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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben
Autoren: Alexandra Ivy
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so schnellen Bewegung, dass sie für das bloße Auge nicht zu erkennen war, goss er das Blut aus dem Fenster und trat wieder neben Abby. Dann streckte er sich überraschend auf dem nackten Boden aus. »Wenn die Hexen glauben, dass ich tot bin, habe ich bessere Möglichkeiten, einen Fluchtweg zu suchen.«
    Abby biss sich auf die Lippe. Ihr gefiel dieser Plan nicht. Nicht, wenn er bedeutete, dass sie von Dante getrennt wurde.
    »Aber meinst du nicht, Edra wird es wissen?«, fragte sie.
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Dass ich nicht tot bin?«
    »Ja.«
    »Abby, ich bin tot.«
    Sie schnitt eine Grimasse.
    Dantes Gesicht nahm einen düsteren Zug an. »Sei vorsichtig, Liebste. Ich werde, so schnell ich kann, dafür sorgen, dass wir von hier verschwinden können.«
    Die Schritte waren nun nahe genug, um auch für Abbys menschliche Ohren hörbar zu sein.
    »Lass es bitte sehr schnell gehen«, flüsterte sie.
    Dante versank tief in sich selbst. Anders als bei den meisten Menschen würde bei der uralten Hexe mehr als ein regloser Körper nötig sein, um sie davon zu überzeugen, dass er tot war.
    Glücklicherweise konnten sich Vampire so weit in sich selbst zurückziehen, dass nur noch ein anderer Vampir imstande war, den Lebensfunken zu spüren.
    Keine Zauber, kein Hokuspokus würden die Wahrheit ans Licht bringen.
    Dante verfolgte mit seinen Sinnen Edra, die sich stetig näherte, und Abby, die sich zu ihm herunterbeugte und sein Gesicht berührte. Er konnte die süße Hitze ihrer Haut und darunter den scharfen Geruch der Angst wahrnehmen.
    Heftig musste er gegen seine Instinkte ankämpfen, damit er nicht seine Gedanken ausstreckte, um sie zu beruhigen. Selbst die kleinste Spur seiner Kräfte würde die Hexe auf ihn aufmerksam machen.
    Die Schritte durchquerten den Raum, und Dante entdeckte den Geruch von Eisen in der Luft. Eigenartig. Die Frau trug wohl ein Amulett. Und zwar nicht das traditionelle Amulett aus Holz.
    Dieses hier war hart und dunkel und rief ein Gefühl von düsteren Schatten hervor.
    »Meine Herrin, stimmt etwas nicht?«, gurrte Edra mit geheucheltem Mitgefühl.
    »Lieber Gott, etwas ist mit Dante passiert.« Die Angst in Abbys Stimme war unverkennbar. Ob sie von dem Entsetzen herrührte, den Klauen der Hexe ausgeliefert zu sein, oder von der Tatsache, dass Dante tatsächlich bemerkenswert tot wirkte, war unmöglich festzustellen. »Sie müssen ihm helfen.«
    »Natürlich, ich werde sofort eine Heilerin kommen lassen. Kommt mit mir.«
    Abbys Hand schloss sich fester um Dantes Wange. »Ich kann ihn hier nicht zurücklassen.«
    »Verfugt Ihr über die Gabe, die Untoten zu behandeln und zu heilen?«
    »Nein, aber...«
    »Dann müssen wir jemanden aufsuchen, der diese Gabe besitzt.«
    Ihre Anordnung klang vollkommen vernünftig, und Dante spürte, wie Abby langsam aufstand.
    »Also gut.«
    Es kostete ihn jeden Funken Willenskraft, den er besaß, nicht aufzuspringen und Abby davon abzuhalten, langsam den Raum zu verlassen.
    Er wollte nicht, dass sie ihn verließ. Dass sie es riskierte, allein mit Edra zu sein.
    Aber hatten sie eine andere Wahl?
    Er konnte die Hexe nicht direkt angreifen. Nicht, solange er noch an den Phönix gebunden war. Und Abby war noch damit beschäftigt, sich mühsam an die Kräfte heranzutasten, die sie besaß.
    Alles, was er tun konnte, war, den Hexenzirkel glauben zu machen, er sei nicht länger eine Bedrohung, und auf eine Gelegenheit zu warten, Abby aus der Gewalt der Hexen zu befreien.
    Danach... nun ja.
    Mit diesem »danach« würde er sich beschäftigen, wenn es so weit war.
    Dante zwang sich zu warten und sich zu vergewissern, dass niemand anders den Raum betrat, wurde aber plötzlich von einem schwachen Pochen am Fenster abgelenkt.
    Vorsichtig streckte er seine Sinne danach aus. Seine Lippen zuckten, als er mit einer fließenden Bewegung auf die Beine kam und den Raum durchquerte, um den Vampir anzusehen, der direkt vor dem Fenster stand.
    »Viper.«
    »Ein Schläfchen während der Arbeit?«, fragte der silberhaarige Vampir, während er durch das offene Fenster schlüpfte.
    Dante hob die Augenbrauen, als Viper seinen Samtmantel glättete und die Rüschen seiner Manschetten zurechtzupfte.
    »Wie bist du hereingekommen?«
    Ein verschmitztes Lächeln glitt über die allzu schönen Züge des anderen Vampirs. Er griff unter sein Hemd und zog einen kleinen Lederbeutel heraus, der mit einem Lederband um seinen Hals befestigt war.
    »Ein Geschenk von einer Voodoopriesterin.«
    Dante
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