Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif
Autoren: Guillaume Prévost
Vom Netzwerk:
gleichzeitig, dass Samuels Einschreiten vor drei Jahren Erfolg gehabt hatte! Indem er verhindert hatte, dass der Tätowierte seine Mutter umbrachte, hatte er eine neue Zeitsequenz eingeleitet, die zweifellos der ursprünglichen Version näher kam und in der Elisa Faulkner sich bester Gesundheit erfreute! Und in der Allan nicht länger in der Klinik bleiben und Sam nicht weiter auf den Wegen der Zeit herumirren musste. Eine Rückkehr zur Normalität in gewisser Hinsicht!
    »Was ist, Sam«, fragte Elisa liebevoll, »willst du nicht kommen und deine Kerzen auspusten?«
    Diese Stimme . . . Diese Stimme, die ihn so oft in den Schlaf gesungen, ihn getröstet, gelehrt und geleitet hatte. Wie oft hatte er in den unendlichen Nächten, wenn er allein war, versucht, sich an diese Stimme zu erinnern. Diese kristallklare, beruhigende Stimme . . . Mütterlich. Wie gut es tat, wieder einmal auf seine Mutter zu hören!
    Ohne Elisa aus den Augen zu lassen, ging er zu seinem Geburtstagstisch. Im Vorbeigehen bemerkte er eine kleine Narbe auf ihrer Stirn, dort, wo Rudolf sie geschlagen hatte. Aber bis auf diese Kleinigkeit war sie ganz und gar sie selbst!
    »Die Kerzen! Die Kerzen!«, skandierten Grandpa und Lili.
    Sam wandte sich diesem architektonischen Meisterwerk zu, auf dem mit rosafarbener Sahne stand: Herzlichen Glückwunsch, Samuel! Er holte tief Luft und pustete mit aller Kraft die vierzehn kleinen Flammen aus, als wollte er damit gleichzeitig die Erinnerung an diese schwarzen Jahre löschen. Den nachfolgenden Jubel und die Hochrufe hörte er kaum: Er hatte sich schon in die Arme seiner Mutter gestürzt. Er schmiegte sich an ihre Schulter, das Gesicht in ihren Haaren vergraben, und sog den Duft ihres Parfums ein, das ihn so sehr an seine Kindheit erinnerte. Dabei musste er sich auf die Lippe beißen, um nicht zu weinen.
    »Ich hab dich lieb, Mama«, murmelte er halb erstickt. »Ich dich auch, Sam.«
    Die ganze Familie kommentierte diese Liebesbekundungen mit erneuten Begeisterungsstürmen und Sam musste sich von seiner Mutter lösen, um einem nach dem anderen, Miss MacPie eingeschlossen, zu danken. Grandpa, der Ungeduldigste von allen, schwenkte die beiden in Goldpapier gewickelten Geschenke.
    »Und nun die Geschenke!«, tönte er.
    Sam löste unter bewundernden Ohs! und Ahs! das bunte Geschenkband, während er kurze Seitenblicke auf seine Eltern warf, die sich an den Händen hielten. Das wiedergefundene Glück ... Wie er eben schon erraten hatte, enthielt das kleine der beiden Pakete eine Armbanduhr mit verchromtem Gehäuse und zahlreichen Knöpfen und Drehscheiben.
    »Außer unserer Zeit hier hat der Juwelier auch die Zeit von Brügge und Theben eingestellt, wie du es dir gewünscht hast«, erklärte Elisa.
    Brügge und Theben, das alles schien auf einmal so weit weg . . .
    »Sie ist einfach bezaubernd, wie sie glitzert!« Miss MacPie konnte es sich anscheinend doch nicht ganz verkneifen.
    Sam öffnete das nächste Paket: eine prächtige Enzyklopädie der Pharaonen, die er benutzt hatte – in einem anderen Leben! -, als er nach der Bedeutung von Hathors Zeichen gesucht hatte. Es war ein besonders wertvoller Band aus dem 19. Jahrhundert, den sein Vater für ihn ausgesucht hatte – ein Zeichen besonderer Wertschätzung.
    »Und wenn du dich weiter so für Bücher interessierst«, fügte Allan hinzu, »kannst du mir jederzeit ein oder zwei Nachmittage pro Woche in der Buchhandlung helfen. So weit von Bel Air ist es auch wieder nicht und du könntest dein Taschengeld etwas aufbessern.«
    »Das würde mir sehr viel Spaß machen«, versicherte Sam, der nebenbei eine wichtige Information registrierte: In dieser Zeitsequenz hatten die Faulkners anscheinend ihr Haus in Bel Air behalten. Noch eine gute Neuigkeit!
    »Und was ist jetzt mit der Torte?«, donnerte Grandpa. »Ist die nur zum Ansehen oder darf man auch davon probieren?«
    »Donovan, du bist ja schlimmer als ein kleines Kind!«, schalt Grandma.
    »Das ist der einzige Vorteil am Altwerden!«, gab er zurück. »Der einzige!«
    Elisa begann, das verlockende Bauwerk unter den besorgten Blicken des Publikums anzuschneiden, als es an der Eingangstür klingelte.
    »Gehst du mal nachsehen, Sam?«, bat sie.
    Er hätte ihr auch die Sterne vom Himmel geholt, wenn sie es gewollt hätte . . .
    »Das ist vielleicht der Nachbar, der ein Stück weiter die Straße hoch wohnt und halb taub ist«, vermutete Grandma. »Ein sehr netter Herr, ich habe ihm erzählt, dass wir Geburtstag feiern und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher