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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
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sie sich benommen. Sie spürte das kalte Metall von Aldos Messer an der Brust. Beinahe rechnete sie damit, dass er sich bewegte und sie erneut angriff.
    Dann war er plötzlich weg. Jemand hatte ihn von ihr weggezogen und zur Seite geschleudert. »Sind Sie verletzt?«
    Trevor.
    »Antworten Sie mir. Sind Sie verletzt?« Sein Hemd war völlig zerrissen, sein Gesicht verdreckt.
    »Sie leben ja noch.«
    »Aber nicht mehr lange, wenn Ihnen etwas fehlt. Quinn wird mir den Hals umdrehen. Wo tut es weh? Antworten Sie mir.«
    Sie versuchte zu denken. »An der Schulter. Die Felsbrocken.«

    Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf ihre Schulter.
    »Blaue Flecken. Sieht nicht so aus, als wäre etwas gebrochen.
    Sonst noch was?«
    »Das rechte Bein. Aldo …« Sie schüttelte den Kopf gegen ihre Benommenheit. »Wo kommen Sie überhaupt her?«
    »Ich habe mich durch das Geröll gebuddelt. Auf einmal hörte ich Ihre Stimme.« Er begann, ihre Khakihose zu zerreißen. »Es hat mich fast verrückt gemacht. Ich konnte Sie hören, aber ich konnte nicht zu Ihnen gelangen. Ich hatte Angst, ich würde zu spät kommen.« Er untersuchte die Wunde. »Zum Glück hat er die Arterie nicht getroffen. Es blutet nicht sehr stark. Trotzdem muss das genäht werden.« Er riss sein Hemd in Streifen und legte einen Druckverband an. »Aber vielleicht bin ich vor Eves Zorn in Sicherheit.«
    »Eve?« Sie hielt den Atem an. »Eve lebt?«
    Er nickte. »Wir konnten nicht zu ihr gelangen, aber sie sagte, sie sei unverletzt.«
    »Und Joe?«
    »Ein paar kleine Schnittwunden, glaube ich. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, genau nachzusehen.«
    »Warum nicht?«
    »Der Eingang zum Vomitorium ist durch die Explosion verschüttet worden. Ich musste außen herumgehen, um ihnen zu Hilfe zu eilen. Joe war damit beschäftigt, Eve auszugraben, und ich habe ihm gesagt, ich würde losgehen, um Ihnen beizustehen.«
    »Aldo hat gesagt … Sie müssten eigentlich tot sein. Eigentlich kann da keiner überlebt haben. Aldo hat gesagt, er hätte die Sprengladung direkt unter dem Felsvorsprung angebracht.«
    »Hat er auch, aber wir waren nicht da, als die Ladung explodiert ist. Ich war rechtzeitig bei Eve und Joe, um sie von der Stelle wegzuholen. Ich hatte den Vorsprung noch am frühen Abend überprüft, verdammt, und Joe auch. Er muss Plastiksprengstoff in einen Felsspalt geklemmt und ihn dann getarnt haben. Es ist so dunkel da, dass wir ohne Instrumente –«
    »Das interessiert mich nicht. Eve und Joe sind also unversehrt geblieben?«
    »Nicht ganz.« Er befestigte den Verband und setzte sich neben sie. »Wir sind zwar von der Explosionsstelle weggekommen, aber nicht weit genug. Eve war vor uns und wurde von Felsbrocken eingeklemmt.«
    »Dann ist sie bestimmt verletzt. Wir müssen unbedingt zu ihr.«
    »Sie gehen nirgendwo hin. Joe ist dabei, sie auszugraben.«
    »Wir müssen ihm helfen.«
    »Es ist nicht so schlimm. Ich gehe zum Haupteingang, hole ein paar Männer und –«
    »Den Eingang zur Villa hat Aldo auch gesprengt.«
    »Bartlett ist wahrscheinlich schon dabei, eine Rettungsmannschaft zu organisieren. Wenn die den Haupteingang nicht freilegen können, werde ich mir wohl einen Weg durch das Labyrinth suchen müssen. Bestimmt gibt es noch andere Ausgänge.«
    »Genau das hatte Aldo auch vor. Er hat gesagt, er wüsste den Weg. Und zwar von Sontag.« Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Sontag ist tot. Seine Kehle …«
    »Ich weiß. Ich habe seine Leiche gefunden und bin fast in Panik geraten. Wenn Aldo Sontag erwischt hatte, dann musste der ihm alles erzählt haben, was er wusste. Und da ich Sontag in diesem Felsspalt gefunden habe, war mir sofort klar, dass Aldo es auch auf Eve und Joe abgesehen hatte. Ich wusste nicht, was er vorhatte, nur, dass ich die beiden schnellstens von hier wegbringen musste.« Er stand auf. »Bleiben Sie hier und versuchen Sie, sich nicht zu bewegen, damit die Wunde nicht wieder anfängt zu bluten.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich bringe so bald wie möglich Hilfe.«
    Sie hörte, wie seine Schritte sich entfernten.
    Hier bleiben?

    Sie warf einen Blick auf Aldos Leiche gleich neben ihr und schüttelte sich angewidert.
    Eve und Joe.
    Plötzlich erlosch ihre Taschenlampe, und sie war von tiefer Dunkelheit umgeben.
    Jetzt reichte es ihr.
    Vorsichtig kroch sie auf die Felsbrocken zu, durch die Trevor sich gebuddelt hatte. Wenn er es geschafft hatte, zu ihr zu gelangen, dann würde sie es auch schaffen, zu Eve und Joe zu
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