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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
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hübsch?«
    Eve wandte sich ab. »Nicht wirklich hübsch. Aber sie hatte ein ausdrucksstarkes Gesicht.«
    »Und Trevor hat sie schon weggebracht?« Sie überlegte. »Er hat mich überhaupt nicht besucht. Nicht, dass ich damit gerechnet hätte.«
    »Ich schätze, er bemüht sich, Joe aus dem Weg zu gehen.«
    »Er glaubt, Joe wird ihn verhaften? Er hat euch das Leben gerettet. Und mir wahrscheinlich auch.«

    »Ich schätze, Joe wäre es ganz recht, wenn er einfach verschwinden würde. Dann bräuchte er keine Entscheidung zu treffen.«
    »Er wird bestimmt nicht mehr lange bleiben. Schließlich hat er bekommen, was er wollte.« Dann fügte sie hinzu: »Aber er hätte sich auch keinen abgebrochen, wenn er sich verabschiedet hätte.«
    »Manchmal tut Abschiednehmen weh«, sagte Bartlett, der plötzlich in der Tür stand. »Mir zum Beispiel fällt es schwer, Ihnen Lebewohl zu sagen, Jane.« Er trat auf sie zu und reichte ihr die Hand. »Aber gute Freunde sagen nie für immer Adieu, nicht wahr?«
    »Werden Sie nach London zurückkehren?«, erkundigte sich Eve.
    »Ich ziehe es in Erwägung.« Er lächelte. »Vielleicht schließe ich mich aber auch Trevor noch eine Weile an. Mit ihm wird das Leben nie langweilig.«
    »Wo geht er denn hin?«, wollte Jane wissen.
    »Keine Ahnung. Das werden Sie ihn schon selbst fragen müssen.« Er wandte sich an Eve. »Auf Wiedersehen. Ich danke Ihnen für all Ihre Freundlichkeit.«
    Eve umarmte ihn kurz. »Passen Sie auf sich auf. Rufen Sie mich an, falls Sie meine Hilfe brauchen.« Sie hauchte Jane einen Kuss auf die Stirn. »Ich hole dich um zwei Uhr ab.«
    »Alles klar. Bis später.« Als Eve das Zimmer verlassen hatte, fragte Jane: »Ich werde keine Gelegenheit mehr haben, Trevor etwas zu fragen, nicht wahr?«
    »Vielleicht doch. Auch wenn er besser daran täte, einfach in den Sonnenuntergang zu reiten.«
    »Wo ist er denn?«
    »Er sagte, er würde das Skelett in das Museum in Neapel zurückbringen. Von dort aus fliegt er mit der Achtzehn-Uhr-Maschine nach Rom. Was er danach vorhat, kann ich Ihnen nicht sagen.«

    »Warum erzählen Sie mir das, wenn Sie meinen, er täte besser daran, in den Sonnenuntergang zu reiten?«
    Bartlett zuckte die Achseln. »Bestimmte Ereignisse haben mich kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass das Leben sehr kurz ist, und kluge Entscheidungen sind vielleicht nicht alles.
    Als ich mit Trevor und den Rettungsleuten das Geröll beiseite geräumt habe, um Sie aus dem Tunnel zu befreien, musste ich die ganze Zeit daran denken, wie schön das Leben sein kann, und was für eine Schande es ist, auch nur eine Minute davon zu verpassen.« Er wandte sich zum Gehen. »Deswegen werde ich wahrscheinlich bei Trevor bleiben und nicht nach London und zu meinem Job als Buchhalter zurückkehren. Ich werde mit Ihnen in Kontakt bleiben, Jane.«
    Nachdem er gegangen war, betrachtete sie die beruhigende Meerlandschaft an der Wand gegenüber ihrem Bett. Alles in diesem Zimmer war hell und beruhigend, dazu gedacht, den Heilungsprozess zu unterstützen. So anders als die erdrückende Dunkelheit in dem Tunnel. Aber das alles schien ganz weit weg.
    Atemnot.
    Hitze. Ranch.
    Nacht ohne Luft.
    Würde der Traum von Cira auch verschwinden?
    Es wäre zweifellos besser, wenn er nicht wiederkäme. Sie hatte viel zu viel Zeit damit verbracht, sich das Hirn zu zermartern, um eine logische Erklärung für eine vollkommen unlogische Erfahrung zu finden. Sie würde die Träume von Cira als eins der großen Geheimnisse des Lebens verbuchen und sich der Wirklichkeit zuwenden. Ja, das war vernünftig.
    Und ebenso aus Vernunftgründen sollte sie sich Mark Trevor aus dem Kopf schlagen. Ihn kennenzulernen, war eine interessante Erfahrung gewesen, aus der sie etwas über sich selbst gelernt hatte. Aber in einem halben Jahr würde sie ihn wahrscheinlich vergessen haben. Sie würde ihr Leben leben und nicht zurückblicken.

    Es war vorbei.

    Neapel lag im Zwielicht, betriebsam, voller Leben, alt und immer noch damit beschäftigt, sich in seine Geschichte zu fügen und dennoch auf die Zukunft zu konzentrieren.
    Anders als Herkulaneum, dachte Trevor, als er am Flughafen zum Fenster hinausschaute. Herkulaneum lebte in der Vergangenheit und war damit zufrieden. Warum auch nicht?
    Ciras Stadt besaß eine ruhmreiche Geschichte, die zu ihr – »Sie sind sehr unhöflich.«
    Er zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Hinter ihm stand Jane. »Na, das ist ja eine Überraschung.«
    Sie trug eine Khakihose und ein
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