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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof
Autoren: Hans W. Wiener
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und mach ihnen neuen Mut. Lange wird die Rettung nicht mehr auf sich warten lassen!«
    »Ja, wir werden durchhalten«, erwiderte die Frau mit glühenden Augen. »Jetzt weiß ich, dass wir siegen werden. Sklutur verlässt uns nicht. Er schickt uns seine Hilfe. Du bist der Mann, der in höchster Not aus dem Meer aufsteigt und die Feinde besiegt.«
    Mythor achtete nicht weiter auf sie. Er stieß sich ab und schwamm auf die Boote der Sasgen zu.
    *
    Der Teil der Stadt, der weiter ins Meer der Spinnen hinausragte, war längst in der Gewalt der Sasgen. Keine der Hütten war mehr unversehrt. Die meisten waren ein Raub der Flammen geworden. Die Knochen waren verkohlt und glommen schwach. Sie schwelten und schickten gelbliche und schwarze Rauchfahnen in den Himmel. Inzwischen hatte sich die Schlacht weiter zum Land hin verschoben. Aus diesem Grund gab es in diesem Teil keine Bewohner mehr und auch keine sasgischen Krieger. Ungehindert erreichte Mythor die Boote der Angreifer.
    Mythor tauchte unter dem Rumpf des ersten Bootes durch und versteckte sich zwischen den dunklen Bootskörpern. Hier ruhte er sich einen Augenblick lang aus und sah sich vorsichtig nach weiteren Gegnern um.
    Die Vorsicht war unbegründet. Die Sasgen schienen sich so sicher zu fühlen, dass sie nur eine einzige Wache zurückgelassen hatten. Der Mann saß auf dem Steg, an dem die dreizehn Boote angebunden waren. Er hatte die schweren ledernen Stiefel mit dem dunklen Pelzbesatz ausgezogen und neben sich gestellt. Gelangweilt ließ er die nackten Füße ins Wasser baumeln.
    Von Zeit zu Zeit schirmte er die Augen mit der Hand gegen die noch tiefstehende Sonne ab und blickte landeinwärts. Er beobachtete den wilden Kampf, den sein Stamm mit den Fischern austrug. Wahrscheinlich hätte er selbst gern mitgemacht, denn er murmelte wütend unverständliche Worte.
    Geräuschlos arbeitete sich Mythor dicht an ihn heran. Je näher er ihm kam, desto deutlicher wurde das Gemurmel. Schließlich waren die Worte gut zu verstehen.
    Die Wache schimpfte auf einen Mann, den er »Keltur« nannte. Wahrscheinlich war er der Anführer der Sasgen. Die Wache war ärgerlich, weil dieser Keltur immer ausgerechnet ihn vom Kampf fernhielt und als Aufpasser für die Boote einsetzte. Er nahm sich vor, so etwas nicht noch einmal mitzumachen.
    Mythor grinste. Er würde mit dazu beitragen, dass dieser Mann ganz sicherlich nicht noch einmal als Wache eingesetzt würde.
    Etwa fünf Schritte hinter der Wache ergriff Mythor mit beiden Händen den Knochensteg. Langsam zog er sich hoch. Es gelang ihm, ein Knie auf den Steg zu schieben und den Körper nachzuziehen. Er richtete sich auf und zog Alton, das Gläserne Schwert, aus dem breiten Ledergürtel.
    Der Steg schwankte leicht unter dem Gewicht Mythors. Die ausgebleichten Schädelplatten der Mammuts, mit denen er gedeckt war, rieben aneinander. Ein knirschendes Geräusch entstand und machte den Wächter aufmerksam.
    »Wie lange wird der Kampf noch dauern?« fragte der Wächter, ohne sich umzudrehen. »Wie sieht es aus?« Wahrscheinlich vermutete er einen seiner eigenen Leute hinter sich.
    »Was meinst du?« fragte Mythor. »Für mich oder für dich?«
    Die Wache wandte den Kopf. »Natürlich für.!« Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er Mythor entdeckte. Sein Unterkiefer klappte vor Erstaunen herunter und gab ein lückenhaftes Gebiss frei.
    Mythor blickte in ein Gesicht, das von zahllosen Verwundungen fürchterlich entstellt war. Eine grässliche Narbe verlief quer über sein rechtes Auge. Die Nase fehlte und ein Teil der Oberlippe. Das gesunde linke Auge funkelte böse.
    Das Erstaunen und die Verwunderung der Wache verwandelten sich blitzschnell in volle Kampfbereitschaft. Mit einer Geschwindigkeit, die man dem gewaltigen Körper kaum zugetraut hätte, schnellte der Sasge hoch. Plötzlich hatte er sein Schwert in der Hand. Sein entstellter Mund verzerrte sich noch mehr. Ein tiefes Grollen drang aus seiner Kehle. Böse starrte er seinen Gegner an. Vor allem das Gläserne Schwert hielt seinen Blick gefangen und verzögerte seinen Angriff.
    »Willkommen«, sagte er schließlich. Er musterte seinen Gegner und versuchte ihn erst einmal einzuschätzen. »Ich fürchtete schon, dass es heute für mich keinen Kampf gäbe!«
    Mythor stand breitbeinig auf dem schwankenden Steg. Alton lag sicher in seiner Faust. Der Griff schmiegte sich in seine Hand. Auf seiner muskulösen Brust glänzten zahllose winzige Salzkristalle, dort, wo das Meerwasser
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