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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan
Autoren: Amelie Fried
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Babysitter?«
    Bernds Lachen klang gezwungen.
    »Jetzt hör schon auf! Ich weiß, daß es keine so tolle Idee war. Aber dein Ausbruch war auch ganz schön übertrieben.«
    »Ich hab’ mich entschuldigt.«
    Am Tag nach der Taufe hatte Kate einen Blumenstrauß geschickt und ein Kärtchen dazu geschrieben. Das sollte genügen, fand sie.
    »Hör zu, Kate, ich wollte dir sagen, daß ich Samuel beim Rauchen erwischt habe …«
    »Na und?« unterbrach sie. »Soll er’s doch ausprobieren. Der merkt schon von alleine, daß es nicht schmeckt.«
    »Könntest du mich bitte mal ausreden lassen?« sagte Bernd gereizt.
    Kate verdrehte die Augen.
    »Ich habe länger mit ihm geredet«, fuhr Bernd fort.
    »Er hat zugegeben, daß er im Schuppen geraucht hat. Und zwar in der Nacht, in der das Feuer ausbrach.«
    Kate rang einen Moment um Fassung.
    »Ist das wahr?« fragte sie schließlich leise.
    »Ja, es ist wahr. Ich fand, du solltest das wissen. Aber bitte, geh schonend mit ihm um. Er ist ziemlich fertig.«
     
    Kate stellte Samuel zur Rede. Mehr als das, was sie von Bernd schon wußte, bekam sie allerdings nicht aus ihm heraus. Er versteckte sein schlechtes Gewissen hinter trotzigem Schweigen.
    Kate konnte es nicht fassen. Die Lüge, die sie Olga aufgetischt hatte, war plötzlich zur Wahrheit geworden.
    Von einem Augenblick auf den nächsten befielen sie die schlimmsten Zweifel. Was, wenn Mattuschek das Feuer doch nicht gelegt hatte?
    Glaub mir, Liebes, ich weiß, daß er es war. Genügt das?
    Ja, genügte es? Wenn der Mann, der Malise vergewaltigen wollte, maskiert gewesen war, konnte sie dann wirklich mit Gewißheit sagen, daß es sich um Mattuschek gehandelt hatte?
    Kate dachte an den Überfall des Radfahrers. Das Gesicht des Mannes war von der spiegelnden Sonnenbrille verdeckt gewesen, sein Kopf von einem Helm. Es war alles so schnell gegangen. Kate war einfach sicher gewesen, den Täter zu kennen. Aber kannte sie ihn wirklich?
    Ebenso war es mit dem Unbekannten im Garten. Er könnte es gewesen sein. Sie war sogar sicher, daß er es war. Aber sie hatte ihn nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen. Was blieb, waren die Fotos. Und die gestohlenen Sachen. Aber brachte man dafür einen um?
    Plötzlich fiel ihr Bobitt ein. Was war es, was Rita damals auf dem Speicher entdeckt hatte? Sie hatten nicht mehr darüber gesprochen, und Kate hatte über allen anderen Aufregungen vergessen, zu fragen.
    Sie schlüpfte in den Mantel und lief hinüber zu Rita.
    Die lag auf dem Boden ihres Wohnzimmers und spielte mit dem Baby.
    »Na, meine Süße, gefällt dir das?« sagte sie zärtlich und kitzelte das Kind, das begeistert lachte und gluckste.
    Kate blieb einen Moment in der Tür stehen. So hatte sie Rita noch nie gesehen. Sie hatte sie immer nur als frustrierte Frau erlebt, die den Tag verfluchte, an dem ihre bürgerlichen Träume sich erfüllt hatten.
    »Hallo«, sagte Kate schüchtern, »ich will nicht stören.«
    »Du störst nicht, komm rein.«
    Rita nahm das Baby hoch, setzte es auf ihren Schoß und gab ihm ein Fläschchen, das es in beide Hände nahm und zum Mund führte.
    »Ist es nicht erstaunlich, daß man diese kleinen Biester so liebt?« fragte sie und drückte das Kind an sich.
    »Dabei sauen sie alles voll, bringen einen um die Nachtruhe und ruinieren das Sexualleben ihrer Eltern.«
    »Das wird wieder besser«, sagte Kate tröstend und hockte sich zu ihr auf den Boden. »Hör mal, ich muß dich was fragen.«
    »Versuch nicht, mich zum Weitermachen zu überreden«, sagte Rita und hob abwehrend die Hände. »Ich hab’ wirklich die Schnauze voll.«
    »Nein, keine Angst. Es geht um was anderes. Was hast du eigentlich neulich auf Mattuscheks Speicher gefunden?«
    »Auf Mattuscheks Speicher?« wiederholte Rita gedehnt.
    »Ja, der Beweis, daß er Bobitt umgebracht hat, was war das?«
    Rita überlegte. »Ich weiß nicht mehr …«
    »Was heißt das, du weißt es nicht mehr?« sagte Kate ungeduldig. »Das ist doch erst ein paar Wochen her!«
    Rita schwieg. Das Baby verschüttete den Inhalt seiner Flasche.
    »Rita, es ist wichtig für mich!« sagte Kate eindringlich.
    Rita seufzte. »Ich hab’ gar nichts gefunden«, gab sie schließlich zu. »Ich wollte euch glauben machen, er hätte die Katze getötet. Ich dachte, je wütender ihr alle auf Mattuschek seid, desto schneller vergißt Malise ihren Zorn auf mich.«
    »Danke«, sagte Kate und stand auf.
    »Sei nicht sauer«, bat Rita mit flehendem Gesichtsausdruck.
     
    Wieder einmal wanderte
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