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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schnell, genau dem vorgezeichneten Plan und seinem Rhythmus treu bleibend. Wenige Meter vor einem der im Erdgeschoß erleuchteten Fenster blieb er stehen. Da waren sie. Conway und Burgos saßen auf der Couch. Es war eine riesengroße Couch inmitten eines gewaltigen Raumes, der farbliche Mittelpunkt in dem blaugetönten Salon. Der Innenarchitekt hatte alle Möbel um diese blutrote Couch gruppiert. Während der Mann im Regen in das Innere des Raumes starrte, fiel ihm ein, daß die Szene, die er vor sich sah, einem der minderwertigen Gesellschaftsstücke entnommen sein konnte, die Julia so gern inszenieren half. Conway und Burgos auf der Couch... lebhaft diskutierend und mit harten, unfreundlichen Gesichtern. Sie waren Rivalen um Julias Gunst, und das ließ sie immer wieder aufeinander losgehen. Ihnen war jedes Thema recht, um eine Diskussion vom Stapel zu lassen, und die Scheinlogik ihrer Argumentation wurde nur von dem glühenden Wunsch geformt, den Gegner zu verletzen und bloßzustellen. Leeres Gerede, dachte der Mann im Regen. Während er starr und unbeweglich unter dem tropfenden Schirm stand, glitt sein Blick weiter.
    Am Kamin lehnte ein Mädchen, das er bisher nur ein einziges Mal gesehen hatte.
    Wenn er sich recht erinnerte, hieß sie Gladys Brooks. Sie war dunkelhaarig und dunkeläugig; ein hübsches und recht katzenhaft wirkendes Wesen, dessen große mandelförmig geschnittene Augen von überraschend langen Wimpern beschattet wurden, und das seinen Mangel an Konversationstalent mit einem Vorrat brauchbarer Phrasen und einem beständigen, sehr reizenden Lächeln geschickt zu übertünchen verstand. Gladys Brooks. Eines von den Mädchen, die Julia ins Haus gebracht hatte, um der Gunst des reichen Onkels nicht verlustig zu gehen. Jonathan Carter stand nur wenige Meter von dem jungen Mädchen entfernt an einem großen Tisch, dessen Platte mit einem Sortiment buntetikettierter Flaschen bedeckt war. Schmunzelnd schüttelte er einen silbernen Mixbecher. Das Getränk schien für Gladys bestimmt, denn sie beobachtete ihn mit ihrem warmen Jungmädchenlächeln, als sei sie begierig, zu kosten, was er ihr da zurechtmixte. Ja, das waren sie.
    Keine große Gesellschaft, nur ein kleiner, unbedeutender Kreis, der sich wieder einmal auf Jonathan Carters Kosten betrank. Burgos, der den anderen gegenüber erheblich im Rückstand war, bemühte sich, diesen Nachteil durch ein rasches, durstiges Leeren seines Glases wettzumachen. Der Mann im Regen nickte befriedigt.
    Julia war nirgendwo zu sehen. Sie war also schon nach oben gegangen.
    Er hatte das erwartet. Es war ein Teil seines Planes. Er wandte sich ab und umquerte das Hauss, um den Hintereingang zu erreichen. Es war ein Glück, daß Jonathan Carter kein Dienstpersonal im Hause wohnen hatte. Die Köchin und das Zimmermädchen schliefen außerhalb. Carter konnte es für den Tod nicht leiden, in den Abendstunden neugierige Domestiken um sich zu haben. Manchmal, wenn er eine größere Gesellschaft gab, engagierte er sich einen oder mehrere Lohndiener. Er war mit seinem System zufrieden und schwor darauf. Der Mann im Regenmantel klappte den Schirm zusammen und streifte den Mantel ab. Er stand jetzt im Schutze eines kleinen Vordaches. Dann schlüpfte er aus den Galoschen und zog die Schuhe aus. Auf Strümpfen würde ihn niemand hören. Aus der Jackettasche holte er ein Paar billige, schwarze Baumwollhandschuhe. Dann band er eine schwarze Maske vor sein Gesicht. Sicher war sicher. Behutsam drehte er an dem Türknopf. Die Tür war verschlossen. Auch das hatte er einkalkuliert. Er holte ein Stückchen Draht aus der Tasche und stocherte in dem Schloß herum. Er hatte das zu Hause mit einer ganzen Reihe von Schlössern probiert. Diese Übung zahlte sich jetzt aus. Die Tür öffnete sich schon nach wenigen Sekunden. Er schob den Draht wieder in die Tasche.  
    Es war ein Segen, daß Carter nur am Vordereingang ein Sicherheitsschloß hatte anbringen lassen. Er war gegen Einbruch versichert, und da er niemals Bargeld im Hause hatte, empfand er keine Furcht vor eventuellen nächtlichen Eindringlingen.
    Der Mann huschte ins Innere und schloß hinter sich die Tür. Er befand sich in einem schmalen Korridor, der von einer einzigen Lampe erhellt wurde. Von diesem Gang zweigten die Türen zur Küche, zu einer Vorratskammer und zum Keller ab. Der Korridor mündete in die Halle. Da die Türen des Salons offenstanden und ebenfalls zur Halle wiesen, konnte er die Stimmen deutlich hören.
    „Ich sage
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