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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
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werden. Erstens: Wenn ich denselben oder irgendeinen anderen Freund ein paar Wochen später zum Essen einladen würde, könnte dieser nicht mit der Begründung Nein sagen, er fürchte, ich hätte dann für den Rest der Woche nicht mehr genug zu essen übrig. Das wäre keine normale Entschuldigung. Darüber hinaus würde ich Nein sagen, wenn ich je das Gefühl hätte, dass Leute mich öfter als normal zum Essen einladen, weil sie um mein Wohlbefinden besorgt sind, und nicht so sehr, weil sie gern Zeit mit mir verbringen möchten. Zweitens hatte ich vor, ein Jahr lang »netzunabhängig« zu leben. Ein netzunabhängiges Leben bedeutete, dass ich die für Licht, Heizung, Kochen und Kommunikation nötige Energie selbst produzierte und mich allein um meinen ganzen Müll kümmerte. Es bedeutete aber nicht, dass ich den Raum würde verlassen müssen, wenn ich bei einem Freund wäre und dieser das Licht oder Musik einschaltete. Das wäre lächerlich. Ich hatte einen Laptop und ein Mobiltelefon (nur für eingehende Anrufe) von Menschen erworben, die dafür keine Verwendung mehr hatten. Wenn ich Leute besuchte, die weit von mir entfernt wohnten, und ich die Geräte aufladen musste, würde ich deren Strom benutzen, wenn es keine andere Möglichkeit gab, denn das Gleiche hätte ich auch in der Vergangenheit getan. Genauso würde ich jemandem, der mich besuchte und über Nacht blieb, den von mir produzierten Solarstrom anbieten. Drittens begann ich das Jahr mit einer normalen Menge an Lebensmitteln und Kleidung. Alles am letzten Tag vor einem Jahr ohne Geld wegzuwerfen und von vorn zu beginnen, hätte allem widersprochen, worum es in meinem Jahr ging.
    Es ist sehr wichtig, etwas annehmen zu können, denn der Geber kann dadurch erleben, wie es ist, großzügig und freundlich zu sein. Ohne einen Empfänger kann es keinen Geber geben, und die Fähigkeit zu geben ist eine der größten Gaben, die uns geschenkt wurden. Dennoch war es auch wichtig, die Integrität meines Experiments zu wahren, und zwar auf sehr reale und alltägliche Weise.
    3. Gesetz: Gute Taten
    Ich hatte diese Idee schon lange im Kopf, bevor mir ein Hollywoodfilm mit dem Titel »Das Glücksprinzip« half, sie zu formulieren. Im Film geht es um einen Schüler, dessen Lehrer die Klasse auffordert, sich etwas auszudenken, wie man die Welt verbessern könnte. Einer der Jungen hat eine Idee: Wenn ein Mensch drei anderen Menschen bei etwas Wichtigem helfen würde, in dem Glauben, dass jeder von den dreien seinerseits drei anderen Menschen helfen würde und immer so weiter, dann würde sich nicht nur eine Menge Fürsorge, Freundlichkeit und Liebe exponentiell rund um den Globus verbreiten, sondern irgendwann auch zum ursprünglichen Geber zurückkehren, und er würde wahrscheinlich genau dann davon profitieren, wenn er am meisten Hilfe braucht.
    Ich habe versucht, den traditionellen Tauschhandel durch Gute-Taten-Wirtschaft zu ersetzen. Hierbei geht es darum, freimütig zu geben und zu empfangen. Beim traditionellen Tauschhandel einigen sich beide Parteien vor Arbeitsbeginn auf einen »Preis«. Anschließend führen sie durch, worauf sie sich geeinigt haben, bis ein kompletter Austausch vollzogen ist. Für mich ist der Unterschied zum Geld nicht sehr groß, obwohl hier der Vorteil darin besteht, dass der Tausch vor Ort passiert und meist Dinge beinhaltet, die wichtig und für beide Seiten von Nutzen sind. Außerdem wird hierdurch eine echtere Beziehung hergestellt. Dafür fehlt dem Tauschhandel aber eine wesentliche spirituelle Qualität: bedingungsloses Geben. Bedingungsloses Geben hat etwas an sich, das Beziehungen verwandelt und Verbindungen auf eine Art aufbaut, wie es traditioneller Tauschhandel niemals könnte.
    Wenn jemand etwas für Sie tut, nur weil er es gern macht, ohne dass er erwartet, etwas dafür zurückzubekommen, hat dies einen sehr großen Einfluss, besonders im 21. Jahrhundert, wo man uns beibringt, uns vor allem anderen um uns selbst zu kümmern. Bei den guten Taten geht es ausschließlich ums bedingungslose Geben. Die Natur funktioniert nach diesem Prinzip: Der Apfelbaum gibt seine Früchte bedingungslos her, ohne nach Bargeld oder einer Kreditkarte zu verlangen. Er gibt einfach, in dem Glauben, dass sein Wohltäter seinen Samen weitertragen und dafür sorgen wird, dass in der Welt noch mehr Äpfel wachsen.
    Wie lässt sich das Prinzip der guten Taten auf mein Experiment anwenden? Ich vereinbare nie Bedingungen, bevor ich Menschen helfe. Ich helfe
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