Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Hintergrund stand und sich wunderte,
weil Gaby hereingeschneit kam aus dem Schneegestöber ohne besagte
Oberbekleidung.
    Olivia Müller-Stangl?
    Tim kannte kein Mädchen dieses Namens
und war überzeugt: Gaby hatte sie erfunden — als Begründung für den fehlenden Anorak.
Wo war der? Doch nicht etwa bei dem Ausbrecher, dem Mörder Hasso Flühter?
    Um Haaresbreite rannte Tim den
Schulleiter um, als er die Treppe hinaufjagte.
    Dr. Freund hörte die Entschuldigung,
spürte den Luftzug wie einen Sturmwind und wandte sich um.
    Aber Tim war schon verschwunden.
    Er platzte ins ADLERNEST wie eine
Bombe.
    Klößchen ließ seinen Weihnachtsstern
fallen.
    „Zieh dich an! Es geht um Sekunden.“
    „Was ist denn los?“
    „Erkläre ich unterwegs. Genaues weiß
ich auch nicht.“
    Tim wickelte seinen alten Steppmantel
in eine noch ältere Decke und machte ein Bündel daraus.
    Klößchen seufzte. Er haßte Eile. Und
Gemächlichkeit stand offenbar nicht auf dem Programm.
    „Wir holen Karl ab“, sagte Tim. „Liegt
am Weg. Wir fahren nach Kleinfelden.“
    „Zu Gaby?“
    Aber Tim war schon draußen.
    Klößchen rannte hinterher und kämpfte
mit einem Ärmel seiner dick gefütterten, regen-abweisenden Winterjacke.
    Dr. Freund, der Direktor, kam diesmal
die Treppe herauf. Tim entdeckte ihn rechtzeitig hinter der Biegung und
hechtete elegant vorbei.
    „’tschuldigung, Herr Direktor.“
    „Hast du’s heute besonders eili...“
    Klößchen, der noch immer mit seiner
Jacke kämpfte, prallte gegen den Schulleiter.
    „’tschuldigung, Herr Direktor.“
    Dr. Freund trat beiseite. „Kommt noch
einer, oder kann ich meinen Weg ohne Lebensgefahr fortsetzen?“
    „Ich bin der letzte“, rief Klößchen — und
verschwand auf dem nächsten Treppenabsatz.
    Der Schulleiter schüttelte den Kopf.
Möchte wissen, was die vorhaben! dachte der Altphilologe (Pauker für Latein
und Griechisch). Aber dann entschied er sich anders, nämlich, daß es besser
sei, nichts zu wissen, um nicht in Panik zu geraten — vor lauter Sorge. Zu
genau kannte er Tim. Zu weit hatte sich f rumgesprochen, was die TKKG-Bande
anstellt.
    Die beiden Adlernest-Bewohner holten
ihre Drahtesel aus dem Fahrrad-Schuppen.
    Feuchter Schnee lag auf den Straßen. Er
drosselte das Tempo, was Klößchen nur recht war.
    In der Lindenhof Allee, wo die
Viersteins eine alte Villa bewohnen, wurde Computer-Karl abgeholt.
    Er las gerade ein kluges Buch über die
planetarischen (himmelskörperlichen) Verhältnisse am Rande des
Universums, war aber in einer Minute startklar.
    Während der Weiterfahrt berichtete Tim
seinen Freunden von Gabys Telefon-Info.
    „Uiiih!“ meinte Klößchen. „Da haut’s
mich aber aus den Schweißkähnen. Der Mörder Flühter! Also habe ich doch richtig
vermutet. Gaby hat ihn eingefangen — vielleicht mit ihrem Augenaufschlag
verzaubert. Jetzt ist Flühter irgendwo angefroren. Aber weil er lebend für die
Gerichtsbarkeit wertvoller ist als tot, braucht sie Mantel und Decke. Um den
Mörder warmzuhalten. Uiiih!“
    „Mal ernsthaft“, meinte Karl. „Was
vermutest du, Tim?“
    „Wenig Ahnung. Mantel, Decke und die
Apotheken-Medizin sind natürlich für diesen Kerl. Für wen sonst! Aber wieso
ruft Gaby uns und nicht ihren Vater? Auf Anhieb schnall’ ich das nicht. Sie
wird doch nicht Mitleid haben mit einem entflohenen Mörder.“
    „Vielleicht hat er ihr was vorgeheult“,
rief Klößchen, der trotz des Radeins bei Puste war.
    Zum einen senkte sich die Straße in
Richtung Stettenborn, zum andern ließ der Schneematsch nur geringe
Umdrehungszahl zu.
    „Außerdem steht Weihnachten vor der Tür“,
nickte Karl. „Das stimmt die Menschen mitleidig. Besonders die Frauen. Und Gaby
wird ja mal eine. Bettler, Flausierer und Betrüger, die Spenden für
Nothilfe-Vereine sammeln, die gar nicht existieren — alle die schneiden irre
gut ab. Herzen öffnen sich, wie es heißt, die Portemonnaies auch. Könnte sein,
daß da eine Portion Mitleid für einen Mörder abfällt.“
    „Nicht bei mir“, sagte Tim durch die
Zähne. „Mich wickelt keiner ein, der einen anderen umbringen wollte — ohne
Notwehr-Grundlage. Selbst wenn die vorliegt, darf man bekanntlich nie zu weit
gehen, sondern nur abwehren. Nie in der Absicht, dem andern das Licht
auszublasen. Freunde, wenn Gaby da auf einem abschüssigen Mitleids-Trip ist,
müssen wir sie zurückholen. Überlegt euch Argumente. Wir müssen überzeugen.
Recht ist Recht und ein Mörder ein Mörder. Andererseits — Pfote ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher