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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot
Autoren: Thomas Raab
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zu ihm, und völlig unvermutet durchströmt sie ein erlösendes Gefühl in der Gewissheit eines bevorstehenden Sterbens.
    Mit einem befreiten Lächeln sieht sie in seine traurigen Augen und hält kurz inne, ein zärtlicher Gedanke an ihren Bruder durchströmt sie, dann durchschneidet dieser dumpfe Knall die Stille im Wagen.

51
    Mit dem Vorhaben, in seinem antiken Bettgestell gedankenleer im Schlaf Zuflucht zu suchen, ist es für den Willibald vorbei.
    Nach einer ausführlichen Dusche kämpft er erfolgreich gegen den Drang, ins Spital zu fahren. Zu stark drückt ihn das schlechte Gewissen. Allein die Vorstellung, er würde sich am Bettrand seiner Danjela niederlassen und ihre Hand nehmen, erfüllt ihn mit einer derartigen Selbstverachtung, da wird ein Besuch unvorstellbar.
    Niedergeschlagen und seelisch k. o. lässt er sich auf seinem Chesterfieldsofa nieder, dessen hohe Lehne ihm den Eindruck seiner Kleinheit auch optisch unterstreicht, und gedenkt, hier ohne Regung die zermürbende Wartezeit bis zum Nachmittag zu überbrücken.
    Edgar gesellt sich zu ihm und breitet sich auf Tuchfühlung vertrauensselig neben dem Metzger aus.
    „Wenn dieser treue Lebensgefährte der Danjela Djurkovic nur wüsste“, denkt sich der Metzger und wird nun derart von seinem miesen Gefühl in Beschlag genommen, dass er sich schämt, den Hund zu berühren.
    Abermals läutet das Telefon:
    „Hast du schon die Zeitung gelesen?“, dröhnt es stolz aus dem Hörer, und Eduard Pospischill muss lange warten, bis er eine Antwort erhält.
    „Und! Steht da was Neues drinnen?“, antwortet der Metzger gereizt.
    Das wollte der Kommissar natürlich nicht hören und reagiert etwas eingeschnappt.
    „Willibald, was ist los? Bist du nicht froh, dass der Fall erledigt ist? Die Saurias können zusperren, genauso wie die Ultras. Das wird dem ganzen rechtsradikalen Haufen in der Fußballszene eine Lehre sein. Oberst Jung hat mir zugesichert, alle Geschütze aufzufahren und, pass auf, jetzt kommt’s: Danjela wird auf Kosten der Kicker jede erdenkliche Unterstützung bekommen!“
    „Ich muss mich wiederholen. Sag mir was Neues, Herr Kommissar. Sind eigentlich noch Wachen im Spital?“
    „Wozu?“, Eduard Pospischill wird nun zusehends unwirscher, „wir haben alles getan, um den Fall schnell abzuschließen, wo ist dein Problem?“
    Jetzt reicht’s dem Metzger, der nun die Gelegenheit wahrnimmt, um eine Ladung Frust loswerden zu können.
    „Das ist genau mein Problem. Dass du’s gar nicht erwarten kannst, diesen Fall zu den Akten legen zu können.
    Ich hör von dir keine Ansage über die Aktion in meiner Werkstatt, da weißt du nichts und trotzdem ist die Angelegenheit für dich erledigt – trotz dieser Wissenslücken!“
    Es folgt ein tiefer, wutentbrannter Atemzug. „Und trotz dieser Wissenslücken brichst du die Bewachung der Danjela ab?
    Dir reicht die Erklärung, die du eh schon seit Tagen als naheliegendste Lösung vor dir auf dem Tablett hast und die der Kreuzberger-Selbstmord mit offenbar schriftlichem Geständnis nun für jeden Idioten niet- und nagelfest macht.
    Da bräuchte sich nur herausstellen, dass der Kreuzberger das Fläschchen gar nicht selbst in den Spind gestellt hat, und deine ganze Theorie stürzt dank der zusätzlichen Aussageverweigerung von Georg Schneider zusammen wie ein Kartenhaus!
    Und was heißt überhaupt, du hättest alles getan? Wer hat dir denn die Rutsche in die Alte Mühle und zur Schneider-Apotheke gelegt, das war übrigens keine ermittlungstechnische Großleistung, oder wer hat dir den Werner Blaha serviert? Und jetzt spielst du dich auf. Diese Hilfe von mir nimmst du dankend an, aber meine Sorge über die beiden Vorfälle in der Garderobe und meiner Werkstatt ignorierst du eiskalt. Und nur weil dir meine berechtigten Zweifel auf die Nerven gehen, rührst du dich dann eine Woche lang nicht? Was bist du für ein Freund, Eduard? Wie oft warst du oder die Trixi übrigens bei der Danjela, seit sie im Spital liegt, wie oft?“
    Mittlerweile brüllt er, der Metzger, wie er das braucht:
    „Und wie oft hast du mir zu erkennen gegeben, wie du das am Anfang ja so inbrünstig versprochen hast, dass du immer da bist, wenn ich was brauch?
    Gebraucht hab ich ohnedies nichts von dir, bis auf ein offenes Ohr und ein aufgeschlossenes Herz. Aber dafür geht es dir viel zu sehr um dich und deine jämmerliche Angst vor deinem Oberst, als dass du einmal auch dein Hirn und etwas Kritikfähigkeit einsetzt!“
    Am andern Ende der
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