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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald
Autoren: Stefan Wolf
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Er himmelt dich an.“
    „Natürlich!“
    Tim tätschelte seinen vierbeinigen
Liebling.
    „Auf dem Waldweg haben wir den
Spurensalat gesehen.“ Tim hatte das Bündel aufgeschnürt und half Gaby in den
Mantel. „Bei der zerbissenen Katze. Zu erkennen sind: deine Spuren, Oskars
Tapsen, Spuren von Männerschuhen — und die Fährte von einem gewaltigen Hund.
Richtig?“
    Gaby fröstelte. Aber nicht wegen der
Kälte. Die Erinnerung jagte Schauder über die Haut.
    „Richtig.“ Gaby blickte ihren Freunden
ins Gesicht, nacheinander: Tim, Karl, Klößchen. „Er hat mir das Leben gerettet.
Echt gerettet. Ohne sein Eingreifen wären Oskar und ich jetzt tot.“
    Es muß ein Grund sein wie ein Berg,
dachte Tim. Ich wußte es.
    Daß sie von Flühter sprach, war ihm
klar.
    Lediglich Klößchen, der sich gedanklich
mit dem ‚zusätzlichen Brennstoff’ beschäftigte, hatte Schaltpause.
    „Wer hat dir das Leben gerettet Pfote?“
    „Hasso Flühter.“
    „Mann!“ Klößchen blies die Backen auf. „Finde
ich aber nett von ihm. Und wie hat er dich gerettet? Indem er dich nicht
umbrachte?“
    „Blödsinn!“ Sie funkelte ihn an.
    Tim merkte, daß Gaby auf seiten des
Häftlings stand. War dem wirklich eine so entscheidende Heldentat gelungen?
    Der TKKG-Anführer legte seiner Freundin
die Hand auf den Arm.
    „Bis jetzt, Gaby, haben wir null
Durchblick. Also laß mal die Infos raus.“
    Sie erzählte.
    Minutenlang war nur ihre Stimme zu
hören. Keiner der Jungen unterbrach mit einer Frage. Einmal verbellte Oskar
einen Radfahrer. Vom Dach des Wartehäuschens fiel ein Brocken Schnee auf den
Gehsteig.
    Gaby schwieg.
    Klößchen kriegte den Mund nicht mehr
zu.
    Fassungslos wackelte Karl mit dem Kopf.
    Tim widerstand der Anwandlung, Gaby in
die Arme zu reißen. Sie war in Lebensgefahr gewesen — ohne Zweifel.
    „Über den phosphoreszierenden,
mordgierigen Geisterhund“, sagte Tim, „regen wir uns später auf. Eins nach dem
andern: Gaby, du verdankst Flühter dein Leben. Und du glaubst, daß er
unschuldig ist.“
    Sie nickte heftig. „Er ist kein Mörder.
Das merke ich.“
    „Alle Mörder sagen das von sich“,
meinte Klößchen. „Sie bestreiten das, was sie sind. Morden ist nun mal eine
Tätigkeit, die nicht geschätzt wird. Außer bei Terror-Gruppen, Geheimdiensten
und...“
    „Hör auf mit deinen Allgemeinplätzen“,
zischte Gaby. „Dieser Mann ist weder ein Mörder noch hat er versucht, jemanden
umzubringen. Das fühle ich. Jetzt ist er schwer krank. Er versteckt sich in der
Dickung. Ohne unsere Hilfe überlebt er die Nacht nicht. Meine Hilfe ist ihm
versprochen. Und wie ist es mit euch? Seid ihr meine Freunde?“
    „So darfst du nicht fragen!“ Tim
runzelte die Stirn. „Gerade weil wir deine Freunde sind, wollen und müssen wir
dich vor einer Dummheit bewahren. Flühter ist zu zwölf Jahren verurteilt. Wegen
Mordversuchs. Du glaubst seiner Beteuerung, weil er gut zu dir war. Ist ein
irrer Zwiespalt für dich. Ich weiß. Aber man kennt’s doch: Selbst Massenmörder
sind nicht nur schlecht, sondern zeigen alle 1000 Tage mal einen sympathischen
Wesenszug. Dann handeln sie menschlich und gütig. Zwischen zig-zig Untaten — Morden,
meinetwegen — heben sie einen Piepmatz auf, der sich den Flügel gebrochen hat, und
pflegen den Spatz oder das Wintergoldhähnchen gesund.“
    „Oder den Neuntöter“, warf Klößchen
ein. „Ist auch ein Vogel — und paßt schon dem Namen nach besonders gut zu
Mördern.“
    Er erntete drei Blicke, die wie
Ohrfeigen waren.
    „Ich will sagen“, fuhr Tim fort, „seine
gute Tat ist kein Beweis dafür, daß es sich bei seiner Verurteilung um einen
Justizirrtum handelt. Und noch eins, Gaby: Du bist die Tochter von Kommissar Glockner.“
    Gaby blickte zu Boden. „Daß ich meinem
Papi nichts sagen darf, bedrückt mich am meisten.“
    Wahnsinn! Es drehte Tim fast das Herz
um. Seine Freundin war in Gewissensnot. Der Zwiespalt hatte steinerne Wände.
Die rückten zusammen und Gabys Gemüt — eingeklemmt dazwischen — wurde
zerquetscht.
    Wie können wir ihr helfen? überlegte
er. Damit, daß wir mit Flühter gemeinsame Sache machen, ist es nicht getan.
    Ein Streifenwagen fuhr langsam vorbei.
    Die beiden Uniformierten wandten
ständig die Köpfe, blickten hierhin und dorthin.
    „Sie suchen ihn“, sagte Tim.
    „Ist schon der dritte“, nickte Gaby. „Aber
keiner steigt aus. Keiner geht in den Wald.“
    „Ist ja auch gemütlicher im
Streifenwagen.“ Klößchen grinste.
    Tim sagte:
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