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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao
Autoren: Jack Vance
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hierher, um dich von deinem schwarzen Thron zu holen und dem Tod zu übergeben.«
    Beran nickte nachdenklich, als wäre Esteban Carbone mit einem Gesuch an ihn herangetreten.
    »Wer die Macht hat, soll auch herrschen. Das ist ein altes Gesetz der Geschichte. Du, Beran, bist machtlos, nur wir Myrmidonen sind stark. Deswegen werden wir regieren, und ich erkläre hiermit, daß der Generalfeldmarschall der Myrmidonen jetzt und für alle Zeit als Panarch über Pao herrschen wird.«
    Beran schwieg. Er hatte nichts zu sagen.
    »Deshalb, Beran, erhebe dich mit dem bißchen Würde, das dir geblieben ist, verlaß den schwarzen Thron und schreite in den Tod.«
    Die Kognitanten murmelten. Finisterle rief laut. »Einen Augenblick! Ihr geht zu weit und handelt unüberlegt!«
    Esteban Carbone drehte sich um. »Was hast du da gesagt?«
    »Deine These stimmt. Wer die Macht hat, soll auch herrschen – aber ich bezweifle, daß ihr es seid, die die Macht habt.«
    Esteban Carbone lachte. »Gibt es jemanden, der uns von unserem einmal gesetzten Ziel zurückhalten kann?«
    »Darum geht es nicht. Niemand kann über Pao ohne die Einwilligung der Paonesen herrschen. Und die habt ihr nicht.«
    »Das spielt keine Rolle. Wir werden uns nicht in die Belange der Paonesen einmischen. Sie können sich selbst regieren – solange sie uns mit allem, was wir brauchen, versorgen.«
    »Und wer sagt ihnen, was ihr braucht? Wer wird den Paonesen Befehle erteilen?«
    »Wir, selbstverständlich.«
    »Aber wie sollen sie euch verstehen? Ihr sprecht weder Technikant noch Paonesisch, sie sprechen kein Couragant. Wir Kognitanten weigern uns, für euch zu dolmetschen.«
    Esteban Carbone lachte. »Das ist wahrhaftig eine interessante Überlegung. Willst du damit andeuten, daß die Kognitanten aufgrund ihrer linguistischen Fähigkeiten über die Couraganten herrschen sollten?«
    »Nein. Ich mache euch nur darauf aufmerksam, daß ihr gar nicht imstande seid, Pao zu regieren, weil ihr euch mit euren sogenannten Untertanen nicht verständigen könnt.«
    Esteban Carbone zuckte die Schultern. »Ein Problem von keiner besonderen Bedeutung. Wir sprechen ein paar Worte Pastiche, genug jedenfalls, um uns verständlich zu machen. Bald werden wir es besser können und unsere Kinder darin unterrichten.«
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte Beran plötzlich, »der vielleicht jeden zufriedenstellen könnte. Es ist uns wohl allen klar, daß die Couraganten so viele Paonesen töten können, wie es ihnen gefällt, und daß sie deshalb die Macht ausüben. Aber sie werden zweierlei feststellen, das ihre Freude über diese Macht sehr mindern wird: Erstens, der traditionelle Widerstand der Paonesen gegen Zwangsmaßnahmen; und zweitens, ihre Unfähigkeit, sich mit den Paonesen und Technikanten zu verständigen.«
    Carbone hörte ihm mit grimmigem Gesicht zu. »Die Zeit wird diese Probleme lösen. Vergiß nicht, wir sind die Eroberer.«
    »Richtig«, pflichtete Beran ihm müde bei. »Ihr seid die Eroberer. Aber ihr würdet um so besser und leichter herrschen können, zu je weniger Unruhe es kommt. Und bis ganz Pao eine gemeinsame Sprache spricht wie Pastiche, beispielsweise, könnt ihr nicht in Ruhe herrschen.«
    »Dann muß ganz Pao eben eine einzige Sprache sprechen!« rief Carbone. »Das ist eine simple Lösung! Was ist Sprache schon anderes als eine Zusammensetzung von Worten? Und dies ist mein erster Befehl: jeder Mann, jede Frau, jedes Kind auf dem Planeten muß Pastiche lernen.«
    »Und inzwischen?« fragte Finisterle.
    Esteban Carbone nagte an seiner Unterlippe. »Die Dinge müssen mehr oder weniger ihren üblichen Lauf nehmen.« Er blickte Beran an. »Bist du bereit, meine Macht anzuerkennen.«
    Beran lachte. »Und ob! Ganz nach deinem Wunsch werde ich den Befehl erteilen, daß jedes Kind auf Pao, ob nun Couragant, Technikant, Kognitant oder Paonese Pastiche lernen muß, und zwar als Hauptsprache, die der Sprache seiner Eltern vorgeht.«
    Esteban Carbone musterte ihn durchdringend. Schließlich sagte er: »Du bist besser davongekommen, als du es verdienst, Beran. Es stimmt, wir Couraganten legen keinen Wert darauf, unsere Zeit mit Regierungsgeschäften zu verschwenden. Darum überlasse ich das Regieren dir – aus keinem anderen Grund. Solange du uns gehorchst und dich nützlich machst, magst du weiter auf deinem schwarzen Thron sitzen und dich Panarch nennen.« Er verbeugte sich, drehte sich auf dem Absatz und marschierte aus der Halle.
    Beran blieb zusammengekauert sitzen.
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