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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
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Gemeinschaft ausreichender Größe und mit ausreichend unterschiedlichen Fähigkeiten gehörte, jemandem helfen könnte, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was diese Person im Gegenzug für einen selbst tun könnte. Die Sicherheit bestünde darin, dass die Gemeinschaft da wäre, um jedem Mitglied zu helfen, wenn es einmal Hilfe brauchte. Vielleicht würde die Person, der Sie helfen, Ihnen niemals helfen, aber vielleicht würde eine andere Person Ihnen helfen, obwohl Sie ihr nie geholfen haben. Der Unterschied zwischen diesem System und dem gewöhnlichen Geldsystem besteht darin, dass das eine auf dem Bildschirm angezeigte Zahlen benutzt, um den Grad unserer Sicherheit zu berechnen, während das andere Sicherheit in den Bindungen sieht, die wir unweigerlich zu Menschen herstellen, wenn wir einfach aus Gefälligkeit etwas für sie tun. Das eine System baut stärkere Gemeinschaften auf, das andere höhere Zäune.
    Ich verwendete die Gewinne aus dem Verkauf des Bootes, um einen Webentwickler zu bezahlen, der mit mir am Aufbau einer Online-Infrastruktur arbeitete, mit der Menschen einander helfen konnten: nicht gegen Profit, sondern einfach, weil sie es gern taten. Das vorrangige Ziel bestand darin, dass die Website als Vermittler dienen sollte, der es ermöglichte, dass Menschen sich gegenseitig unentgeltlich helfen konnten, doch wie man das am besten bewerkstelligt, führte zu einigen Diskussionen. Am Ende beschloss ich, das Teilen solle im Mittelpunkt stehen. Teilen bedeutete nicht nur, dass weniger Ressourcen in der Welt verbraucht würden, sondern man würde durch die Hintertür auch Menschen zusammenbringen. Haben Sie schon mal jemanden deswegen weniger gemocht, weil er etwas mit Ihnen geteilt hat? Eben. Teilen baut Bindungen auf, reduziert Ängste und führt dazu, dass sich die Menschen in der Welt, in der sie leben, wohler fühlen. Der Frieden wird nur dann kommen, wenn all die kleinen Interaktionen, die jeden Tag rund um die Welt stattfinden, harmonischer werden. Das große Ganze setzt sich aus Details zusammen.
    Die Freeconomy Community wurde zu einer Website zum Teilen von Fähigkeiten, Werkzeugen und Raum, mit der Absicht, Menschen zusammenzubringen, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig neue Fähigkeiten zu vermitteln, Ressourcen zu bündeln und die Menschen in die Lage zu versetzen, irgendwann ein Leben führen zu können, in dem Geld nicht das Ausschlaggebendste für ihr Tun war. Ich nannte die Website »justfortheloveofit.org« (etwa: Weil wir es einfach gern tun), weil ich fand, dass der Name den Geist des Projektes gut zusammenfasste. Der schnelle Erfolg der Website überraschte mich. Die Idee dahinter war steinalt, aber ich nehme an, dass ihr Auftritt im Internet ihr eine neue Dimension gab. Innerhalb eines Jahres verwendeten Journalisten den Begriff »Freeconomy« als Umschreibung für eine Bewegung, die für Geschäfte ohne die Verwendung von Geld steht.
    »Sei du selbst die Veränderung«
    Anfang 2008 hatte ich das Gefühl, besser zu verstehen, was für eine Veränderung ich eigentlich sein wollte. Nachdem ich ein Projekt ins Leben gerufen hatte, das Menschen erfolgreich in die Lage versetzte, den Übergang vom Verkauf ihrer Fähigkeiten zum Teilen zu vollziehen, beschloss ich Folgendes: Wenn ich wollte, dass die Welt weniger Wert auf Geld legte, sähe für mich ein ehrbarer Weg so aus, dass ich selbst versuchte, ohne Geld zu leben, um zu sehen, ob dies möglich wäre.
    Im Juni 2008 entschied ich mich, mindestens ein Jahr lang ohne Geld zu leben, und nahm mir vor, Ende November, am internationalen »Kauf-nix-Tag«, damit zu beginnen. Als ich meinen Freunden davon erzählte, dachten sie, ich sei verrückt geworden. Warum, fragten sie, würde ich etwas so Extremes machen (ein Wort, das im Zusammenhang mit meiner Art zu leben häufig verwendet wird)? Aber was ist »extrem«? Mir scheint es extrem, für ein paar Tausender einen Plasmabildschirm zu kaufen. Und da laut Aussage vieler führender Wissenschaftler einige der Probleme, mit denen wir in Zukunft konfrontiert sein werden – darunter der Klimawandel und die Erdölknappheit –, wahrscheinlich extrem sein werden, wie können wir dann überhaupt davon ausgehen, dass es hierfür moderate Lösungen geben wird?

2 Die Spielregeln
    Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie, und bevor ich beschloss, das Geld aufzugeben, träumte ich davon, ein megareicher professioneller Footballspieler zu werden. Durch Football habe ich nicht viel
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