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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
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gelernt, was für ein geldloses Leben relevant wäre, aber es zeigte mir, dass jedes Spiel klare Regeln braucht. Ich nahm mir vor, zuallererst eine Reihe von Regeln aufzustellen, die ich leicht erklären konnte und die ich für die Dauer meines Jahres ohne Geld beherzigen würde.
    Diejenigen, die etwas über die Regeln dieses Experiments wissen möchten, fallen meist in zwei Gruppen. Auf der einen Seite gibt es die Menschen, die überrascht sind, dass ich überhaupt über Regeln nachdenke. Ihr logisches Verständnis sagt ihnen, dass dies mein Spiel ist und ich keine Gegner habe, und sie fragen sich, warum ich nicht jeweils einfach so vorgehe, wie ich es für angebracht halte. Auf der anderen Seite stehen die Menschen, die eine Antwort auf jedes denkbare Szenario haben wollen, in dem ich mich wiederfinden könnte.
    Die Logik der ersten Gruppe hinkt etwas. Ich habe sehr wohl zwei Gegner. Der furchterregendere der beiden ist mein innerer Dämon, der unweigerlich schwach wird, wenn er Versuchungen ausgesetzt ist, wie zum Beispiel einer Mitnahmemöglichkeit mit dem Auto in die Stadt an einem nassen Winterabend, einem Schluck Whiskey mit meinen Freunden vor dem Kamin und natürlich Schokolade. Ohne Regeln, das weiß ich, hätte ich der Versuchung manchmal nachgegeben, und wenn ich ihr erlegen wäre, hätte es kein Halten mehr gegeben. Seine Schwächen zu kennen, wird immer eine der größten eigenen Stärken sein. Weniger Angst macht mir mein zweiter Gegner: die möglichen Kritiker. Wenn man so etwas macht wie ich, und das so öffentlich, setzt man sich allen möglichen Formen von Kritik aus, wenn man scheitert. Ich habe zu fast allen Journalisten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, ein wirklich gutes Verhältnis aufgebaut. Diejenigen, die ich kennengelernt habe, haben sehr viel Anstand bewiesen, und wir hatten eine Partnerschaft, die für beide Seiten von großem Nutzen war. Allerdings werden Journalisten dafür bezahlt, dass sie großartige Geschichten erzählen, und einige Blätter mögen lieber pikante Geschichten. Ich wäre ziemlich naiv, wenn ich glaubte, dass jeder Zeitungsmacher oder Redakteur der Erde darauf aus wäre, die Botschaft von Freeconomy zu verbreiten. Der Redakteur einer Zeitung, deren Namen ich nicht nennen werde, fragte sein Team in einem Meeting, ob man undercover einen Journalisten losschicken sollte, um zu sehen, ob man mich beim Annehmen oder Ausgeben von Geld erwischen könnte, oder nicht. Ich kannte zufälligerweise den Mitbewohner dieses Redakteurs in diesem Meeting. Wie gut die Leute dort auf das Erfinden einer solchen Geschichte vorbereitet waren, weiß ich nicht genau.
    Welches also waren die Regeln, die zwölf Monate lang mein Leben bestimmen würden?
    1. Das erste Grundgesetz der »Geldlosigkeit«
    Ein ganzes Jahr lang würde ich kein Geld empfangen oder ausgeben können. Keine Schecks, keine Kreditkarten und keine Ausnahmen. Alles, was ich während dieser zwölf Monate haben wollte oder bräuchte, müsste ohne Geld oder ähnliche Zahlungsmittel erfüllt werden. Ich kündigte mein Bankkonto, obwohl ich wusste, dass es schwierig werden würde, nach einem komplett geldlosen Jahr ohne finanzielle Transaktionen ein neues zu eröffnen.
    2. Gesetz: »Normalität«
    Normalität ist ein Wort, das im Zusammenhang mit meinem Experiment nicht häufig vorkommt. Das Gesetz der Normalität war jedoch meine wichtigste Regel, denn sie bildete den intellektuellen Rahmen für die Entscheidungen, die ich in den unzähligen Szenarien, in denen ich mich in diesem einen Jahr wiederfinden würde, würde treffen müssen. Ohne dieses Gesetz wäre ich nicht in der Lage, mein Experiment durchzuführen und ein relativ normales Leben zu leben.
    Wenn jemand wissen wollte, ob eine Sache im Rahmen der Regeln des Experiments sei, würde ich mir die Frage stellen: »Was würde ich normalerweise tun?« Nehmen Sie eine der häufigsten Fragen: »Wenn ein Freund an einem Abend ein Essen für dich zubereiten möchte, würdest du die Einladung annehmen oder einen Tauschhandel anbieten müssen?« Solche Fragen fangen irgendwann an, einen in den Wahnsinn zu treiben. Natürlich werde ich keinen Tauschhandel mit einem Freund treiben, der mich zum Essen einlädt. In den Zeiten, als ich noch Geld hatte, hätte ich niemals einem Freund angeboten, ihn für das Essen auf meinem Teller zu bezahlen. Dies zu tun, hätte gegen jede Gesellschaftsnorm verstoßen, an die zu glauben ich erzogen wurde.
    Einige wichtige Punkte müssen geklärt
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