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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Vollmond , als Vadim starb. Und wer sonst würde ein anderes Wesen so zuric h ten, als diese ... diese Tiere ?«
    Ich wollte die Antwort lieber nicht wissen, also sagte ich nichts. Stattdessen betrachtete ich ihre Hand, die sie auf den polierten Tisch gelegt hatte. Wie sich ihre Fi n ger zu Krallen krümmten.
    »Ich habe auch schon einen Verdacht«, sagte sie.
    Ich hielt den Kugelschreiber bereit. »We l chen?«
    »Elisa Prätorius.« Jede einzelne Silbe triefte vor Hass.
    Ich war ehrlich. »Nie gehört.«
    »Eine Wölfin. Sie führt ein Rudel an. Sie und Vadim hatten miteinander zu tun – und ich weiß, dass sie ei n ander hassten. Aber außer ihrem Namen weiß ich nichts von ihr.«
    Ich nickte. Tatsächlich war das noch mein geringstes Pr o blem. »Ich hab’ meine Quellen«, sagte ich und nahm einen Schluck meiner nicht mehr ganz so heißen Schokolade. »Sie hatten nicht viel mit Vadims Politik zu tun, oder?«
    Sie lächelte. Es sah traurig aus. »Er war ein Idealist, Herr Hellmann. Ein Träumer. Fünfhundertdreiun d achtzig Jahre auf dieser Welt haben mich zu einer Re a listin gemacht. So wie es niemals Frieden zwischen den Völkern Ihrer Art geben kann, wird es niemals Frieden zwischen den Nachtvölkern geben. Aber Vadim ... er hat fest daran geglaubt, dass wir unsere Unterschiede überwinden könnten. Dass es Hoffnung auf ein g e meinsames Zusammenleben gibt.« Ihr schöner Mund verzog sich, als sie versuchte, gegen ihre Gefühle zu kämpfen. »Und das hat ihn letztlich sein Leben gek o stet.«
    Eine Träne rann über ihre Alabasterhaut; eine einze l ne, blutrote Träne. Sie musste meinen erschrockenen Blick gesehen haben, denn sie erschrak selbst, zog wi e der das Taschentuch hervor und wischte sich das rote Rinnsal ab, bevor einer der anderen Gäste es bemerkte. Es schien ihr peinlich zu sein. Ich hätte gern etwas Tröstl i ches gesagt. Doch ich wusste nicht, was.
    Als sie das Taschentuch wieder verschwinden ließ, wirkte sie gefasster. »Nun, Herr Hel l mann?«              
    »Ich übernehm’ den Fall«, sagte ich. Auch wenn ich schon in dem Moment gewusst hatte, dass ich es bere u en würde.
    Sie schien erleichtert.
    »Ich kriege dreihundertfünfzig pro Nacht, plus Sp e sen«, fügte ich hinzu, doch sie verzog trotz der stattl i chen Summe keine Miene.
    »Geld spielt keine Rolle, Herr Hellmann.«              
    Diesmal war ich die Erleichterung ganz auf meiner Seite. »Außerdem brauch ich Ihre Nummer – für weit e re Fragen und um Sie auf dem Laufenden zu halten.«
    Sie zückte eine Visitenkarte und schob sie über den Tisch. »Hier. Sie erreichen mich nach Sonnenuntergang. Vorher ...«
    »... schlafen Sie, ich weiß. Also gut, ich mach’ mich gleich an die Arbeit.« Ich erhob mich und zog den Mantel über, den ich über meinen Stuhl drapiert hatte.
    Lucretia Herzog erhob sich ebenfalls. »Wo werden Sie anfangen?«
    Ich verstaute Stift und Notizblock in meiner Innent a sche. »Ich will noch ein paar Informationen einholen. Wir bleiben in Verbindung. Sie können bald mit Erge b nissen rechnen, das ve r spreche ich.«
    Sie lächelte. »Danke.«
    Ich zahlte, steckte Erpresserbrief und Fell ein und verabschiedete mich. Draußen wehte mir kalter Wind entgegen.
    Ausgerechnet Lycantrophen. Mit mulmigem Gefühl linste ich zum lichtsmogverseuchten Himmel. Der Mond war noch nicht aufgega n gen.
    Zugegeben, ich hatte die Klappe ganz schön weit aufgerissen. Bis jetzt hatte ich noch nie mit Werwölfen zu tun gehabt – und nach allem, was ich so über die Brüder gehört hatte, war ich eigentlich auch ganz froh darüber.
    Doch zum Glück gab es eine Person, die mir weite r helfen konnte:
    Jenny.
     
     
    3
     
    Wenn Sie das nächste Mal jemand nach der Definition von Ironie fragt, geben Sie ihm meine Nummer.
    In den drei Jahren seit Bestehen der Detektei Hel l mann hatte ich (unter anderem) die verlorene Schw e ster eines unglücklichen alten Vampirs ausfindig g e macht, im Auftrag eines adeligen Geistes aus dem 18. Jahrhundert dessen hundertachtzig Jahre zurückli e genden Mord aufgeklärt und einem Dschinn fern der Heimat seine abhanden gekommene Lampe wiederb e schafft.
    Aber nicht einmal, nicht ein einziges Mal , hatte sich ein stinknormaler Sterblicher an meine Tür verirrt. Es war, als lastete seit der Bruschinski-Sache ein Fluch auf mir. Als hätte ich in dem Moment, in dem ich die Welt der Nachtvölker berührt hatte, meine eigene Welt zum Teil hinter mir gelassen.
    (Wie
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