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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan
Autoren: Gayle Lynds
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elend.«
    Sie sprangen über einen rasch dahinströmenden Wasserschwall, landeten wieder auf dem verlassenen Bürgersteig und gingen rascher weiter. Der Himmel wurde schwarz. Der kalte Regen prasselte heftig spritzend auf das Pflaster. Fröstelnd rannten sie, Pfützen ausweichend, weiter. Endlich entdeckte Asher das Schild des Bistro: ROUGET DE LISLE. Es war an der nächsten Ecke. Er wollte Sarah gerade darauf aufmerksam machen, als plötzlich ein schwarzer Lieferwagen unter lautem Reifenquietschen direkt neben ihnen anhielt, sodass sie von der Straße nicht mehr zu sehen waren.
    Noch bevor der Wagen ganz zum Stehen gekommen war, schaltete bei Asher alles auf Alarm. Sein Blick schoss von dem Lieferwagen zu der dunklen Einfahrt auf der anderen Seite des verlassenen Bürgersteigs. Zwei bewaffnete maskierte Männer, die sich darin versteckt hatten, sprangen daraus hervor. Asher schleuderte ihnen den aufgespannten Regenschirm entgegen.
    Sie wichen ihm aus, und Asher versetzte Sarah einen heftigen Stoß, um sie vor den zwei Männern in Sicherheit zu bringen. Dann riss er die kleine Pistole aus dem Holster an seiner Wade, und im selben Moment flog die Tür des Lieferwagens auf.
    Als er die Waffe auf die Angreifer richtete, wirbelte Sarah herum, um nach ihm zu sehen. Ihr wasserüberströmtes Gesicht erstarrte zu einer Maske des Entsetzens, als sie merkte, wie sorgfältig der Überfall geplant war.
    Asher wollte Sarah gerade zurufen, sie solle fliehen, doch im selben Moment ertönte das Plopp-plopp schallgedämpfter Schüsse. Eine Kugel traf Asher in die Brust. Es war, als würde er von einem aus dem Nichts auftauchenden Riesen gepackt und nach hinten geschleudert. Die Landung war hart. Arme und Beine von sich gestreckt, knallte er mit dem Kopf auf den Bürgersteig. Die Pistole flog ihm aus der Hand. Seine Augen schlossen sich.
    Sarah schrie: »Lassen Sie mich los!«
    Ihre Stimme schaffte es kaum mehr, zu seinem schmerzumnebelten Verstand durchzudringen.
    »Asher!«, rief sie außer sich. »Was ist mit dir? Asher! Lassen Sie mich zu ihm!«
    Es ertönten die dumpfen Geräusche eines Handgemenges.
    »Merde!« , fluchte einer der Männer.
    »Sie kämpft wie ein Tiger«, bemerkte ein anderer auf Französisch.
    Asher versuchte, die Augen zu öffnen, sich auf die Seite zu wälzen, aufzustehen. Kämpfe. Rette Sarah. Es zerriss ihn fast, aber er konnte nichts tun, er war vollkommen hilflos.
    »Schafft die Frau ins Auto!«, schrie einer der Männer. »Schnell!«
    »Asher!« Ihr sehnsüchtiger Schrei ging ihm durch und durch.
    Die Verzweiflung mobilisierte seine letzten Kräfte. Er spürte, er konnte sich noch bewegen. Seine Handflächen stemmten sich gegen das nasse Pflaster.
    Bevor er sich hochdrücken konnte, stießen kräftige Hände seine Schultern wieder nach unten. Jemand schrie vor Schmerz auf. Er?
    Eine Stimme knurrte in sein Ohr: »Wenn Sie Ihre Frau lebend Wiedersehen wollen, Flores, beschaffen Sie uns die Aufzeichnungen des Carnivore. Sie und Langley haben vier Tage Zeit. Nicht länger. Die Aufzeichnungen des Carnivore. Sagen Sie es.« Dieser Mann sprach Englisch, mit amerikanischem Akzent.
    Asher versuchte, die Lippen zu bewegen. Er presste Luft zwischen ihnen hindurch. »Carnivore«, brachte er hervor. »Vier Tage.«
    Die Aufzeichnungen des Carnivore? Welche Aufzeichnungen? »Unmöglich!«
    Aber die Hände waren weg. Autotüren schlugen, Reifen quietschten.
    Außer sich vor Angst schrie er: »Sarah!«
    Es kam keine Antwort. Unerbittlich prasselte der Regen auf sein Gesicht, lief in seine Ohren, als er sich aufzurichten versuchte. Um Atem ringend, heftig hustend, fiel er wieder zurück, und ihm wurde eiskalt. Er stellte sich Sarah vor, jedes einzelne Detail ihres Gesichts, hörte ihre melodische Stimme, spürte ihre Lippen über seine Wange streifen. Voller Sehnsucht nach ihr und voller Angst, was sie ihr antun könnten, überkam ihn tiefe Mattigkeit, dann Dunkelheit.

ZWEI
Santa Barbara, Kalifornien
    Auf dem Rasen vor dem psychologischen Institut begann Liz mit dem Dehnen. Während sie, auf einem Bein balancierend, zuerst ein Fußgelenk, dann das andere nach hinten zog, ließ sie die Julisonne auf sich einwirken und genoss die milde Meeresluft auf ihrer Haut. Die Temperatur war mit etwas über 20 Grad optimal, und das, obwohl New York und Washington laut Weather Channel gerade von einer alles erstickenden Hitzewelle heimgesucht wurden. Die Entscheidung, sich an der Westküste niederzulassen, war sicher eine ihrer
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