Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Beifügung einer anonymen Notiz: Diese Sachen gehören dem Mörder von Julia Hopkins.
    Der Schirmgriff trägt meine Fingerabdrücke, überlegte der Mann. Ansonsten geben weder der Mantel noch die Galoschen einen Hinweis auf ihren Besitzer. Sie sind billigste Ware, eigens zu diesem Zweck in einem zweitrangigen Kaufhaus erstanden. Mit Ausnahme der Schuhe. Die habe ich in der Bond Street gekauft. Aber das liegt schon ein halbes Jahr zurück. Niemand kennt mich dort, kein Mensch wird sich an mich erinnern können. Bliebe der Schirm mit den Fingerabdrücken. Er biß sich auf die Unterlippe. Dann fiel ihm ein, daß er keinen Wagenmotor gehört hatte. Der Mörder war demnach zu Fuß gekommen und gegangen. Er besaß nur einen winzigen Vorsprung und mußte sich noch in unmittelbarer Nähe befinden. Der Mann trat hinaus in die vom Regen erfüllte Dunkelheit. Die Furcht, die ihn in ihren Klauen hielt, bewirkte, daß er nicht einmal die Nässe spürte, die schon nach dem ersten Schritt seine Socken durchtränkte. Ich muß ihn finden, ich muß ihn finden...
    Plötzlich blieb er stehen. Ihm fiel die angelehnte Salontür ein. Wenn nun einer der Gäste für einen Moment ins Freie getreten war, um frische Luft zu schöpfen? Wenn dieser Jemand nun die Sachen gesehen und mit in die Garderobe genommen hatte?
    Nein, das erschien höchst unlogisch. Erstens einmal bestand für keinen der Gäste, auch nicht für Jonathan Carter, der geringste Anlaß, ausgerechnet den Hinterausgang zu benutzen, und zweitens gab es für sie keinen Grund die nassen Sachen ins Hausinnere zu tragen. Es blieb nur die eine Möglichkeit: der Mörder hatte alles an sich genommen. Das hieß, daß er den Mörder finden mußte, und zwar sofort.
     
    *
     
    „Wenn ich gezwungen wäre, einen Menschen zu töten, würde ich mich wahrscheinlich einer Pistole bedienen", sagte Conway und drehte das Glas nachdenklich zwischen seinen Fingern. „Eine Klinge könnte ich unmöglich handhaben. Während meiner Militärausbildung hat es mir schon Übelkeit verursacht, mit einem Bajonett in eine Strohpuppe zu stechen. Und Gift? Das ist mir zu hinterhältig, zu...
    Er suchte nach einem Wort, fand aber nichts Passendes, und Burgos meinte lachend:
    „Mein lieber Freund, es kommt doch wirklich nicht darauf an, welcher Mittel man sich bedient. Es ist nur wichtig, daß das Alibi stimmt."
    „Ich finde, wir sollten das Thema abbrechen", sagte Gladys Brooks und schaute zu der angelehnten Tür hin, die in den kleinen Salon führte. Von dort ertönten schon seit geraumer Zeit die Geräusche, die Jonathan Carter beim Aufbau der Leinwand und eines Schmalfilmprojektors verursachte.
    Conway beugte sich nach vom und stellte sein Glas auf der Tischplatte ab.
    „Immer das gleiche", murrte er. „Wenn wir zu Carter kommen, glaubt er uns mit den neuesten Produkten seines Schmalfilmhobbys vertraut machen zu müssen. Heutzutage kann man kaum noch Gast in irgendeinem Hause sein, ohne nicht mit den Dias, Filmen oder Fotos des gastgebenden Fotoamateurs belästigt zu werden. Dabei ist alles so furchtbar laienhaft, so unausgewogen in der Komposition, so schrecklich bunt um des Buntseins willen."
    „Beleidigen Sie mich nicht!" rief Carter aus dem Nebenraum. „Ich behaupte ja gar nicht, ein ausgekochter Regisseur zu sein. Ich bin kein Profi. Aber die Wirkungsgesetze von Licht und Schatten sind mir wohl bekannt, und ich bemühe mich, Farbe und Bewegung zu einer harmonischen Einheit verschmelzen zu lassen. Im übrigen gibt es sogenannte Fachleute, die sogar auf ihrem ureigensten Gebiet nur Mäßiges leisten. Nehmen wir zum Beispiel die Architektur..."
    Carter öffnete die Tür und trat ein. Er wechselte jedoch sofort das Thema, als er Gladys' Blick auf sich gerichtet sah. „Also schön", meinte er resignierend. „Wenn sich kein Mensch dafür interessiert..."
    Gladys Brooks unterbrach ihn. „Achten Sie doch nicht auf Mr. Conway! Er ist ein Snob. Ich würde mir den Film sehr gern anschauen, Mr. Carter." Conway lächelte unsicher.
    „Meine Worte waren nicht für Ihre Ohren bestimmt, Mr. Carter. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse. Ich . .."
    „Schon gut, Conway. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Im übrigen ist es gar nicht nötig, daß Sie sich den Zinnober ansehen. Sie kennen die Filme ja schon. Bleiben Sie also ruhig hier, und träumen Sie davon, wie Sie unsere stockkonservativen Londoner von den Vorzügen eines geschmacklosen Bungalows überzeugen können."
    „Vielen Dank, ich akzeptiere das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher