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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
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willst, dann häng dich ans Telefon und besorge uns Flugtickets für morgen Abend. Und dann kannst du mit den italienischen Behörden verhandeln, damit sie uns ohne Schwierigkeiten ausreisen lassen.«
    »Die Polizei hat unsere Aussagen aufgenommen. Ich habe meine Beziehungen spielen lassen und dafür gesorgt, dass sie sich vorerst damit zufrieden geben.«
    »Vergewissere dich, dass das auch wirklich klappt. Ich will, dass dieser Albtraum ein Ende hat.« Dann fügte sie müde hinzu:
    »Und für meine kleine Jane muss es auch ein Ende haben.«
    Er nickte. »Bin schon unterwegs.«

    Glätten.
    Schnell arbeiten. Nicht nachdenken. Giulias Gesicht erspüren.
    Die Oberlippe ein bisschen geschwungener.
    Glätten.
    Die Wangenknochen ein bisschen ausgeprägter.
    Glätten.
    Ihre Hände bewegten sich schnell und geschickt über Giulias Gesicht.
    Nicht denken.
    Die Nase etwas kürzer? Ja, das passte.
    Wir sind gleich so weit. Die Stirn noch ein bisschen höher.
    Nein, das war es nicht.
    »Hilf mir, Giulia. Du warst so lange verloren.«
    Glätten.
    Eves Fingerspitzen fühlten sich trotz des kalten Tons heiß an.
    Glätten.
    Hilf mir. Es heißt, du stammst aus einer armen Familie. Aber das reicht nicht. Du brauchst ein Gesicht, damit wir erfahren, wer du bist.
    Glätten.
    Ja, gut, hilf mir.
    Noch ein bisschen.
    Fertig!
    Sie holte tief Luft und trat einen Schritt zurück. »Ich habe mein Bestes getan, Giulia. Ich hoffe, ich … O Gott.«

    Sie schloss die Augen und flüsterte: »Gütiger Gott im Himmel.«

    »Ich will hier raus, Eve.« Jane schmollte. »Die hätten mich gestern Abend schon nach Hause gehen lassen sollen. Mir fehlt doch überhaupt nichts. Du bist diejenige, die im Tunnel verschüttet wurde.«
    »Aber ich bin mit ein paar Prellungen davongekommen.« Eve füllte ein Glas mit Wasser und reichte es Jane. »Du hast eine Schnittverletzung und eine verrenkte Schulter, außerdem hast du Blut verloren. Der Arzt hat übrigens gesagt, dass das mit deiner Schulter noch schlimmer geworden ist, weil du diese Felsbrocken durch die Gegend gewuchtet hast, um mich zu befreien.«
    »Es hat aber nicht wehgetan.« Als sie Eves skeptischen Blick sah, räumte sie ein: »Jedenfalls nicht sehr.« Sie trank einen Schluck Wasser, dann stellte sie das Glas ab. »Wann darf ich raus?«
    »Heute Nachmittag. Und Joe hat uns für heute um Mitternacht Flugtickets gebucht. Wir fliegen zurück nach Hause.«
    »Super. Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    »Ja, Jane, es geht mir gut, und Joe ebenfalls. Das ist jetzt das dritte Mal, dass du mich das heute fragst. Jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen. Das passt gar nicht zu dir.«
    »Ihr seid auch noch nie durch meine Schuld beinahe getötet worden.« Sie nahm Eves Hand. »Es tut mir leid. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn euch etwas zugestoßen wäre.«
    »Es war unsere Entscheidung. Wir würden jederzeit wieder so handeln.« Lächelnd drückte sie Janes Hand. »Wir könnten nicht ohne dich leben. Wie gesagt, die Familie geht über alles.«
    »Nicht, wenn einer die anderen in –« Sie brach ab, als Eve ihr eine Hand auf den Mund legte.
    »Schsch«, sagte sie. »Es war nicht leicht für dich, durch den Felsspalt zu kriechen, um zu mir zu gelangen. Warum hast du das getan?«
    »Du hast mich gebraucht.«
    »Aha.« Sie stand auf. »Und ab jetzt will ich nichts mehr davon hören. Okay?«
    Jane schluckte. »Okay. Aber das Denken kannst du mir nicht verbieten.« Sie holte tief Luft. »Wo ist Trevor? Seit er und Bartlett uns aus dem Tunnel befreit haben, habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    »Ich habe ihn heute Morgen getroffen, bevor ich ins Krankenhaus gekommen bin. Er hat Giulia abgeholt, um sie zurück ins Museum zu bringen.«
    »Aber sie war doch noch gar nicht fertig.«
    »Doch. Ich habe die ganze Nacht gearbeitet, um sie fertig zu bekommen. Es war nicht schwer. Die grundlegenden Messungen hatte ich ja alle schon durchgeführt. Ich brauchte nur noch die abschließenden Arbeiten auszuführen.«
    Jane schüttelte lächelnd den Kopf. »Nur du würdest auf die Idee kommen, an einer Rekonstruktion zu arbeiten, nachdem du gerade aus einem eingestürzten Tunnel befreit worden bist.«
    »Es war mir wichtig.« Sie drückte Janes Hand. »Ich wollte, dass dieser Albtraum endlich aufhört. Ich musste einen Schlusspunkt setzen.«
    »Das verstehe ich. Mir geht es genauso. Wenn ich Sam Drake angerufen und ihm seine Exklusivgeschichte gegeben habe, kann ich auch aufatmen. Wie hat sie denn ausgesehen? War sie
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