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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
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weites, weißes T-Shirt. Ihre Wange war aufgeschürft, sie war blass, und ihr Gesichtsausdruck war ernst.
    Und sie war unglaublich schön.
    »Für mich auch.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Weil ich sauer darüber bin, dass Sie so dumm und unhöflich sind. Sie hätten ins Krankenhaus kommen und sich verabschieden können. Eigentlich sollte ich meine Zeit gar nicht mit Ihnen verschwenden.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Sie hätten nicht herkommen sollen.
    Was macht die Wunde an Ihrem Bein?«
    »Tut weh. Aber ich werd’s überleben. Bartlett hat Ihnen bestimmt gesagt, dass es mir gut geht. Wo ist er? Hat er sich entschlossen, mit Ihnen zu gehen?«
    Trevor nickte. »Er ist im Café.«
    »Und wo soll die Reise hingehen?«
    »Zunächst in die Schweiz.«
    »Aber dort werden Sie nicht bleiben. Sie werden weiter nach Precebios Gold suchen.«
    Er lächelte. »Es ist Ciras Gold. Irgendwann werde ich vielleicht noch einmal danach suchen. Im Moment ist der Boden hier zu heiß für mich.«

    »Ich glaube nicht, dass Joe Ihnen die Polizei auf den Hals hetzen wird.«
    »Ich vermute, die Leute von Scotland Yard treffen ihre eigenen Entscheidungen. Die mögen es nicht, wenn man in ihrer Website herumpfuscht oder sich in ihre Fälle einmischt.« Er zuckte die Achseln. »Jedenfalls ziehe ich es immer vor, Ärger aus dem Weg zu gehen.«
    »Lügner.«
    Er lachte in sich hinein. »Na ja, es sei denn, es besteht eine Fifty-fifty-Chance, dass ich mit heiler Haut davonkomme.«
    Sie nickte. »Bartlett meinte, Sie seien süchtig nach Gefahr.
    Das ist ziemlich dumm und kindisch. Sie sollten allmählich erwachsen werden.«
    »Ich arbeite dran.«
    »Nein, Sie werden so weitermachen, bis Sie eines Tages dabei draufgehen. Deswegen wundere ich mich über mich selbst, dass ich mir die Zeit genommen habe, hierher zu kommen.«
    »Warum haben Sie es denn getan?«
    »Sie haben mir das Leben gerettet. Und Eve und Joe ebenfalls.«
    »Ich habe Sie auch alle einem Risiko ausgesetzt.« Er musterte ihr Gesicht. »Nein, das ist nicht der Grund.«
    »Stimmt.« Sie trat noch näher auf ihn zu. »Ich bin gekommen, weil es noch nicht vorbei ist. Als ich im Krankenhaus im Bett lag, habe ich mir eingeredet, ich würde die Träume von Cira einfach vergessen und nie wieder an Sie denken. Ich wollte einen Strich unter die ganze Geschichte ziehen.«
    »Sehr klug.«
    »Aber leider ist es noch nicht vorbei, und ich habe keine Lust, mich für den Rest meines Lebens mit einem schlechten Gefühl daran zu erinnern. Das liegt mir nicht. Niemand ist realistischer als ich, und es macht mich verrückt, dass ich den Zusammenhang mit Cira nicht durchschaue. Soll ich Ihnen sagen, was ich vorhabe?«

    »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Seien Sie nicht so sarkastisch. Sie wollen es doch bestimmt wissen.«
    »Sarkasmus ist manchmal die einfachste Verteidigung.
    Verdammt, ja, ich will alles über Sie wissen. Das wollte ich von Anfang an.« Und das werde ich auch immer wollen.
    Ich darf es nicht aussprechen. Distanz wahren. Es ist bald vorbei.
    »Gut. Dann werden Sie sich freuen zu hören, dass ich, wenn ich die Schule hinter mir habe, nach Harvard gehen werde.
    Danach werde ich herausfinden, was mit Cira passiert ist.
    Vielleicht warte ich damit, bis ich mein Studium beendet habe, vielleicht auch nicht. Das werde ich später entscheiden.«
    »Sie wollen hierher zurückkommen?«
    »Ich werde dorthin gehen, wo ich die Antworten finde. Ihr Gold interessiert mich einen Scheißdreck, aber ich muss diese Schriftrollen lesen. Wie gesagt, es ist noch nicht vorbei. Ich muss herausfinden, ob Cira bei dem Vulkanausbruch ums Leben gekommen ist. Wenn nicht, will ich wissen, was mit ihr passiert ist. Und ich muss ergründen, woher ich von ihr wusste, warum ich diesen Traum immer wieder hatte. Das ist mir wichtig.«
    »Ich habe die Ausgrabungsstätte gesehen. Es könnte Jahre dauern, bis Sie die Antworten finden.«
    »Ich habe noch viele Jahre Zeit. Schließlich bin ich erst siebzehn.« Sie schaute ihm in die Augen. »Egal, was Sie denken, das ist ein Vorteil. Ich werde nach Hause zurückkehren und jede Minute meines Lebens genießen. Ich werde lernen und Erfahrungen sammeln. Vielleicht finde ich ja eines Tages einen Mann, neben dem Sie wie ein Langweiler dastehen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Und mit Ihnen und Ihren antiquierten Ansichten möchte ich nichts mehr zu tun haben. Ich begreife nicht, wie ein Mann, der zugibt, ein Krimineller und Betrüger zu sein, so ein idiotisches Zeug
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