucht Pao für sich. Durch seine Söhne, Enkel und seine eigene Fruchtbarkeit beabsichtigt er, sich immer weiter zu
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