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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Angebot."
    Carter wandte sich an Burgos.
    „Wie steht es mit Ihnen? Wollen Sie auch kneifen?"
    Burgos lächelte dünn. „Ich bin ein Jünger der Kunst. Mich interessiert alles, was damit im Zusammenhang steht. Im übrigen kann ich Sie unmöglich mit der jungen Dame in der Dunkelheit des Nebenzimmers allein lassen." Sein Lächeln wurde betont anzüglich. „Gewiß legen Sie selbst großen Wert darauf, einen Anstandswauwau bei sich zu haben."
    „Sie sind gräßlich!" kicherte Gladys Brooks, blickte aber dabei Jonathan Carter an.
    Der Hausherr verzog keine Miene. Er sagte nur: „Ich finde Ihren Witz keineswegs so umwerfend komisch, Burgos. Aber jetzt kommen Sie bitte. Wir wollen beginnen."
    Er hielt Gladys und Burgos die Tür zum Nebenzimmer offen und schloß sie dann hinter sich. Im kleinen Salon waren einige bequeme Stühle links und rechts von dem Projektor aufgebaut. Vor der Tür, die in die Halle führte, hing die Leinwand. Burgos und Gladys stiegen über die zahlreichen Kabel, die am Boden lagen, und nahmen nebeneinander Platz. „Warum haben Sie Ihre Gläser nicht mitgebracht?" erkundigte sich Carter.
    „Vergessen", sagte Burgos.
    „Warten Sie, ich hole sie Ihnen", meinte Carter und ging davon, noch ehe Burgos ein Wort des Protestes äußern konnte. Carter öffnete die Tür zum Salon. Der Nebenraum war leer. Die blutrote Couch war verlassen. Conway war nirgendwo zu sehen. Carter achtete nicht weiter darauf. Er ergriff die beiden Gläser und brachte sie seinen Gästen. „Will Conway wirklich auf die Vorstellung verzichten und draußen bleiben?" fragte Burgos, der dankend sein Glas entgegennahm.
    „Offensichtlich. Er hat die Filme schon gesehen".
    „He, Conway!" rief Burgos laut. „Seien Sie kein Fisch! Etwas Gutes kann man sich auch zweimal anschauen."
    „Geben Sie sich keine Mühe", meinte Carter und trat an den Projektor. „Conway ist nach draußen gegangen. Kann es losgehen?"
    „Wir sind bereit", erwiderte Gladys Brooks.
    Carter knipste das Licht aus. Der Apparat schnurrte los. Zuerst erschien ein strahlend weißes, flimmerndes Quadrat auf der Leinwand. Dann verdunkelte sich die Fläche, und kurz darauf begann der Film, eine typische Amateurarbeit über Blackpool und Brighton. Es folgte noch ein weiterer Film, den er vor einem Jahr in Tanger aufgenommen hatte, und ein Filmehen, das die Schönheiten einer Mißwahl zeigte.
    Gladys stieß von Zeit zu Zeit kleine Schreie des Entzückens aus.
    „Ach, wie süß!"
    „Nein, sehen Sie nur — einfach herrlich!"
    „Wunderbar!"
    Burgos schwieg. Carter gab gelegentlich ein paar erklärende Worte ab. Die Vorführung dauerte nicht länger als zwanzig Minuten. Trotz Gladys Brooks enthusiastischer Äußerungen hatte Carter anscheinend das Gefühl, daß seine Filme nicht so recht ankamen, denn er drehte plötzlich das Licht wieder an und sagte:
    „Das war alles!"
    „Oh, wie schade!" meinte Gladys Brooks, aber es klang keineswegs sehr bedauernd, und sie ging sofort mit Burgos zurück in den Salon. Carter folgte ihnen. Conway saß wieder auf der Couch.
    „Sie sehen blaß aus", stellte Burgos fest. „Ist Ihnen übel, mein Freund?" Conway hob das Kinn.
    Er war siebenundzwanzig Jahre alt. Sein Kopf war schmal und wohlgeformt. Die Backenknochen waren hoch angesetzt und scharf gezeichnet. Das gab ihm einen interessanten und leicht dämonischen Anstrich, der durch die dunklen, lebhaften Augen noch vertieft wurde. Seine Lippen waren beinahe farblos. „Haben Sie nicht den Schrei gehört?" fragte er.
    „Welchen Schrei?" wollte Carter wissen.
    „In dem Augenblick, als Sie zu dritt im Nebenzimmer verschwanden, schien es mir so, als hätte ich einen Schrei vernommen. Ich ging sofort nach draußen, um mich umzuschauen, aber ich konnte nichts Verdächtiges entdecken."
    „Seit dem angeblichen Schrei ist mehr als eine Viertelstunde verstrichen", sagte Burgos. „Trotzdem sind Sie noch immer so verstört?"
    Conway zuckte mit den Schultern.
    „Ich weiß selbst nicht warum. Ich bin sonst keine ängstliche Natur. Vielleicht liegt es daran, daß wir vorhin dieses verrückte Thema behandelten. Hinzu kommen der Sturm und der Regen, und schließlich der furchtbare Schrei..."
    „Sie haben eine zu lebhafte Phantasie, wie alle künstlerisch veranlagten Menschen", meinte Gladys Brooks und setzte sich auf die Couch.
    Burgos zog ein böses Gesicht.
    „Ich bin auch ein Künstler! Noch mehr und ausgeprägter als unser Freund Conway. Natürlich stellte ich nicht in Abrede, eine
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