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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte
Autoren: Hera Lind
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Vier Wochen zu früh! Aber alle wohlauf!«
    »Wie schön für Sie«, rang Röhrdanz sich ab. »Alles Gute!«
    Kaum öffnete sich die Fahrstuhltür, trabte der junge Mann aufgeregt davon. Röhrdanz sah sich irritiert um. An den Wänden hingen Bilder von Neugeborenen, unwillkürlich musste er lächeln. So hatten Denise und Philip auch ausgehen, so … winzig, zerknautscht … und ein bisschen beleidigt, dass man sie aus der warmen, wohligen Welt des Mutterleibs verstoßen hatte. Er schritt unsicher den langen Flur hinunter, bis eine ältere, robuste Oberschwester ihn aufhielt: »Sie wünschen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin«, stammelte Röhrdanz verlegen.
    »Wen suchen Sie bitte?«

    »Meine Frau. Röhrdanz. Angela Röhrdanz.«
    »Wievielter Monat?«
    »Dritter. Sie ist erst im dritten.«
    »Dann sind Sie hier total falsch, guter Mann. Wir haben hier die Wöchnerinnen und Neugeborenen.« Die robuste Schwester nahm Röhrdanz am Arm und führte ihn zurück zum Aufzug. »Wir mögen es nicht so gern, wenn hier Fremde herumstreunen, Sie müssen schon entschuldigen.«
    Energisch drückte sie auf den Knopf und wartete, bis die Fahrstuhltür sich wieder öffnete. »Fragen Sie unten am Empfang, wo Sie Ihre Frau finden können«, riet ihm die Schwester. »Hier ist sie definitiv nicht!«
    »Dass diese Oberschwestern aber auch immer so herrisch sein müssen«, murmelte Röhrdanz, fast ein bisschen erleichtert, dass seine Frau offenbar keine Fehlgeburt erlitten hatte. »Das Baby ist anscheinend noch drin.«
    Entschlossen schritt er zu dem Glaskasten, in dem eine dunkelhaarige Rezeptionistin saß, und fragte nach seiner Frau.
    »Röhrdanz?« Die fein manikürten Finger der Dame fuhren über die Liste der Neuzugänge. »Nein. Ist hier nicht eingeliefert worden.« Die Dunkelhaarige nickte ihm sachlich zu und vertiefte sich dann wieder in ihren Roman.
    »Aber man hat mich hierhergeschickt«, drängte Röhrdanz sich erneut vor die Sprechscheibe, bevor andere Besucher ihn wegschubsen konnten. Er sprach wohl ein bisschen lauter als beabsichtigt, denn er hörte seine eigene
Stimme in der Empfangshalle widerhallen. Vielleicht war er wirklich einfach nur zu aufgeregt. Er musste dringend etwas essen. Oder wenigstens tief durchatmen.
    »Wer hat Sie hergeschickt?«, fragte die Dame nun in einem Tonfall, als ob sie mit einem Debilen spräche.
    »Sie ist heute Morgen in der Praxis eines Orthopäden zusammengebrochen. Die Rettung hat sie hergebracht.« Röhrdanz trommelte nervös mit den Fingern gegen die Glasscheibe, die ihn von seiner Gesprächspartnerin trennte.
    »Dann versuchen Sie es mal bei der Notaufnahme«, riet die Empfangsdame mit gespielter Geduld. »Vielleicht sitzt sie da.«
    Röhrdanz zwang sich, einmal tief ein- und auszuatmen. Bestimmt alles falscher Alarm.
    Unwillig trollte er sich. Was war denn da los, verdammt noch mal? Er musste nach Hause, die Kinder holen! Und Helga bei Laune halten. Es war doch wohl nichts Ernstes?
    Ein kleiner Kreislaufkollaps vielleicht, ein leichter Schwindelanfall … wenn man hier nichts von Angela wusste, war sie wahrscheinlich längst wieder zu Hause.
    Von der Telefonzelle auf dem Parkplatz des Krankenhauses rief er erneut Helga an.
    »Ist Angela inzwischen aufgetaucht? Ich bin nämlich im Krankenhaus, hier ist sie aber nicht zu finden!«
    »Nein!« In Helgas Stimme war die Angst zu hören. »Das sieht dem Mädel doch überhaupt nicht ähnlich! Einfach so zu verschwinden! Michael! Hattet ihr Streit?«

    »Aber nein!« Röhrdanz wollte lachen, aber es hörte sich eher an wie ein unterdrücktes Schluchzen. »Irgendwas stimmt hier nicht, was, werde ich noch herausfinden. Tut mir leid, dass du die Kinder erst einmal weiter hüten musst.«
    »Ist schon gut«, hörte er seine Schwiegermutter seufzen.
    Er kramte die restlichen Münzen aus der eisernen Muschel und steckte sie gedankenverloren in die Hosentasche.
    Als er sich auf den Weg zur Notaufnahme machen wollte, hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Irritiert drehte er sich um.
    »Herr Röhrdanz?« Die Dunkelhaarige vom Empfang kam mit klappernden Schritten über den Vorplatz gelaufen. »Herr Röhrdanz, warten Sie! Wir haben Ihre Frau gefunden!«
    »Na also! Was ist mit ihr?« Röhrdanz steckte die Hände in die Taschen und sah die Frau erwartungsvoll an. In ihren Augen lag so etwas wie Entsetzen, aber auch Mitleid.
    »Sie ist auf der Neurologie. Im vierten Stock.«
    »Aber das ist doch …« Röhrdanz folgte der eilig wieder ins
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