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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code
Autoren: M.j. Rose
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grunzte der Kidnapper, “Geben Sie mir nun, was mir zusteht, oder nicht?”
    “Lassen Sie die Kleine los!”, rief Josh.
    “Halt du dich da raus!”, fuhr ihn der Entführer an und zuckte mit dem Kinn in Malachais Richtung. “Das ist eine Sache zwischen mir und dem da!”
    Malachai schob sich zwei Schritte vor. “Lassen Sie das Mädchen los!”
    “Was? Die einzige Versicherung, die ich habe, aus der Hand geben?”, schrie der Entführer. “Ich will meine Kohle, verdammt noch mal! Alles andere geht mir am Arsch vorbei!”
    Jetzt war Josh alles klar. Der Entführer sollte das Kind gegen die Edelsteine austauschen und sich anschließend aus dem Staub machen. Malachai seinerseits wäre lediglich zufällig mit Gabriella und Josh in der Kirche – nicht als Verdächtiger, wohlgemerkt, sondern als einer der Retter des Mädchens.
    Und später dann – am selben Abend noch oder am folgenden Tag – sollte es zu einer zweiten Übergabe kommen, bei der Malachai dann den Schatz mitsamt der Übersetzung erhalten hätte. Somit wären die Memory Stones endlich in seinen Besitz übergegangen, und er konnte endlich tun, worauf er schon so lange wartete: mit der Vergangenheit Schindluder treiben.
    Er würde es zumindest versuchen.
    “Bekomme ich jetzt das Geld, oder soll ich mit dem Balg abhauen?”, fauchte Carl nun Malachai an. “Sie ist die Tochter einer Professorin; die lässt mit Sicherheit einiges springen, um sie wiederzukriegen. Nicht wahr, Mrs. Chase?”, rief er in die Tiefe des Kirchenschiffs.
    “Ja!” Gabriellas Stimme klang fest und endgültig und gequält.
    Quinn brach in Tränen aus – entweder weil sie die Stimme der Mutter hörte oder weil sich die Fingerspitzen ihres Entführers schmerzhaft in ihre Schultern bohrten.
    “Sei still!”, herrschte der Kerl sie an.
    Josh beobachtete ihn genau. Er schien allmählich die Nerven zu verlieren.
    Das Weinen der Kleinen wurde immer lauter. Es hallte durch die ganze Kirche.
    Carl richtete seine Waffe auf das Kind. “Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie ich die Schnauze voll habe von diesem ständigen Gejammer? Ich will mein Geld, und zwar auf der Stelle!”
    Quinns Schluchzen wurde lauter.
    Josh sah den Finger am Abzug und ließ den Entführer nicht aus den Augen, doch im Augenwinkel bemerkte er, dass Malachai sich verstohlen an seine Seite schob. “Gib mir die Steine, Josh!”, raunte er und streckte die Hand aus. “Lass mich das regeln.”
    “He, was fällt dir ein!”, brüllte der Kidnapper sofort und fuchtelte mit der Waffe herum, woraufhin das Weinen des Kindes zu ohrenbetäubender Lautstärke anschwoll.
    Josh hätte später nicht sagen können, was die Katastrophe am Ende auslöste, aber dass sie sich anbahnte, merkte er nur Sekunden vor ihrem Ausbruch. Er stürzte sich auf den Gangster, stieß Quinn beiseite und fühlte, als sie an ihm vorbeiflitzte, den kühlen Luftzug auf dem Gesicht. Beißender Geruch von Kordit drang ihm in die Nase, und dann hörte er die Kleine gellend nach ihrer Mutter schreien.
    Sie ist in Sicherheit!, durchzuckte es ihn. Alles ist gut!
    Irgendwo hinter sich hörte er Gabriellas leises, sanftes Stöhnen – ein Laut, als habe man ihr eine zentnerschwere Qual von der Seele genommen.
    Weiter spürte er nichts, nur Überraschung, und dann plötzlich das Brennen, und schon roch er den Duft von Jasmin und Sandelholz, fühlte die Euphorie, als die Zeit sich umkehrte und den Schmerz hinwegfegte …
    In fliegender Hast rennt Julius durch die Gassen Roms. Es geht ihm nicht schnell genug, hat er doch viel zu lange im Tempel bei seinem Bruder ausgeharrt – vergeudete Zeit, kostbare Zeit, verschwendet bei dem vergeblichen Versuch, Dragos Leben zu retten. Am Ende verlor er den Kampf dann doch. Aber sie werde ich nicht verlieren!, durchzuckt es ihn. Jetzt ist Sabina schon zwanzig Stunden lang eingegraben. Allmählich wird ihr die Atemluft knapp. Sicherlich wartet sie schon auf ihn, besorgt, verwirrt, weil er so lange braucht. Ob sie wohl selber schon angefangen hat zu graben? Kann sie sich selber aus ihrem Verlies befreien? Nur mit dem Messer? Oder verliert sie infolge der Atemnot das Bewusstsein, ehe sie überhaupt ans Graben denken kann?
    Hinter sich hört er das Poltern von Schritten.
    Er kann nichts anderes tun, als noch schneller zu laufen.
    Schneller! Schneller!
    Er muss zum Stollen! Es dauert nicht lange, durch den Gang zur Rückwand der Kammer zu kriechen, dort durchzubrechen, hinein in das Grab, und Sabina herauszuholen. Gemeinsam
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