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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald
Autoren: Stefan Wolf
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niemand gemerkt.
    Er ließ den Motor an, blickte scharf
nach links und fuhr geradeaus.
    Der Motor dröhnte.
    Hinten im Laderaum stimmte Zero einen
dumpfen Gesang an: Wum... rum... wum... rum... wum... rum.
    Er ahmte den Motor nach.
    Immer nach Erhalt der AW-Droge überkam
das den Mastiff. Muß die Droge noch verbessern, dachte Jokel. Nebenwirkungen — nein,
die gibt’s bei mir nicht. Das gilt auch für AGmwA. Freisetzen werde ich das
erst, wenn ich ganz sicher bin, daß niemand Atemnot hat beim Ersticken.

5. Gabys Gewissensnot
     
    Sie erreichten Stettenborn.
    Tim nahm die Abkürzung durch den
Schauer-Wald.
    Dort, wo die Landstraße in Richtung
Vierlingsstetten abbiegt — also um 90 Grad, fast, die Richtung ändert — beginnt
die Forststraße.
    Der öffentliche Verkehr macht hier
Halt, Durchfahrt ist nur erlaubt für Förster, Waldarbeiter, Waldschlepper (Schicht-
und Schwachholz-Transporter) und Skidder (Stammholzschlepper).
    „Wir nehmen den Weg“, rief Tim über die
Schulter nach hinten. „Ist kürzer.“
    Auch der Wanderweg beginnt hier, führt
geradeaus bis Kleinfelden, während die Forststraße den ganzen Schauer-Wald bis
zum Westrand durchzieht.
    Frischer Schnee bedeckte den Boden.
Doch der Flockenwirbel hatte nachgelassen seit kurzem.
    Als Tim unter die Bäume fuhr, hörte er
den Wagen.
    Karl und Klößchen blickten nicht hin.
    Aber Tim sah den grünen Kastenwagen. Er
rollte aus dem Wald auf die Landstraße. Der Motor klang seltsam. Wum... rum...
wum... rum. Als gäbe es unter der Motorhaube ein Echo.
    Verwundert wandte Tim den Kopf.
    Der Blick traf auf den Kastenwagen von
hinten.
    Gibt’s doch nicht, dachte der
TKKG-Häuptling. Die Kiste ist zweifarbig, grün und gelb. Fährt die Reklame für
irgendwas?
    Ihm fiel kein grün-gelbes Produkt ein.
    Dann hatte er die Karre vergessen.
    Sie fetzten über den Waldweg: 2,8
Kilometer.
    Nur einmal hielten die Jungs an.
    Im Vorbeifahren hatte Tim den Kadaver
der Katze entdeckt.
    „Mir wird übel“, meinte Klößchen. „Mist!
Ich habe meine Schokolade vergessen. Weil du, Tim, mich immer so hetzt.“
    Tim starrte auf den Boden, hierhin,
dorthin.
    Die braunen Locken im Nacken kringelten
sich enger. Was die gleiche Bedeutung hat, als stellten sich die Haare auf.
    Karl nahm die Brille ab und polierte
die Gläser am Warm-Coat-Ärmel.
    „Verdammt!“ stieß Tim durch die Zähne. „Hier
war was los! Seht euch den Schnee an. Zertrampelt. Dort sind Spuren.
Hundepratzen — so groß, als wäre der Vierbeiner ein Löwe. Auf der
Schichtholzbank hat jemand gesessen. Hat er sich hochgeflüchtet? Dort sind
kleine Hunde-Tapsen. Daneben Stiefelspuren. Gaby hat Größe 37. Könnte
hinkommen. Die Tapsen sehen nach Oskar aus. Dort sind die Abdrücke von
Männerschuhen. Grobe Sohle, breite Ränder. Größe 42 oder 43. Zoff und Zunder!
Was hat sich hier abgespielt?“
    Sie fuhren weiter, jetzt schneller.
    Wie ein Fährtensucher verfolgte Tim die
Spuren.
    Die 37er-Stiefel und der kleine Hund
waren herwärts gekommen und zurückgekehrt.
    Ein kurzes Stück wurde die
zurückführende Spur von den 43er-Schuhen begleitet. Dann bogen diese ab,
verschwanden in einer Dickung.
    Im Schlurfschritt hatte sich der Mann
entfernt, wie Tim feststellte. Müde wurden die Füße über die Schneedecke
gezogen.
    Wenn das Gaby und Oskar waren,
überlegte Tim, war dies dann der entsprungene Häftling Flühter?
    Jetzt reichte die Zeit nicht, um in die
Dickung vorzustoßen. Gaby wartete.
    Tim sah den Waldrand vor sich.
    Dann sah er die Bushaltestelle — und
atmete auf.
    Gaby hüpfte auf der Stelle, hatte die
Arme um sich geschlungen und trug nur ihren wollweißen Pullover über den
Winter-Jeans.
    Oskar saß daneben und beobachtete sein
Frauchen. Offenbar zählte er die Hüpfer.
    „Endlich! Ich fühle mich schon wie eine
Frostbeule!“
    Aber sie hatte warme Hände.
    Und weil Tim beide Wangen seiner
Freundin küßte, konnte er feststellen, daß auch im Gesicht nichts erfroren war.
    „Wir haben nur null Grad, Pfote“, sagte
Karl.
    „Das ist kalt genug, um den Hunger zu
verstärken“, rief Klößchen. „Bei Kälte braucht der Mensch zusätzlichen
Brennstoff. Und schließlich bin ich ein Mensch.“
    Tim drückte seine Freundin an sich, zog
sie in seinen Anorak, um Wärme zu spenden.
    Unbedingt erforderlich als Notmaßnahme
war das nicht, aber angenehm.
    „Jetzt reicht’s“, meinte Gaby. „Ich
ziehe erstmal deinen alten Steppmantel an, bevor ich meinen Anorak
wiederkriege. Begrüß doch mal Oskar.
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