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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald
Autoren: Stefan Wolf
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September älter wurde. Nur den
November würde er, Jokel, ganz bestimmt auslassen. Den mochte er nicht.
    Er hatte Chemie studiert und
Toxikologie (Giftkunde ), hatte keinen Abschluß gemacht, kein Diplom
erhalten, aber enorme Kenntnisse gesammelt. Er experimentierte (erprobte) seit langem.
    Wann er zu seiner Überzeugung gelangt
war, wußte er nicht mehr. Leider hatte er das genaue Datum vergessen.
    Für die Welt, für die Menschheit war es
zweifellos das wichtigste Datum überhaupt.
    Denn Jokels Überzeugung besagte: Das
Beste, was dieser Welt passieren kann, ist ihre Vernichtung.
    Sicherlich — vernichtet wurde
pausenlos. Wohin er sah, ging irgendwas zu Grunde: jährlich, täglich, bald wohl
auch stündlich.
    Giftstoffe vernichteten die Luft. Das
besorgten die Autos, die Flugzeuge, Maschinen, Verbrennungsanlagen, Fabriken,
Heizungen, Sprühdosen — um nur die wichtigsten Verursacher zu nennen.
    Gifte wurden in die Flüsse eingeleitet,
in die Meere sowieso. Fische starben. Nicht mehr lange, und man würde sich mit
dem Trinkwasser nicht mal mehr waschen können. Auch das besorgte die Industrie
— vor allem die chemische.
    Tierarten starben aus. Wann würde es
keine mehr geben?
    Pflanzen starben ab, Bäume. Wann ließ
der letzte Baum seine Blätter fallen, um nie wieder neue zu entfalten?
    Kriege tobten überall auf der Welt. Und
eine kaum überschaubare Zahl von Terror-Vereinigungen metzelte tagtäglich
unschuldige Opfer ab, um irgendeine Idee — von der niemand was wissen wollte — zu
verwirklichen.
    Diese langsame Vernichtung — so hatte
Jokel beschlossen — muß beschleunigt werden, weil das die Leiden verkürzt.
    Aus diesem Grund experimentierte er mit
seinen Drogen.
    Eines Tages würde er das totale AGmwA
erfinden — und alles Leben auf diesem Planeten mit einem Schlag vernichten.
    AGmwA war Jokels Abkürzung für:
Atemgift mit weltumspannender Ausbreitung.
    Das in der Luft freigesetzt, sollte den
Erdball umziehen und das absolute Ende bewirken.
    Jokel warf einen raschen Blick nach
links, schritt weiter, machte kehrt, ging zum Wagen zurück.
    Diese Nichtswisser! dachte er. Auf der
Universität hatten sie ihn behandelt wie einen Irren. Zweimal, ja zweimal war
er in nervenärztlicher Behandlung gewesen. Nein, das vergaß er den Mitmenschen
nie. Nur aus Neid hatten sie ihm das angetan. Weil sie spürten, daß sein
geniales Gehirn eine Gefahr für die Welt war.
    Rascher Blick nach links.
    Er zog einen Kaugummi aus der Tasche,
ließ das Papier fallen, formte zwei Kügelchen aus dem Gum — und schob sie sich
in die Nase.
    Haaaaah! Wie er diesen Pfefferminz-Geruch
liebte.
    Pfefferminz war für ihn wie ein Rausch.
    An manchen Tagen trank er, Jokel, über
40 Tassen Pfefferminztee. Weniger als 30 nie.
    Er schnaubte — ließ jetzt den Mund
offen, weil er durch die Nase nicht mehr atmen konnte, blickte nach links — scharf
und feurig — und blieb neben Zero stehen.
    „Braver Hund!“

    Zero gähnte wie ein Löwe. Die Zunge war
noch etwas orange-rot gefärbt.
    Die W- und die AW-Droge stellten das
erste Ergebnis der Experimente dar. Aber das war nur der Anfang. Bis zum AGmwA
lag noch eine weite Wegstrecke vor ihm, vor Jokel. Immerhin — er war auf der
richtigen Schiene. Die Versuche mit Zero bestätigten das. Nach Einnahme der
W-Droge wurde aus dem gutmütigen Tier eine mörderische Bestie, die alles
zerfetzte, was ihr in den Fang geriet.
    Eine Kostprobe für die Nichtwisser!
dachte Jokel — und blickte blitzartig nach links. Vielleicht ahnen die, was auf
sie zukommt.
    „Zero, hupp!“
    Der Mastiff erhob sich, sprang durch
die Hecktür in den Wagen und streckte sich aus auf seinem Schaffell.
    Jokel schloß die Hecktür, stieg vorn
ein und gurtete sich an.
    Viermal rastete eine Metallzunge ein. O
ja, er war vorsichtig. Er durfte nichts riskieren, weil er so selten nach
rechts sah. Vier Gurte hatte er deshalb angebracht.
    Einer umschlang die Knie, einer die
Oberschenkel, einer die Hüften, der letzte die Brust.
    Das war Sicherheit!
    Schade nur, daß er keinen Führerschein
besaß.
    Den hatten sie ihm voriges Jahr
abgenommen, die Nichtwisser. Hatten ihn außerdem beschimpft, als er auf der
Autobahn lächerliche zwei oder drei Kilometer rückwärts gefahren war — wegen
der verpaßten Abfahrt.
    Natürlich hatte er in den Rückspiegel
gesehen — ganz aufmerksam. Aber das ließen sie nicht gelten, die Nichtwisser.
    Sei’s drum. Er brauchte keinen
Führerschein. Seit damals fuhr er ohne — und das hatte noch
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