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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof
Autoren: Hans W. Wiener
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bekleidet, hieben mit Streitäxten und Schwertern auf die Bewohner der Stadt ein.
    Verzweifelt versuchten sich die Fischer zu verteidigen. Mit dünnen Harpunen oder mit Keulen aus Knochen wehrten sie die Schläge ab. Es war ein aussichtsloser Versuch. Ihre Speere zerbarsten splitternd unter den harten Hieben der Eindringlinge .
    Der Angriff musste völlig überraschend über die Stadt hereingebrochen sein. Die meisten Einwohner kämpften lackt. Sie hatten nicht einmal mehr Zeit gehabt, sich anzukleiden. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich Stück für Stück zurückzuziehen. Ihre Verluste waren erschreckend hoch.
    Schreie und Wehklagen schallten über das Meer. Weinend irrten Kinder durch das Kampfgetümmel. Frauen warfen sich über reglose Körper, die auf dem Boden lagen. Währenddessen eroberten die Angreifer Hütte um Hütte.
    »Sasgen!« stieß Elivara hervor. Verbittert beobachtete sie die Schlacht. »Ich erkenne ihre Schiffe!«
    Mythor stand neben ihr und sah sie fragend an. Seine Faust hatte sich so um den Griff Altons verkrampft, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Seine Lippen waren hart und fest aufeinandergepresst. Der ungleiche Kampf der sich vor seinen Augen in der Pfahlstadt abspielte, erfüllte ihn mit Verbitterung. Das Unrecht war zu offensichtlich.
    »Wer sind die Sasgen?« fragte er.
    »Es ist ein Stamm aus dem hohen Norden«, antwortete Elivara. »Die Sasgen kommen aus Eislanden. Sie sind die kriegerischsten Stämme, von denen ich je gehört habe. Sie kennen weder Viehzucht noch Ackerbau oder Fischfang. Alles, was sie brauchen, rauben sie von anderen Völkern. Ihr Leben besteht nur aus Kämpfen, Töten und Plündern.«
    »Auch ich kann kämpfen«, mischte sich Nottr ein. In seiner Hand lag sein kurzes Krummschwert. Er schwenkte wild die Klinge. »Mischen wir uns ein wenig ein!«
    Er entblößte seine großen gelben Zähne und ließ seine Augen kampflustig funkeln. Erregt lief er auf der Kurnis hin und her.
    Sadagar runzelte die Stirn. »Bedenkt die Übermacht«, warf er vorsichtig ein. »Was würde aus unserem Auftrag, wenn wir unterliegen?«
    »Unterliegen?« fragte Nottr verwundert. Diese Möglichkeit schien er nicht in Betracht zu ziehen.
    »Wenn diese Sasgen uns besiegen und töten, ist Nyrngor verloren«, fuhr der Steinmann fort. »Wir sind hier, um Sklutur zu finden. Seine magischen Kräfte sollen das Königreich Elivaras retten.«
    Nottr blieb abrupt stehen und wirbelte herum. Plötzlich stand er dicht vor Sadagar. Er beugte seinen kräftigen Oberkörper, bis seine Augen in gleicher Höhe mit denen des Steinmanns waren. In der Erregung hatte sich seine Narbe über dem Mund tiefblau verfärbt.
    »Aber was wird aus unserem Auftrag, wenn wir uns nicht einmischen?« fragte Nottr. »Was wird, wenn Urguth von diesen Barbaren vernichtet wird? Was wird, wenn wir Sklutur den Beinernen nicht mehr sprechen können?« Die Stimme des Lorvaners war immer leiser geworden. Sie klang gefährlich.
    »Wir werden uns einmischen«, beendete Mythor schließlich den Streit der beiden. »Die Sasgen scheinen uns und die Kurnis noch nicht bemerkt zu haben. Wir haben die Möglichkeit, sie zu überraschen.«
    »Das werden wir«, rief Nottr kampflustig und führte mit seinem Kurzschwert einige Stiche und Hiebe in der Luft aus.
    Sadagar seufzte resignierend. Kalathee wandte sich von dem Kampfgetümmel in Urguth ab und drehte sich zu Mythor um. Ihre zarte Hand spielte nervös mit dem Amulett, das sie an einer feinen goldenen Kette um den Hals trug.
    »Es ist ein großes Wagnis, das du auf dich nimmst«, sagte sie.
    Nottr schob sich vor sie. Er stellte sich in Positur und lachte verächtlich. Spielerisch ließ er die kräftigen Muskelstränge seiner Arme unter der Haut rollen.
    »Was für ein Wagnis meinst du?« fragte er Kalathee. »Glaubst du, dass wir uns nicht wehren können?«
    »Es ist ein Wagnis«, wiederholte Kalathee. Ihre Blicke gingen durch Nottr hindurch und verloren sich in der Ferne.
    In der Zwischenzeit hatte sich Mythor mit schnellen Bewegungen seiner Kleidung entledigt. Er legte den Flügelhelm von Elivaras Vater ab, das Kettenhemd, den blauen Waffenrock und die schweren, verschnörkelten Metallmanschetten aus Silber. Lediglich den breiten Doppelgürtel mit dem Messer und dem Gläsernen Schwert und einem ledernen Hüftschutz behielt er an.
    Elivara musterte unverblümt und bewundernd den sehnigen und muskulösen Körper Mythors. Sie hob ihre Hand und ließ ihre Finger sanft über seine nackte
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