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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan
Autoren: Gayle Lynds
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erpresst, was in diesen verfluchten Aufzeichnungen steht.« Er spürte, wie sein Herz zu klopfen begann. Er hatte Übergewicht und Herzprobleme, und das machte ihm Sorgen, wenn er sich gestattete, darüber nachzudenken.
    Er schloss die Augen und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Liz Sansborough war das einzige Kind Hal Sansboroughs – des Carnivore, eines der am meisten gefürchteten und am schwersten zu fassenden Auftragskillers zur Zeit des Kalten Krieges. Obwohl Leute wie Carlos, der Schakal, Imad Fayez Mugniyeh und der Abt kaum weniger berüchtigt waren, galt der Carnivore unter Insidern als der Größte – gehasst, aber von allen Seiten engagiert. Ihm war nie ein Fehler unterlaufen, der so schwerwiegend war, dass seine wahre Identität enthüllt worden wäre. Es gab keine Fotos von ihm, und bis kurz vor seinem Selbstmord war es niemandem gelungen, seinen richtigen Namen herauszufinden. Er war eine Chimäre gewesen, ein Chamäleon in der Halbwelt der Spione und international gesuchten Kriminellen, unzerstörbar. Der Mann ohne Gesicht.
    Als Kronos wieder zu sprechen begann, war sein Tonfall nicht mehr so vorwurfsvoll. »Werden Sie tun, was der Erpresser verlangt, Helios?«
    »Auf gar keinen Fall.« Der Ton des Außenminister ließ keinen Zweifel aufkommen. »Wir müssen diese Aufzeichnungen selbst finden. Ich muss ständig an die drei Zeitungsausschnitte denken, die ich Ihnen geschickt habe. Die Lösung könnte in einem von ihnen zu finden sein.« Er zog sie aus seinem Aktenkoffer.
    »Wenn dem so ist, sehe ich sie jedenfalls nicht.«
    Mellencamp sagte nichts, während er sie überflog.
     
    Times , Großbritannien
    Sir Robert Childs, MP, wurde heute mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in der Badewanne aufgefunden. Offensichtlich handelte es sich um einen Selbstmord. Die Hausangestellte, die den beliebten Parlamentarier entdeckte, sagte aus, sie habe einen Abschiedsbrief gefunden, in dem er seine Familie wegen seiner Affären mit verschiedenen Callgirls um Verzeihung bat …
     
    Bild , Deutschland
    Mit tiefer Bestürzung nahm heute Morgen das ganze Land die Rücktrittserklärung von Bundeskanzler Hans Raab zur Kenntnis. Unter dem Druck der Anschuldigungen, während seiner 16-jährigen Amtszeit illegal Spenden entgegengenommen zu haben, hat Raab um Mitternacht …
     
    Washington Post , Vereinigte Staaten
    Der Wahlkampf hat eine weitere überraschende Wendung genommen, nachdem innerhalb von sechs Wochen der sechste Kongressabgeordnete angekündigt hat, nicht mehr für seinen Sitz im Kongress zu kandidieren. Jay White (D-OR) führte als Grund die Geburt seines dritten Kindes an und erklärte, er müsse, um für seine Familie aufkommen zu können, in die Privatwirtschaft zurückkehren.
    Das sind mittlerweile drei Republikaner und drei Demokraten, jeweils vom extrem rechten oder linken Flügel ihrer Partei, die nicht für eine Wiederwahl kandidieren. Keiner hatte einen ernst zu nehmenden Herausforderer …
     
    »Nehmen Sie doch Sir Robert«, sagte Mellencamp. »Er verblutete wie ein dekadenter römischer Senator in der Badewanne, angeblich, weil herausgekommen war, dass er mit ein paar Nutten rumgemacht hatte. Dass er sich wegen so einer Lappalie umgebracht haben soll, ist doch vollkommen lächerlich.«
    »In bestimmten Londoner Kreisen war längst bekannt, dass er mit Callgirls verkehrte.«
    »Genau. Er muss befürchtet haben, etwas anderes – etwas, das schwerer wog – könnte an den Tag kommen. Sonst hätte er auf keinen Fall Selbstmord begangen.«
    Mellencamp seufzte. »Und Raab ist unter dem Vorwand irgendwelcher finanzieller Unregelmäßigkeiten zurückgetreten. Vollkommen unglaubwürdig, dass er wie ein billiger kleiner Dieb um Mitternacht zurücktritt, und das alles bloß wegen einer belanglosen Schmiergeldaffäre.«
    »Jedenfalls kann er jetzt seinen Wunschkandidaten für den Posten des Wirtschaftsministers nicht mehr durchsetzen. Die Umweltschutz-Bestimmungen hätten die internationalen Märkte um zehn Jahre zurückgeworfen.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung hielt kurz inne und resümierte schließlich nachdenklich: »Vielleicht ist es das. Vielleicht wurde Raab erpresst und wegen der Ernennung des neuen Wirtschaftsministers zum Rücktritt gezwungen, während diese Schmiergeldaffäre nur als Vorwand für die Öffentlichkeit diente.«
    Mellencamp nickte. »Aber was hat das mit diesen sechs Kongressabgeordneten zu tun, die sich kurz vor den Wahlen aus der Politik zurückgezogen
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