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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code
Autoren: M.j. Rose
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Quinn jedoch hörte nicht auf zu weinen, hörte nicht auf, wieder und wieder das eine Wort zu rufen: “Daddy, Daddy”.
    Und da begriff er, was ihm das Schicksal aufgetragen hatte: Quinn zu retten. Nicht Rachel. Nicht Gabriella. Quinn war das Kind, das er und Sabina eher gerettet als verloren hatten. Hier stand es vor ihm, ihr Kind, ein zweites Mal gerettet.
    “Daddy! Daddy!”
    Er hörte wieder das Läuten, doch diesmal klang es anders, kam näher, und als er begriff, was es war, da glitt ein Lächeln über seine Züge. Sirenen! Offenbar hatte Bettina seine lautlose Anweisung begriffen und umgesetzt. Jetzt konnte nichts mehr passieren. Malachai achtete nicht darauf; für eine Flucht blieb ihm jetzt keine Zeit mehr, denn weit wäre er nicht gekommen. Jetzt war alles in Ordnung. Der Kidnapper, Malachai, sie saßen in der Falle …
    Unter Aufbietung der letzten Kräfte schleppt Julius sich zum Tunneleingang und zwängt sich hinein. Die Wunde brennt wie alles verzehrendes Feuer, als stünden seine Eingeweide in Flammen. Verzweifelt ringt er nach Atem, bekommt aber trotzdem keine Luft, ist dem Ersticken nahe. Todesangst greift wie mit Klauen nach ihm. Sabina wartet am Ende des Schachtes, jenseits der Lehmwand. Stück für Stück will er sich vorwärtsschieben, kommt aber nicht vom Fleck, kriegt nicht einmal den Kopf aus dem Dreck und dem Lehm und dem steinigen Boden. Der Gang, wird er für ihn zum Grab? Der enge, dunkle Stollen? Hier wird er vermodern, zerfallen zu Staub und Knochen, vermengt mit Lehm und Geröll, nur wenige Atemzüge von seiner Liebsten entfernt. Atemzüge, die ihm nicht mehr vergönnt sind …
    Der Schmerz ließ nach, wandelte sich zu einem Farbenwirbel, der hinter den Augen rotierte. Ein Kribbeln überzog seine Haut. Josh sah einen blendenden Schein, so grell, dass man damit eine ganze Stadt hätte ausleuchten können, ein Licht, das ihn mit Leben erfüllte, obwohl ihm die Augen zufielen, obwohl er sich sinken ließ, hinunter in die tröstlichen Gefilde eines anderen Daseins, einer vergangenen und verpfuschten Existenz, die es nun endlich gutzumachen galt …
    Wenn du jetzt stirbst – fällt dann wohl jemandem die seltsame Aura um deinen Kopf auf?
    Welches Leben wirst du als Nächstes leben?
    Es heißt, wenn man stirbt, sieht man sein Leben wie einen im Zeitraffer ablaufenden Film. Vor Joshs Augen tauchten sie alle auf: die Menschen, die er fotografiert, die er gekannt, die er geliebt hatte – und alle jene, die er gewesen war. So viele Menschen, der ganze menschliche Chor. Die Musik der Seelen.
    – ENDE –

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