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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof
Autoren: Hans W. Wiener
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davonfahrende Kurnis. Doch da der schwarze Rauch über dem Meer ständig dichter wurde, war es unwahrscheinlich, dass die Sasgen das Schiff entdecken könnten. Außerdem sah es so aus, als ob die Angreifer nicht mit Gefahren rechneten.
    Obwohl Mythor noch weit vom Ufer entfernt war, war das Meer der Spinnen an dieser Stelle nicht sehr tief. Seine Füße berührten den schlammigen Boden, ohne dass das Wasser über seinem Kopf zusammenschlug.
    Die Bewohner Urguths hatten diesen Ort gut gewählt. In diesem flachen Wasser sollten sie vor Seespinnen oder anderen Ungeheuern, die in den Tiefen der Meere lauerten, relativ sicher sein. Außerdem war das Wasser fischreich und bot alles, was sie zum Leben brauchten.
    Der Mammutfriedhof, ein riesiges, flaches Gebiet voller Knochen, umschloss die Stadt hufeisenförmig von der Landseite her. Niemand wagte sich in dieses Gebiet, das aus einem undurchdringlichen Gewirr ausgebleichter Knochen bestand. So war Urguth von Osten gegen jeglichen Angriff geschützt.
    Wegen der günstigen Lage hatten die Bewohner Urguths darauf verzichten können, Krieger auszubilden und Waffen zu schmieden. Sie waren ein friedliches Volk und umso leichter ein Opfer der plötzlich angreifenden Sasgen geworden.
    Als Mythor die ersten Pfahlhütten Urguths erreicht hatte, war bereits ein Drittel der Stadt von den wilden Angreifern besetzt. Wie besessen zerschlugen die Sasgen die Wände der Hütten mit ihren Streitäxten. Überall legten sie neue Brände. Ihre Zerstörungswut kannte keine Grenzen.
    In Fischernetzen gebündelt, schleppten die Sasgen die geplünderte Beute aus den Hütten. Sie raubten, was ihnen in die Hände fiel. Die Bewohner Urguths kämpften tapfer, obwohl die Übermacht erdrückend war. Mit lächerlichen Werkzeugen verteidigten die Fischer jeden einzelnen Steg. Doch schon längst war es abzusehen, wie der Kampf ausgehen würde. Mythor hatte nicht viel Zeit zu verlieren.
    Der Meeresboden unter der Stadt war schlammig und bot nicht viel Halt. Mythor zog sich deshalb an den ins Wasser gelassenen Beinknochen vorwärts, auf denen die Stadt erbaut war. Zum Teil waren die Knochen mit Algen überzogen und fühlten sich weich und glitschig an. An wieder anderen Stellen hatten sich Kolonien von Muscheln gebildet, die mit ihren scharfkantigen Rändern empfindliche Wunden schneiden konnten.
    Zum Schwimmen war nicht genug Platz. Zu dicht standen die bleichen Pfähle. Mythor wand seinen Körper geschmeidig zwischen ihnen hindurch. Obwohl der Lärm der Schlacht über ihm fast alle anderen Geräusche übertönte, bewegte er sich vorsichtig und leise.
    Mythor hatte nur ein einziges Ziel vor Augen. Dorthin arbeitete er sich vor. Das Ziel waren die dreizehn Boote der Sasgen.
    *
    Etwa ein Viertel des Weges hatte Mythor zurückgelegt, als er spürte, dass er entdeckt war. Ein sasgischer Krieger beugte sich über das knöcherne Geländer eines Steges und starrte auf den Schwimmer herunter.
    Mythor hatte zuerst nur den Schatten des Mannes bemerkt. Als er aufblickte, wusste er, dass es für eine Flucht zu spät war.
    Mit funkelnden Augen starrte der Krieger auf den Mann im Wasser. Der Rausch des Kampfes hatte das Gesicht des Sasgen verzerrt. Sein schweißnasses Haar hing ihm wirr in die Stirn. Ruß hatte sein Gesicht und seine Kleidung verschmiert. Blut klebte an der scharfen Schneide seiner Streitaxt. Der lederne Helm mit den beiden Stierhörnern war verrutscht und gab eine flammendrote Narbe über dem rechten Ohr frei.
    »Ich habe einen Frosch entdeckt!« brüllte der Krieger einem anderen Sasgen zu, der mit seinem Schwert eine verängstigte Frau im Kreis herumtrieb. »Einen Frosch, der glaubt, er könnte mir davonschwimmen!«
    »Ich habe hier ein Hühnchen«, antwortete ihm der andere Sasge. »Kümmere du dich um deinen Frosch!«
    Der Krieger mit der Streitaxt zerschlug mit einem einzigen fürchterlichen Hieb das Geländer des Steges.
    Mit einem schrillen Kampfschrei stürzte sich der Sasge anschließend in das Wasser. Seine Augen funkelten mordgierig. Schon nach wenigen Schwimmzügen hatte er Mythor erreicht.
    »Jetzt werden Frösche geschlachtet!« brüllte der Sasge. Er riss den Arm mit der Streitaxt hoch und ließ sie sofort danach auf Mythor niedersausen.
    Mythor stand ruhig im Wasser. Er bewegte seine Füße leicht im Schlamm des Grundes, um einen sicheren Stand zu bekommen. Dann wartete er den Angriff ab. Er bewegte sich nicht von der Stelle.
    Erst im allerletzten Augenblick drehte sich Mythor zur Seite
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