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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof
Autoren: Hans W. Wiener
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dem sowohl Ärger als auch Misstrauen lag.
    »Bei Sonnenaufgang wird sich der Nebel auflösen«, erklärte Elivara und tat so, als ob sie Kalathees Blick nicht bemerke. »Normalerweise kann man die Pfahlstadt schon von hier aus sehen!«
    Nottr, der am Heck der Kurnis stand, warf das Ruder herum und fuhr näher an das Ufer heran. »Also haben wir es geschafft«, stellte er fest.
    »Vielleicht«, erwiderte Elivara. »Alles hängt davon ab, ob wir Sklutur finden und ob uns der Beinerne helfen kann.
    Wenn nicht, stehen meiner Stadt schwere Zeiten bevor.«
    *
    Mit den ersten Strahlen der Sonne drang der Lärm des Kampfes zur Kurnis herüber. Das heisere Gebrüll der Angreifer und das Schreien der Verteidiger drangen klar und deutlich durch den Nebel.
    Verzweiflung und Todesangst lagen in diesen Schreien. Sie drangen Mythor tief ins Herz. Fast automatisch fuhr seine Hand zum Griff des Gläsernen Schwertes. Der Griff Altons schmiegte sich warm in seine Faust.
    Elivara, Kalathee, Nottr und Steinmann Sadagar starrten erschrocken nach vorn. Sie versuchten vergeblich, etwas zu erkennen. Mit einem Fluch riss Nottr sein kurzes Krummschwert aus der Scheide und baute sich breitbeinig auf. Sadagar neben ihm tastete nach seinen Wurfmessern.
    Mythor streifte Elivara mit einem kurzen, fragenden Seitenblick. Aber er erkannte sofort, dass auch die Königin von Nyrngor keine Erklärung für den Kampf hatte.
    »Urguth hat keine Feinde«, murmelte sie erstaunt und mehr zu sich selbst. »Die Bewohner sind Fischer, harmlose und friedliche Leute!«
    »Danach fragen die dunklen Mächte nicht«, sagte Mythor rau .
    »Die Caer?« fragte Kalathee leise. »Meinst du, dass die Krieger der finsteren Priester schon vor uns da sind?«
    Niemand konnte ihr auf diese Frage eine Antwort geben. Nahezu lautlos fuhr das Schiff in den rötlich leuchtenden Nebel hinein.
    Mit einem Satz stand Mythor neben dem Mast der Kurnis. Er löste die Taue und holte das Segel ein. Das Schiff verlor sofort an Fahrt. Sanft glitt es dem ständig lauter werdenden Lärm der Schlacht entgegen.
    Verschleiert durch den Nebel, tauchte die Sonne am östlichen Horizont als unscharfe Scheibe auf. Wann verteilten sich die ersten Strahlen über das Meer. Ganz allmählich löste sich der Nebel auf, wie es Elivara prophezeit hatte. Gespannt stand die kleine Besatzung am Bug der Kurnis. Sie sprachen kein Wort. Sie warteten auf das, was sich ihren Blicken bieten würde.
    Dunkle Konturen schälten sich aus dem grauen Schleier. Anfangs wirkten sie noch verwischt, doch dann wurden sie sehr schnell deutlicher. Je mehr Macht die Sonne über diesen neuen Tag gewann, desto schneller wich der Nebel.
    Flache Hütten tauchten auf und schienen über dem Meer zu schweben, von unsichtbaren Mächten gehalten. Die Pfahlstadt Urguth, das Ziel der Kurnis, war erreicht. Die Stadt war nur noch etwa einen Bogenschuss vom Bug des Schiffes entfernt. Der Besatzung der Kurnis bot sich ein phantastisches Bild.
    »Beim Kleinen Nadomir«, murmelte Sadagar fast tonlos. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Gewaltige Knochen, die von riesigen Tieren stammen mussten, ragten aus dem dunklen Wasser des Meeres. Auf ihnen waren die flachen Hütten der Stadt erbaut. Auch sie bestanden nur aus Knochen und Gebeinen. Bleich und fahl schimmerte Urguth über dem Meer.
    Schmale Brücken und Stege aus Schädelplatten riesenhafter Mammuts verbanden die einzelnen Gebäude. Begrenzt wurden die Stege von Geländern, die aus einem Geflecht von Rippenknochen bestanden.
    Die Dächer der Hütten glänzten dunkel. Sie waren mit Schilf und Seetang gedeckt und bildeten einen eigenartigen Kontrast zu den fahlen Knochen.
    Das Wasser schien an dieser Stelle sehr seicht zu sein. Die Stadt ragte weit in das Meer hinein. An den Stegen, die am weitesten in das Meer hinausreichten, waren dreizehn Boote angebunden. Es waren dunkle, flache, kleine Schiffe. Der Bug war in einem weit geschwungenen Bogen hochgezogen und an der Spitze mit einem Drachenkopf verziert. Die Ruder waren eingezogen und steckten in hölzernen Scheiden. Wie die Pfosten eines Zaunes ragten sie senkrecht in die Luft. Die Boote bewegten sich leicht in der sanften Dünung.
    Schwarzer Rauch hing über der Stadt. Viele der flachen Fischerhütten brannten. Über die ausgebleichten Knochen leckten Flammen und färbten sie schwarz. Ein bestialischer Gestank ging von diesen Bränden aus.
    Auf den schmalen Stegen der Stadt tobte ein Kampf. Große, kräftige Gestalten, mit dicken Pelzen
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