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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
Autoren: A. Lee Martinez
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vorhatte, selbst wenn er sie hier nur mit einem Kerl im Schrank eingesperrt lassen wollte, würde sie trotzdem verhungern, bevor sie ernsthaft etwas ausgerichtet hatte.
    Die bloße Erkenntnis machte sie vorzeitig hungrig. Sie würde sich wohl mit Limo begnügen müssen, obwohl sie für ein Putensandwich getötet hätte. Im Kühlschrank wartete eines auf sie. Der Fünferpack Mr   Fizz hatte seine sechste Dose auch regeneriert.
    Jemand war mit ihr hier drin. Jemand anders als der Kerl im Schrank.
    Mit der Lampe in der Hand durchsuchte sie das Apartment. Ohne Ergebnis.
    »Wo ist sie?«, fragte sie.
    »Wo ist was?«, antwortete der Schrank.
    »Die Geheimtür.«
    Er kicherte. »Es gibt nur einen Weg nach draußen, und mit dem sprichst du gerade.«
    »Ich bin nicht dumm. Jemand muss das Sandwich in den Kühlschrank gelegt haben.«
    »Das warst du. Indem du es dir gewünscht hast.«
    »Für wie leichtgläubig hältst du mich?«
    »Was für ein Sandwich ist es?«, fragte der Schrank.
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Was für eines?«
    Sie ließ sich gegen die Wand sinken und warf dem Schrank einen bösen Blick zu. »Pute.«
    »Und an was für ein Sandwich hast du gerade gedacht?«
    Diana tat die Bemerkung zunächst als Unsinn ab. Aber sie hatte ihren Sandwichwunsch nicht laut ausgesprochen. Angenommen, es gab irgendwo eine Geheimtür, und dieser Jemand hatte sich in die kleine Wohnung geschlichen, ein Sandwich eingeschmuggelt und war wieder entkommen – alles, ohne dass sie es bemerkte –, dann hätte er trotzdem telepathische Fähigkeiten besitzen müssen, um zu wissen, was sie wollte. Und außerdem irgendeine Hochgeschwindigkeits-Sandwichherstellungsfähigkeit.
    Die rationale Erklärung hatte einige Löcher.
    Sie kehrte zum Kühlschrank zurück. Das Sandwich war noch da. Eine Untersuchung ergab, dass es genau so war, wie sie es mochte. Mit nur einem Hauch Mayo und Senf, einem einzelnen Salatblatt und drei Tomatenscheiben. Sie legte es in den Kühlschrank zurück, schloss die Tür und starrte zehn Sekunden lang auf das Gerät.
    »Orangensaft«, sagte sie und öffnete die Tür.
    Das Sandwich war fort. An seiner Stelle: ein großes Glas Saft.
    Sie schloss die Tür.
    »Frittiertes Twinkie !«, flüsterte sie und riss die Tür auf.
    Und da war es.
    Diana hatte zu viel Zeit ihres Lebens in einer logischen Welt verbracht, um schon überzeugt zu sein. Erst nachdem sie den Kühlschrank von der Wand weggezogen, nach falschen Wänden und Falltüren gesucht und nichts gefunden hatte, hatte sie keine andere Möglichkeit mehr. Der Kerl im Schrank mochte zwar seltsam sein, brauchte aber keine übernatürliche Erklärung. Ein magischer Kühlschrank war dagegen nicht so einfach von der Hand zu weisen.
    »Verdammt.« Sie umrundete den Kühlschrank zweimal, bevor sie sich geschlagen gab. »Dann nehme ich jetzt das Sandwich.«
    Sie aß das Sandwich im Stehen in der Küche und versuchte, aus allem schlau zu werden, aber es machte nicht klick.
    Das Telefon klingelte. Sie ging ins Wohnzimmer, starrte das Telefon an, hob aber nicht ab.
    Es klingelte weiter.
    »Willst du vielleicht mal drangehen?«, fragte die Stimme.
    Sie hob den Hörer ans Ohr.
    »West?«
    »Wurde auch Zeit«, sagte West. »Ich mag vielleicht alterslos sein, Nummer Fünf, aber ich habe trotzdem nicht den ganzen Tag Zeit.« Er schwieg kurz. »Und, hast du den Schrank schon geöffnet?«
    »Nein.«
    »Gut. Tu’s auch nicht.«
    »Hören Sie vielleicht mal mit diesem blöden Schrank auf?«
    »Wie du willst.«
    Er legte auf.
    »Ach, Scheiße!« Diana starrte den Hörer an, dann den Schrank.
    »Frustrierend, nicht wahr?«, fragte der Schrank. »Stell dir vor, wie es mir geht. Ich wurde in der Dämmerung der Zeit hervorgebracht, und jetzt bin ich hier an einen kleinen Klumpen flüchtiges Fleisch gebunden.«
    »Wovon gebunden?«
    »Was auch immer solche Sachen entscheidet. Urkräfte, die sogar mich dazu bringen würden, mir vor Angst in die Hose zu pissen. Oder mich dazu brächten, wenn ich pissen würde. Es ist ein kompliziertes Universum. Tut mir leid, wenn ich es nicht einfach in einer prägnanten Metapher zusammenfassen kann.«
    Wieder klingelte das Telefon. Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln. Die Beherrschung zu verlieren brachte sie nicht weiter.
    »Hallo.«
    »Hallo«, sagte West. »Jetzt bereit, zu reden?«
    Sie holte tief Luft und antwortete mit ruhiger Stimme. »Ja.«
    »Gut. Folgendermaßen läuft es: In dem Schrank befindet sich ein
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