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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven
Autoren: L. E. Modesitt
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nicht? Was Ihr tut, ist vergebens. Fairhaven wird untergehen. Es wird unter einer Sonne schmelzen, die Ihr Euch nicht einmal vorstellen könnt. Alles, was Ihr tut und aufbaut, wird zu Asche verbrannt werden. Es ist alles sinnlos, Ihr bemüht Euch vergebens.«
    »Guten Tag, Anya«, sagte Cerryl noch einmal, während die mit Leder geschützten Wächter der rothaarigen Frau die Eisenketten anlegten.
    Sobald die Tür wieder geschlossen war, steckte er die Hände in das Becken mit kaltem Wasser und holte tief Luft, als der brennende Schmerz nachließ.
    Leyladin trat zu ihm. »Mit all dem Eisen am Körper wird sie sterben, bevor der Rat zusammentritt.«
    »Ich weiß«, sagte Cerryl trocken. »Das ist der Beweis, dass sie nicht das Gleichgewicht aufrechterhalten kann, das ein Magier braucht. Außerdem wird es uns eine Entscheidung ersparen … und natürlich bleibt das Blut an meinen Händen kleben.«
    »Manchmal... du kannst manchmal sehr grausam sein.«
    »Manchmal muss ein Erzmagier grausam sein. Sonst hören die Leute nicht zu. Anya hat am Ende auch nicht zugehört.« Er schauderte. Hörst du selbst gut genug zu? Oder wirst du werden wie alle anderen?
    »Hatte sie denn Recht?«
    Cerryl lachte humorlos. »Natürlich hatte sie Recht … in gewisser Weise. Alles hat ein Ende. Fairhaven wird untergehen, Recluce ebenfalls. Cyador und Westwind sind untergegangen. Aber sie hatte nicht Recht mit der Einschätzung, was dies zu bedeuten hat. Das Ende mag immer das Gleiche sein, aber gerade deshalb spielt es eine Rolle, was wir tun. Ob wir gut sind oder schlecht, wir müssen alle sterben. Doch wenn wir der Welt etwas Licht und Wohlstand bringen, ist das doch besser, als wenn weniger Licht da ist.« Er trocknete sich die Hände an der Hose ab. An den Fingerkuppen hatte er Brandblasen.
    »Manch einer würde sagen, dass es vor allem darauf ankommt, persönliche Macht zu erwerben.« Leyladin zog die Augenbrauen hoch.
    »Manche würden das sagen. Ich nicht. Persönliche Macht ist schwer zu gewinnen und noch schwerer zu verteidigen. Wo sind Jeslek, Sterol und Anya jetzt?« Er zuckte mit den Achseln. »Myral ist friedlich eingeschlafen, Kinowin ist noch da. Und wir auch.« Bis jetzt noch …
    »Bis jetzt noch«, sagte sie laut. »Und ich bin bei dir.«
    »Ich bin froh darüber.«
    Die Heilerin berührte seine Hände und eine beruhigende Dunkelheit breitete sich in seiner Haut aus und linderte die Schmerzen. »Was meintest du mit ihrem Bild, das für die Nachwelt eingefangen werden soll?«
    »Ich lasse eine Statue von ihr auf dem Sims aufstellen. Das habe ich ihr versprochen und ich pflege meine Versprechen zu halten.«
    »Für Myral hast du keine aufgestellt.«
    »Nein. Er war mehr als ein Bild … viel mehr.«

 
CVI
     
    D er Erzmagier stieg am Tor ab, zwei Lanzenreiter überprüften den Innenhof, bevor er über die regennassen Steine schritt und den Raum betrat, der ihm einst so groß vorgekommen war.
    Ein kleiner Junge mit großen Augen stand am Tisch neben der Mutter.
    »Seid Ihr es, Cerryl?« Benthanns Stimme war heiser, das einst blonde Haar war jetzt beinahe ergraut; einzelne blonde Strähnen lugten wie Sonnenstrahlen durch graue Herbstwolken.
    Er nickte.
    »Warum hat Ihr so lange damit gewartet, bei uns vorbeizukommen?«
    »Wenn ich Euch, Tellis oder Beryal gegenüber meine Zuneigung gezeigt hätte, dann hätten meine Feinde Euch benutzt. Der einzige Weg, meine Dankbarkeit zu zeigen, bestand darin, Euch nicht aufzusuchen.« Er lächelte ein wenig schmerzlich. »Ich habe getan, was ich konnte.«
    »Die Goldstücke in den Lederbeuteln?«
    »Ja.«
    »Ich dachte mir schon, dass sie von Euch gekommen sind.«
    »Euer Sohn?« Er nickte zu dem hellblonden Jungen hin. »Er ist hübsch.«
    »Genau wie ich selbst es einmal war.«
    »Ja. Ich habe Euch immer bewundernd angeschaut.«
    »Ich weiß.« Sie senkte den Blick. »Aber Ihr seid nicht nur meinetwegen hier.«
    »Ich muss mich bei Tellis bedanken. Ihm habe ich zu verdanken, was ich geworden bin. Denn er hat einen Helfer aus der Mühle aufgenommen und zum Schreiber gemacht.«
    »Das bringt ihn sicher in Verlegenheit.« Sie sprach jetzt leiser. »Er ist im Arbeitszimmer.«
    »Wo sonst sollte er sein?« Cerryl sah den Jungen an. »Wenn Ihr Hilfe braucht …«
    »Nur wenn ich wirklich Hilfe brauche.«
    »Dann lasst es mich wissen.« Er nickte und ging hinaus.
    Tellis war über den Schreibtisch gebeugt, als Cerryl das Arbeitszimmer betrat. Der Schreiber fuhr erschrocken auf. »Ser? Ich habe
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