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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif
Autoren: Guillaume Prévost
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dass er unbedingt vorbeischauen soll.«
    Max!, folgerte Sam daraus. Es fehlte wirklich nur noch der alte Max in der Runde! Vielleicht brachte er zufällig den blauen Plastik-Jeton mit? Wenn ja – obwohl das eher unwahrscheinlich war—, sollte er nur nicht damit rechnen, dass Samuel Gebrauch davon machte: Der hatte nämlich überhaupt keine Lust wegzugehen. Diese Epoche gefiel ihm ausgesprochen gut . . . hier würde er bleiben! Dennoch lief er schnell zur Tür – und sein Herz setzte aus. Alicia . . . Vor ihm stand Alicia. Schöner und strahlender denn je. Sie trug eine schwarze Jeans und ein leuchtend orangefarbenes T-Shirt mit dem Aufdruck Die Welt ist blau. Über ihrer Schulter hing ein Beutel mit vielen kleinen Taschen und unter dem Arm trug sie etwas Flaches, Rechteckiges, das in Packpapier gewickelt war. Sie blitzte Sam aus ihren großen Augen fröhlich an.
    »Überraschung!«
    Dann, als sie seinen verblüfften Gesichtsausdruck sah: »Darf ich?«
    Wie betäubt trat Samuel zur Seite und Alicia wurde von den anderen Gästen mit lautem Hallo begrüßt: »Alicia!«, »Endlich!«, »Du kommst gerade richtig!« . . .
    »Tut mir Leid«, rief sie in die Runde. »Ich wollt schon viel eher da sein, aber ich komme gerade von meinem Foto-Praktikum . . . Ah! Wie ich sehe, habe ich das Geschenkeauspacken bereits verpasst!«
    Sie warf ihren Beutel auf den Boden und wandte sich an Elisa, die gerade Donovan das erste Stück Torte servierte.
    »Mrs Faulkner, kann ich Ihren Sohn kurz ausleihen? Es ist etwas Persönliches . . .«
    »Natürlich, Alicia. Aber nur, wenn du versprichst, ihn zurückzubringen, bevor Grandpa die ganze Torte aufgegessen hat!«
    Alicia nahm Sam beim Arm und zog ihn nach draußen auf die Vortreppe, deren Geländer strahlend weiß gestrichen worden war. Sie zog die Tür hinter sich zu.
    »Tut mir leid, wenn ich dich entführe, aber ich mag es nicht, wenn MacPie in der Nähe ist . . . die geborene Klatschtante! Hier, ich habe auch ein Geschenk für dich.« Sie reichte ihm das Paket, das sie unterm Arm getragen hatte, eine Art Umschlag, und Sam musste sich regelrecht zwingen, seine Augen von ihr loszureißen. Sie war einfach unglaublich schön: die langen blonden Haare, von einer violetten Spange lose am Hinterkopf zusammengehalten, die zart gebräunte Haut, die klaren, makellosen Gesichtszüge und diese meerblauen Augen . . .
    »He, träumst du?«, stichelte sie.
    Da nahm Sam endlich den Umschlag und öffnete ihn. Zum Vorschein kam eine Fotocollage in einem alten, hübsch verzierten Rahmen. Auf der linken Seite sah man eine alte Polaroid-Aufnahme, auf der Alicia und er etwa neun Jahre alt sein mussten und sich wie zwei Porzellanhunde unter dem jungen Tulpenbaum im Garten der Faulkners gegenübersaßen und sich anstarrten. Auf der rechten Seite waren sie auf einer aktuellen Fotografie zu sehen: Sie hielten sich um die Taille gefasst unter dem gleichen Tulpenbaum, der, genau wie sie, deutlich gewachsen war. Beide Aufnahmen wurden von zahlreichen Porträts von Sam in unterschiedlichem Alter eingerahmt, einige in Schwarz-Weiß, andere in Farbe, in verschiedenen Formen und Größen. Das Ganze ergab ein Mosaikbild seines Lebens. Es war wirklich ein Kunstwerk geworden.
    »Es ... es ist einfach großartig, Alicia. Danke. Vielen Dank . . .«
    »Erkennst du dieses Polaroid?«, fragte sie. »Es ist das allererste Foto von uns beiden, kurz nachdem wir nach Saint Mary gekommen waren. Zu der Zeit lief es zwischen uns beiden anscheinend nicht so gut, was meinst du?«
    Samuel sah sie nur an, überwältigt von Liebe und mit der klaren Gewissheit, dass Alicia sein Geschenk für immer war, was immer geschehen würde.
    »Zum Glück ist diese Zeit vorbei, findest du nicht?«, fügte sie hinzu. »Herzlichen Glückwunsch, Samuel . . .«
    Sie lehnte sich an den Türrahmen und zog ihn auf ihre entwaffnende Art wie selbstverständlich an sich. Dann legte sie zärtlich die Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft. Und er wusste, es würde für immer sein . . .
     
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