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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte
Autoren: Hera Lind
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Kinder in fünf Jahren, da muss sie doch auch mal mit zupacken!«
    »Gut«, kam es dünn aus dem Hörer. »Ich geh dann mal …«
    Sie ist erst neunundzwanzig, dachte Röhrdanz kopfschüttelnd, und ich habe ihr nicht nur Christian und Oliver aus meiner ersten Ehe aufgebrummt, die sie ohne mit der Wimper zu zucken aufgenommen hat, obwohl sie als Teenager nicht gerade einfach sind. Dann kamen kurz hintereinander unsere gemeinsamen Kinder Denise und Philip zur Welt, und jetzt ist sie schon wieder schwanger. Klar, dass sie irgendwann schlappmacht. Plötzlich hatte er ein richtig schlechtes Gewissen.
    »Hör zu, Liebes, wenn du willst, kann ich auch mit deiner Mutter reden. Ich weiß doch, wie ungern du sie um Hilfe bittest. Sie soll mal ihre beiden jüngsten Enkel für ein paar Stunden nehmen. Oliver kann sich alleine versorgen, wenn er aus der Schule kommt. Und du kümmerst dich mal nur um dich! Okay? Ich muss jetzt hier weitermachen.«
    »Ja«, schniefte Angela, klang aber getröstet.
    »Ich liebe dich. Sei tapfer und mach dir keinen Kopf.«

    »Ich dich auch«, hörte er Angela noch sagen, bevor er den Hörer auflegte, um seine Schwiegermutter anzurufen.
     
    V ier Stunden später hatte er immer noch nichts von Angela gehört. Zu Hause hatte er es inzwischen drei Dutzend Mal durchklingeln lassen. Das monotone Tuten zerrte an seinen Nerven.
    Wo steckte Angela nur? Vielleicht hatte sie sich im Anschluss an den Arztbesuch mit ihren Freundinnen von früher getroffen? War im Café oder im Kino?
    Beunruhigt wählte er die Nummer seiner Schwiegermutter, wenn auch widerwillig. Er hatte Helga am Morgen gebeten, ihrer Tochter mit den Kindern zu helfen. Helga hatte eingewilligt, ihm aber zu verstehen gegeben, dass sie sich Sorgen um ihre Tochter machte.
    »Ja, ja! Aber wenn sie doch die Richtige ist!«, hatte Röhrdanz matt geantwortet.
    »Für dich vielleicht, Michael, schließlich bist du sechzehn Jahre älter als sie und hast dich nach einer gescheiterten Ehe nach einer Mutter für deine Kinder gesehnt. Aber war es für Angela auch das Richtige?«
    Röhrdanz raufte sich die Haare. Na toll. Jetzt musste er auch noch zu Kreuze kriechen.
     
    » H allo, Helga, ich bin’s. Wollte nur fragen, wo Angela steckt.«
    »Das wollte ich DICH gerade fragen.« Sie klang aufgeregt. »Ich habe eure Kinder wirklich gern um mich, aber dass ihr mich so lange braucht, hätten wir vorher absprechen
müssen. Die Kinder halten mich voll auf Trab … nicht, Denise! Lass das stehen! Das geht kaputt …«
    »Helga!«, unterbrach Röhrdanz seine Schwiegermutter. »Willst du damit sagen, dass Angela immer noch nicht vom Arzt zurück ist?!«
    »Nein, ist sie nicht! Aber du hast ihr ja selbst gesagt, sie soll sich mal nur um sich kümmern!«
    »Aber sie würde doch nie einfach so bummeln gehen oder ins Kino! Du hast nicht zufällig die Nummer von dem Orthopäden?«
    »Nein, leider nicht. Was mache ich nur? Was glaubst du, was Denise hier mit meiner Bastelschere alles zerschnitten hat … Denise! NICHT! Das geht kaputt!«
    »Und was ist mit Dagmar? Kann deine andere Tochter sich nicht um die Kinder kümmern? Dann wärst du entlastet …«, versuchte Röhrdanz die Wogen zu glätten.
    »Dagmar ackert gerade für die Nachprüfung in Englisch. Das geht leider nicht!«
    »Ist ja gut, Helga, ich wollte ja bloß …«
    »Ich weiß, Michael, aber seit der Papa tot ist, ist überhaupt nichts mehr gut … Ich bin manchmal etwas überfordert und …«
    Nun weinte sie. Ihr Mann war erst vor wenigen Jahren völlig überraschend gestorben: Nachbarn hatten den bis dahin kerngesunden Endvierziger mit dem Gesicht nach unten tot im Garten gefunden. Im Gemüsebeet. Was für eine grässliche Art zu sterben! Und was für ein furchtbarer Schock für Helga. Vielleicht sollte er ihr die Kinder wirklich nicht zumuten?
    »Helga, bitte beruhige dich! Ich hole Angela jetzt vom
Arzt ab, und dann kommen wir auf eine schöne Tasse Kaffee zu dir, ja? Bitte sei nicht wieder traurig wegen Gerd, wir sind eine Familie und halten zusammen, wir sind immer für dich da, ja,?«
    »Ich dank dir, jetzt schau erst mal, wo Angela steckt …«
    Röhrdanz schüttelte den Kopf und legte auf. Seine Schwiegermutter tat ihm leid, aber er hatte jetzt andere Sorgen und sah ein, dass Dagmar, Angelas kleine Schwester, ihm in dieser Situation auch nicht helfen konnte.
    Mit plötzlicher Wut riss er das alte zerfledderte Telefonbuch aus dem Regal und blätterte darin, wobei er bemerkte, dass seine Finger leicht
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