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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif
Autoren: Guillaume Prévost
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gesprochen hast. Ich glaube, du hast es richtig gemacht . . . Wenn ich den Stein und diese ganze Geschichte nicht selbst entdeckt hätte, hätte ich nie die Chance gehabt, ein echter Zeitreisender zu werden. Geschweige denn die Kraft, dich zu suchen . . . Du hast es gewusst, Papa, von Anfang an!«
    Er warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm, der die Herzfrequenz und den Blutdruck seines Vaters anzeigte: Abgesehen von dem üblichen piependen Geräusch gab es nicht das geringste Zeichen eines Zitterns. Allan war noch immer in seiner Welt eingeschlossen, hinter hohen Mauern, außer Reichweite. Aber hatte Sam ihn nicht schon einmal aus einem unzugänglichen Gefängnis befreit? Man musste nur lange genug ausharren, nur nicht aufgeben.
    »Um ehrlich zu sein, wollte ich mich auch entschuldigen . . . Als du all diese Wochen verschwunden warst, war ich irgendwann überzeugt, dass du den Sonnenstein benutzt, um alte Bücher zu stehlen und in deinem Laden zu verkaufen. Ich wusste ja, dass deine Geschäfte schlecht gingen und . . . Ich konnte nicht verstehen, warum du mir das alles verheimlicht hast, warum du plötzlich ohne ein Wort verschwunden bist. Ich war . . . ich war vollkommen durcheinander. Es tut mir leid, dass ich so an dir gezweifelt habe.«
    Das Piepen des Monitors ertönte jetzt in kürzeren Abständen. Sollte das Zufall sein? Allans Herzfrequenz hatte sich kaum merklich beschleunigt. Nicht viel, von 61 auf 64 Schläge pro Minute. Hieß das etwa, dass sein Vater auf seine Worte reagierte?
    »Papa?« Er umklammerte seine Hand. »Bist du da? Papa, ich bin's . . . Hörst du mir zu? Du musst kämpfen! Du kannst doch nicht einfach liegen bleiben! Du musst aufwachen! Ich hab solche Angst gehabt, wenn du wüsstest . . . Als wir aus Bran zurückgekommen waren und ich dich neben dem Stein liegen sah, habe ich gedacht. . . ich habe gedacht du wärst tot. Du hast dich nicht mehr bewegt, es sah aus als würdest du nicht mehr atmen und . . .«
    Seine Gefühle überwältigten ihn. Es war der schlimmste Moment seines Lebens gewesen, als er sich dort im düsteren Keller der Buchhandlung über den leblosen Körper seines Vaters beugte. Der Transfer von Draculas Schloss zurück in ihre Zeit war ungewöhnlich heftig gewesen. Als habe die Präsenz des Goldreifs in der Transportvertiefung des Steins die Reise unangenehmer und schmerzhafter gemacht. Wie hätte Allan das überleben sollen? Er lag ausgestreckt da, mit dem Gesicht am Boden, reglos, und so sehr Sam ihn auch rüttelte und schüttelte, er reagierte nicht. Keine Atmung, kein Puls. Eine Welle der Verzweiflung hatte Sam erfasst und er musste sämtliche Kräfte aufbieten, um sich davon nicht überwältigen zu lassen. Wie konnte er seinem Vater nur helfen? Jetzt, sofort? Er musste ihn zu einem Arzt bringen. Doch wie sollte er ihn transportieren? Allein würde er es niemals schaffen . . .
    »Grandpa und Grandma waren wunderbar«, fuhr er fort. Als ich sie anrief und sagte, dir ginge es schlecht, haben sie keine langen Fragen gestellt, sondern sind sofort gekommen. Sie haben dann auch den Krankenwagen gerufen. Sie haben sich solche Sorgen gemacht! Auch wenn sie im Grunde wohl damit gerechnet hatten. Ich hatte ihnen vorher schon die Sache mit dem Sonnenstein und mit Vlad Tepes erklärt, sie hatten schon damit gerechnet, class es dir bei deiner Rückkehr nicht besonders gut gehen würde. Auf jeden Fall haben sie mich unterstützt und das Geheimnis für sich behalten. Das beweist doch, dass du ihnen wichtiger bist als alles andere. Und für mich ist es genauso, weißt du . . .« 66 Schläge pro Minute zeigten die bläulichen Ziffern an. Zwei mehr. Das konnte kein reiner Zufall sein. Allan musste seine Anwesenheit spüren und vielleicht, zumindest vage, den Sinn seiner Worte erfassen. Diesen Moment musste er nutzen, um ihm eine Nachricht zukommen zu lassen . .. Etwas, das ihn dazu bringen würde, sich dort herauszukämpfen, etwas, das ihm Kraft geben und seine Lebensgeister wecken würde. Etwas, das Sam seit drei Tagen wieder und wieder im Kopf herumging.
    »Ich . . . ich werde tun, worum du mich gebeten hast«, brachte er nach kurzem Zögern heraus. »Ich werde in die Vergangenheit zurückkehren und Mama retten. Ich weiß noch nicht, wo und wie ich die gelochte Münze auftreiben werde, die mich zu dem Tag ihres Unfalls zurückbringen wird, aber ich habe ja den Goldreif, ich werde es schaffen.«
    Dann sprach er langsam weiter und betete inständig, dass sein Vater ihn jetzt hörte:
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