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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code
Autoren: M.j. Rose
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doll, dass sie dich wiedersieht, da kriegst du ganz viele Küsschen.”
    Doch das Gejammer riss nicht ab. Im Gegenteil, es wurde nur noch schlimmer.
    “Scheiße!”, fluchte Carl. “Ich krieg gleich ’nen Anfall!”
    “Sollen wir was spielen, Mäuschen? Guck mal, dein Teddy will das auch!”
    Das Jammern ging in schrilles Gejaule über.
    “Meine Fresse!”, tobte Carl. “Gib dem Balg einen hiervon!” Er warf eine Kaugummistange über die Schulter. Das Päckchen traf Bettina voll an der Wange und piekste wie ein Stich. Die Tränen traten ihr in die Augen.
    “Was ist das?”, fragte Quinn. Schlagartig hörte sie auf zu weinen, als könne sie schon an dem glänzenden gelben Einwickelpapier erkennen, dass darin “was Süßes” wartete.
    Bettina hätte fast gelacht, wenn ihr nicht so elend zumute gewesen wäre. Da befand sie sich mitten in diesem elenden Grauen, gefangen in einem Kidnapperauto sitzend, einem brutalen, bewaffneten Gangster ausgeliefert, der seine Waffe mit Sicherheit schon mehrmals benutzt hatte, und ihr fiel nur eines ein: Eigentlich war Kaugummi für die Kleine tabu. Die Mutter hatte etwas dagegen. Es gehörte zu ihren Erziehungsprinzipien.
    Sie wickelte den Streifen aus und hielt ihn dem Mädchen hin. “Das ist Kaugummi. Ein kleines Stückchen darfst du mal probieren. Aber pass auf, das ist nicht so wie andere Süßigkeiten. Man darf es nicht runterschlucken, sondern man kaut es.”
    “Das is ja gar nix Süßes?”
    “Doch, das ist etwas ganz Besonderes. Du darfst es nicht schlucken, sondern bloß kauen.”
    “Nun mach schon! Ist mir scheißegal, ob sie das schluckt oder nicht, Hauptsache, sie hält endlich den Rand. Ich brauche meine Ruhe!”
    Bettina reichte Quinn den Kaugummistreifen und lachte verkrampft, als die Kleine sich das Wunderding in den Mund steckte und sofort grinste, da die Süße regelrecht explodierte und ihre Geschmacksnerven reizte.
    “Nicht schlucken!”, mahnte Bettina nochmals.
    Die Kleine nickte, feixte verschmitzt und schmatzte weiter.
    Wenigstens war sie jetzt still.

69. KAPITEL
    J ene Seele wurde veranlasst, einer anderen Seele, in welcher der Geist des Lebens wohnt, zu folgen. Diese ist gerettet durch ihn. Sie ist nicht wieder in anderes Fleisch geworfen.
– Das Apokryphon des Johannes –
    Freitag, 13:05 Uhr
    Malachai stoppte vor Gabriellas Haus und blieb wartend im Wagen sitzen. Knapp zehn Minuten später traten sie und Josh aus dem Gebäude und kamen zur Fahrerseite herüber. Durch das heruntergelassene Seitenfenster setzten sie Malachai über die Anweisungen des Entführers ins Bild und beratschlagten über das weitere Vorgehen. Malachai würde den beiden in seinem Fahrzeug folgen und sie, falls er den Anschluss verlor, über Handy benachrichtigen. Sobald Gabriella Instruktionen bezüglich der Übergabe hatte, würde Josh Malachai informieren. Und das Allerwichtigste: Wenn Malachai sicher davon ausgehen konnte, dass die Übergabe klappte, würde er die Polizei alarmieren, sodass man für den Fall eines Fehlschlags auf rasche Hilfe zählen konnte.
    “Sie müssen ihnen aber einschärfen, dass sie mit aller gebotenen Vorsicht vorgehen sollen!”, mahnte Gabriella.
    “Wird gemacht, keine Sorge”, versicherte Malachai beschwichtigend – ungefähr so, wie er mit den Kindern sprach, ehe er sie hypnotisierte.
    Dann fragte er Josh, ob er mal einen Blick auf die Steine werfen dürfe.
    “Die hat Gabriella”, gab Josh zurück, womit er es ihr überließ, ob sie die Juwelen auspacken wollte oder nicht. Sie öffnete ihre Handtasche, zog einen gepolsterten Umschlag heraus, entnahm ihm das in Papier eingewickelte Päckchen und reichte es durch das Seitenfenster.
    Malachai entfernte das Wickelpapier und saß dann vornübergebeugt da. Josh konnte zwar weder die Steine noch das Gesicht seines Mentors sehen, doch die Neigung des Kopfes und die reglose Pose verrieten ihm, dass es Malachai genauso ging wie ihm beim ersten Anblick des Schatzes: Er konnte den Blick nicht davon losreißen.
    Eine Minute verstrich. Ohne die Steine aus den Augen zu lassen, sagte Malachai dann zu Gabriella: “Ich würde den Plan gern ändern. Wenn wir ankommen, möchte ich den Austausch übernehmen. Ich bin gefühlsmäßig nicht betroffen und neige vermutlich weniger zu Kurzschlussreaktionen. Der Kidnapper hat doch gesagt, Sie dürften jemanden mitbringen. Also wird er vermutlich damit rechnen, dass Sie in männlicher Begleitung auftauchen.”
    “Nein”, betonte Josh. “Ich begleite
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