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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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gesagt: blanke Ironie. An manchen Tagen konnte ich sogar drüber lachen.)
    Dabei wollte ich eigentlich mit dem ganzen übern a türlichen Krempel so wenig wie möglich zu tun haben. Ich hatte viele seiner Regeln noch lange nicht durc h schaut und oft genug jagte er mir eine Heidenangst ein und sorgte für schlechte Träume.
    Zum Glück für meine geistige Gesundheit hatte ich jemanden, mit dem ich über all das reden konnte. J e manden, der auch einmal zwischen den Welten gesta n den hatte.
    Natürlich war ihr Laden zu dieser Uhrzeit längst dicht, aber hinter dem Schaufenster brannte noch Licht: Umgeben von Kristallen in allen Regenbogenfarben, Tees für jede Gelegenheit, Traumfängern und Büchern für die moderne Hexe saß Jenny hinter der Kasse und führte e i nen Papier-Weltkrieg.
    Die Ladenglocke klingelte, als ich eintrat.
    »Können Sie nicht lesen?«, murmelte sie genervt, o h ne den Kopf zu heben. »Wir haben zu seit ...«
    »Scheiße, ist das kalt draußen!« Die Hände unter die Achseln geklemmt, trat ich zu ihr.
    »Auch dir einen wunderschönen guten Abend.« Je n ny sah auf. Sie lächelte schief. »Mann, wann hörst du endlich auf mich und lässt diesen dämlichen Hut in der Schachtel? Du hast einfach keinen Hutkopf.«
    Ich berührte meinen Fedora und verbiss mir einen Kommentar.
    Jenny und ich kannten uns seit der Schule, also ve r dammt lang. Wir hatten mal was miteinander gehabt – doch dann hatte sie angefangen, sich ein bisschen zu sehr mit schwarzer Magie zu beschäftigen, lange bevor ich wusste, wie real di e ser ganze Plunder wirklich war.
    Zwar hatte sie diese Phase mittlerweile überwunden, aber einen hohen Preis dafür gezahlt: Ihre Augen leuchteten etwas weniger grün und ihr Lächeln wirkte nicht mehr so strahlend wie zuvor. Trotzdem war sie immer noch meine Jenny – Jenny, mit den ewig langen, braunen Dreadlocks, der tollsten Nase der Welt (am rechten Nasenflügel gepierct) und ihrem ansteckenden Lächeln. Wie üblich trug sie ein dunkles Kleid mit we i ten Ärmeln. Silberreifen blitzten an ihren schmalen Handg e lenken.
    Ich gesellte mich zu ihr an den Tresen. »Stör’ ich?«
    »Nee, bin fast fertig. Scheiße, dieser Abrechnung s kram macht mich noch irre!« Sie pfefferte den Kuge l schreiber auf einen Haufen Quittungen und schnaubte frustriert.
    »Hm«, sagte ich. »Es gibt da diese neumodischen Wunderdinger: Computer. Du hast vielleicht mal d a von gehört.«
    »Jedenfalls nichts Gutes. Wie geht’s dir?«
    »Kann nicht besser klagen.« Der Duft ihres Parfums (Rosenöl mit einem Hauch von Lavendel) stieg mir in die Nase. Alte Erinnerungen ... »Hör mal, Jenny, ich hab’ nicht viel Zeit. Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um mir ein paar I n fos zu holen.«
    Ein wissendes Funkeln trat in ihre Augen. Sie hob eine dampfende Tasse Tee. »Neuer Job?«
    »Volltreffer.«
    Sie nahm einen Schluck. »Lass mich raten: Die K o bold-Mafia hat Rumpelstilzchen entführt.«
    Ich grinste säuerlich. »Knapp daneben: Mord an ’nem Blutsauger.«
    »Oh.«
    Ich rieb mir die müden Augenlider. »Mann, warum nicht mal ’ne einfache Observierung? ’Ne untreue Eh e frau oder Versicherungsbetrug – mehr verlang’ ich doch gar nicht. Warum müssen’s immer die Geschöpfe der Nacht sein, die an meiner Tür klingeln?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Na ja, du kennst ihr Zeichen. Sie wissen, dass Sie dir vertrauen können. Und als Sterblicher bist du nicht an die gleichen Gesetze g e bunden wie sie.«
    Ich konnte meine Begeisterung gerade so zügeln. »Tja, und wenn’s mich bei der Ausübung meiner Pflicht erwischt, ist es eben nur ein Sterblicher gewesen.«
    Jenny – praktisch wie immer – zuckte mit den Ac h seln. »Geld von Untoten ist besser als gar kein Geld.«
    Ich seufzte. Oh, wie ich seufzte. »Ich weiß. Das ist ja das Problem. Und wo wir gerade dabei sind.« Ich zog das Plastiktütchen mit der grauen Fellprobe. »Kannst du hiermit was anfangen?«
    Sie drehte es hin und her. »Sieht aus wie ...«
    »Fell. Wahrscheinlich von ’nem Werwolf.«
    »Upps«, sagte sie.
    Mit wurde flau um den Äquator. Ein Upps von Jenny ist niemals gut. »Soll heißen?«
    »Soll heißen ›heikle Sache, in die Sie da geraten sind, Herr Hellmann‹.«
    »Hätt’ ich mal lieber nicht gefragt.«
    »Warte mal«, sagte sie und beugte sich hinter die Theke. Ich hörte sie eine halbe Minute lang kramen. »Wo ist er denn?«, murmelte sie. »Ah! Hier!«
    Sie tauchte wieder auf, schob sich die Dreadlocks z u rück und
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