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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
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Aktionäre beschlossen, dass sie nur ganz wenig von ihrem Gewinn reinvestieren und stattdessen lieber Waren mit einer sehr kurzen Lebensdauer und geringem praktischen Nutzen kaufen wollen.
    Bei unserer Erde ist es genauso. Momentan machen wir unsere Anlagegüter zu Geld und investieren die Gewinne in Produkte mit eingebautem Wertverlust. Dies ist eine langfristige Geschäftsstrategie, die kein vernünftiger Geschäftsmann empfehlen würde. 2009 sagte Kalle Lasn, Gründer des einflussreichen Magazins Adbusters :
    »… Wir sind dadurch reich geworden, dass wir einen der zentralen Lehrsätze der Wirtschaft verletzt haben: Du sollst nicht dein Kapital verkaufen und es Einkommen nennen. Und doch haben wir in den vergangenen 40 Jahren Wälder gerodet, Flüsse und Meere bis an den Rand des Artensterbens überfischt und Erdöl aus der Erde gesaugt, als wäre der Vorrat unendlich. Wir haben das Naturkapital unseres Planeten verkauft und es Einkommen genannt. Und jetzt ist die Erde ausgezehrt wie die Wirtschaft.«
    Der Unterschied zwischen verkaufen und geben
    Ich halte mich im traditionellen Sinne des Wortes nicht für einen besonders spirituellen Menschen. Ich versuche, das zu praktizieren, was ich »angewandte Spiritualität« nenne, indem ich meine Überzeugungen auf die materielle Welt anwende, anstatt sie als etwas Abstraktes zu sehen, über das ich spreche, von dem ich aber selten Gebrauch mache. Je kleiner die Diskrepanz zwischen Kopf, Herz und Händen ist, desto näher ist man, denke ich, an einem ehrlichen Leben dran. Für mich sind das Spirituelle und das Materielle zwei Seiten derselben Medaille.
    Für mich hat das Leben ohne Geld einen immateriellen Vorteil. Wenn wir für Menschen arbeiten, über das hinaus, was wir für die Familie und Freunde tun, ist dies fast immer ein Austausch: Wir tun etwas, weil wir dafür etwas zurückbekommen. Ich denke, dass Prostitution in demselben Verhältnis zu Sex steht wie Kaufen und Verkaufen zu Geben und Empfangen: Die geistige Haltung, in welcher der Akt vollzogen wird, ist völlig anders. Wenn Sie freimütig geben, und das aus keinem anderen Grund als dem, dass Sie damit das Leben eines anderen Menschen angenehmer machen können, bauen Sie damit Bindungen, Freundschaften und schließlich stabile Gemeinschaften auf. Wenn man etwas nur tut, um etwas zurückzubekommen, kommt diese Bindung nicht zustande.
    Eine weitere wichtige Motivation ist viel einfacher und viel emotionaler – ich habe es satt. Ich habe es satt, Zeuge der täglich stattfindenden Umweltzerstörung zu sein und daran auch noch beteiligt zu sein, egal in welch geringem Maße. Ich habe es satt, mein Geld einer Bank zu geben, die, egal wie moralisch integer sie vorgibt zu sein, dennoch nach unbegrenztem Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen strebt. Ich habe es satt, zu sehen, wie Familien und Land im Nahen Osten zerstört werden, damit wir in der westlichen Welt unser Leben mit billiger Energie betreiben können. Und ich möchte etwas dagegen tun. Ich möchte eine Gemeinschaft und keine Konflikte, ich möchte Freundschaft und keinen Kampf. Ich möchte erleben, dass die Menschen Frieden mit dem Planeten Erde schließen, mit den Menschen und allen anderen Arten, die auf ihm leben.
    Wie man geldlos wird
    Es ist eine Sache, verstandesmäßig an die Gründe heranzugehen, warum wir das Geld aufgeben sollten, aber es ist eine ziemliche Herausforderung, dies auch umzusetzen. 2007 beschloss ich, einen Versuch zu wagen. Ich verkaufte mein geliebtes Hausboot, das im Bristol Harbour festgemacht war, und verwendete das Geld, um ein Projekt mit dem Namen »Freeconomy Community« zu initiieren, das für eine Gratiswirtschaft mit bargeldlosen Waren und Dienstleistungen steht. Mag sein, dass mich manch einer verständlicherweise als Heuchler bezeichnet, weil ich Geld benutze bei dem Versuch, ein schnelleres Ende des Geldes herbeizuführen. Ich betrachte Geld jedoch auf dieselbe Weise wie Erdöl: Wir sollten das, was wir haben, verwenden, um nachhaltige Infrastrukturen für die Zukunft aufzubauen.
    Ich hatte Erfahrungen mit regionalen Handelssystemen wie LETS und Timebanks, bei denen Menschen untereinander statt Geld ihre Fähigkeiten und ihre Zeit tauschten. Obwohl diese Systeme meiner Meinung nach eine wirklich positive Alternative zum globalen Geldsystem darstellten, konzentrierten sie sich noch immer auf das Tauschen und nicht auf bedingungsloses Geben. Meine Theorie war, dass man, wenn man zu einer
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