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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Seufzen und rieb mir die sorge n umwölkte Stirn.
    »Ist ja gut! Am Samstag ist das Geld auf Ihrem Konto! Wenn Sie wollen, geb’ ich’s Ihnen schriftlich – mit me i nem eigenen Blut unte r zeichnet!«
    »Ein interessantes Angebot«, sagte eine wohlklinge n de weibliche Stimme.              
    Ich riss die Tür auf. »Sorry, ich hab’ Sie ve r wech ...«
    Weiter kam ich nicht. Ich glaube, der Mund stand mir offen.
    »Kai Hellmann, nehme ich an?«
    Alabasterhaut, Kirschlippen, Augen wie Bergseen und ebenholzschwarzes Haar, das auf ein schwindele r regendes Dekolleté herabfiel – sie erfüllte alle Klischees. Sie hatte Geld, keine Frage: Ihr Pelzmantel und der D e signerhut – natürlich beides in schwarz – waren teurer als jeder Malteser Falke.
    Allerdings machte ich meinen Job schon zu lange, um mich von irgendeiner dunklen Madonna aufs Glatteis führen zu lassen. Ich gestehe, mir lief ein Schauer über den Rücken. Schon bei meinem allerersten Auftrag hatte ich gelernt, vor ihrer Art auf der Hut zu sein.
    Mir war klar, dass sie sich nicht hierher verlaufen hatte. Und noch klarer, dass es wieder einer von diesen ganz besonderen Fällen werden würde.
    Die Schöne zeigte ein winziges, wissendes Lächeln. »Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«, fragte sie, mit einer Stimme wie Honig und Nacht.
    Ich versuchte cool zu bleiben. Betonung auf versuc h te . »Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber nein.«
    Ihre blauen Augen blitzten auf. »Sie wissen also, was ich bin?« Ihre Zähne waren der strahlend weiße, feuchte Traum eines Dentisten. Und an einigen Stellen entschieden zu spitz.
    Ich gab mich diplomatisch. »Eine Klientin, ho f fe ich.«
    Sie nickte. »So ist es. Lucretia Elisabetha Herzog.« Sie reichte mir eine vollkommene Hand. Sie war kühl wie Marmor.
    »Angenehm«, sagte ich. »Nur aus Neugier: Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Ein Bekannter hat mich an Sie verwiesen«, sagte sie. »Er gab mir die Adresse Ihres, ah, B ü ros.«
    Büro war der Euphemismus des Jahres, das wussten wir beide nur zu gut: eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Kochnische und Schrankbett, daneben ein Schreibtisch aus dem Möbelkontor. Ich blickte kurz zu dem Ankh, den ich von innen an die Fensterscheibe neben meinem Schreibtisch geklebt hatte: Ein Kreuz mit einer Schleife obenauf. Das ägyptische Symbol des ewigen Lebens, der Schlüssel zum Jenseits – und Erkennungszeichen der Nachtvölker. Manchmal war das Ding mehr Fluch als Segen. Ein Leuchtturm, der die falschen Schiffe a n lockte. Aber was soll’s, Sie wissen, was der Teufel in der Not frisst.
    »Alles klar«, sagte ich und schaffte es, halbwegs a b gebrüht zu klingen. »Hören Sie, nehmen Sie’s mir nicht krumm, dass ich Sie nicht reinla s se ...«
    Die Kirschlippen formten ein flüchtiges Lächeln. »Oh, ich habe volles Verständnis: Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
    »Ich sag Ihnen was: Um die Ecke ist eine Kneipe. S o weit ich weiß, kann Ihre Art öffentliche Einrichtungen betreten. Setzen wir uns doch dort zusammen.«
    Sie zögerte nur einen Moment. Dann nickte sie. »Ei n verstanden.«              
    Ich ließ die Dame vorausgehen und schnappte mir Mantel und Fedora vom Haken. Während wir auf die winterlich-matschige Straße traten, gingen mir zwei Dinge durch den Kopf:
    Warum war es nicht möglich, dass sich auch nur ein einziger normaler Menschen zu mir verirrte – und wa r um, zum Teufel, mussten die untoten Mädels alle so unverschämt perfekt au s sehen?
     
     
    2
     
    Das Isegrim war ein gemütliches kleines Etablissement, mit Möbeln aus dunklem Holz und Tiffanylampen. Die Champignon-Baguettes waren Weltklasse.
    Außer uns war vielleicht eine Handvoll Gäste da. L u cretia Herzog und ich setzten uns in die hinterste Ecke, fernab von jedem Fenster, in dem man ihr fehlendes Spiegelbild hätte bemerken können. Draußen schneite es wieder; Last Christmas spielte im Radio. Ich bestellte eine heiße Schokolade und sie erwartungsgemäß nichts. Statt dessen sah sie mich schweigend an.
    »Was ist?«, fragte ich, während sich mir die Nacke n härchen aufstellten.
    »Sie sind noch so jung.« Lag da ein Hauch von En t täuschung in ihrer Stimme? »Ich hatte Sie mir ganz a n ders vorgestellt.«
    »Geht vielen so.« Einschließlich einer Reihe von E x freundinnen. »Nur aus Neugier: Wer genau ist der B e kannte, der mich Ihnen empfohlen hat?«
    »Sein Name ist Ladislaus ...«
    Ich nickte. »... Bruschinski, alles klar. Mein allererster
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