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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
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Schimmer gewesen, den er beinahe übersehen hatte.
    Blut?
    Er hob die Taschenlampe und leuchtete in die Dunkelheit hinein.
    Nichts.
    Langsam ging er auf den Felsbrocken zu. Als er näher kam, sah er eine rote Flüssigkeit auf dem Boden. Er bückte sich und berührte sie mit dem Finger.
    Ja, es war Blut.
    Er zog seine Pistole und näherte sich vorsichtig dem Felsbrocken. Erst im letzten Augenblick sah er den Mann dahinter liegen.
    Blut überall. Blut in seinem Gesicht. Blut auf seinem Hemd.
    Seine Kehle war von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten.
    Quinn?

    Großer Gott, es sah aus wie eine Szene aus einem Horrorfilm, dachte Jane.
    Fasziniert und entsetzt zugleich betrachtete sie den Sarg, der auf dem roten Tuch stand, und schaute dann zu dem Felsvorsprung hinauf, wo Joe mit seinem Gewehr auf der Lauer lag.
    Nein, sie durfte nicht nach oben sehen. Sie konnte nicht wissen, ob Aldo sie beobachtete. Sie richtete ihren Blick wieder auf den Sarg.
    Warum ließ Aldo sie da stehen? Warum rührte er sich nicht?
    Sie musste den ersten Schritt tun. Stark sein. Mutig sein. Sie trat aus dem Schatten heraus. »Hier bin ich, Aldo.«
    Ihr Ton klang herausfordernd. Das hoffte sie zumindest. »Sind Sie da? Haben Sie genug Mut aufgebracht, mir entgegenzutreten?«
    Keine Antwort.
    »Ich spüre Ihren Blick. Sie Feigling.« Sie machte noch einen Schritt vorwärts. »Genau, wie ich es mir gedacht hatte. Sie haben Angst vor mir. Ihr Vater hatte auch Angst vor mir. Aber er hat mich trotzdem geliebt. Mehr als alles andere auf der Welt.
    Viel mehr als Sie. Sie haben ihm überhaupt nichts bedeutet.«
    Keine Antwort.
    »Nicht, dass mich das wundert. Er wollte einen Sohn, auf den er stolz sein konnte, nicht so einen feigen Versager, wie Sie es sind.« Sie ging auf den Sarg zu. »Also gut, wenn Sie sich nicht zeigen wollen, werde ich einfach mal einen Blick auf die Rekonstruktion werfen, um mich davon zu überzeugen, dass sie beim Transport hierher keinen Schaden genommen hat. Eve hat ihr Meisterwerk ge–«
    »Hände weg von dem Sarg. Sie gehört jetzt mir. Und bald wird es sie nicht mehr geben.«
    Sie fuhr zu dem Tunnel zu ihrer Rechten herum, aus dem die Stimme gekommen war. Es war nichts als Dunkelheit zu sehen.
    »Aldo?«
    »Weg von dem Sarg.«
    »Warum sollte ich?« Sie befeuchtete sich die Lippen.
    »Kommen Sie doch unter Ihrem Felsen hervor und halten Sie mich auf.«
    Er lachte. »Unter meinem Felsen hervor? Sehr treffend.
    Zufällig habe ich gerade eben ein hässliches Bündel unter einem Felsen deponiert. Na ja, er liegt weniger unter dem Felsen, eher dahinter. Ich musste nehmen, was ich kriegen konnte. Es ist nicht leicht, hier unten lose Felsbrocken zu finden. Die Diebe, die die Tunnel gegraben haben, haben saubere Arbeit geleistet.«
    Sie erstarrte. »Er?«
    »Es war nicht deine geliebte Eve. Noch nicht. Aber sie kommt schon noch an die Reihe, und zwar ziemlich bald. Mal sehen, vielleicht noch ein paar Minuten …«

    Es konnte ein Bluff sein. »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Dein Pech. Es wird ein schrecklicher Schock für dich sein …«

    Großer Gott.
    Trevor rannte durch den Felsspalt, der zu dem Vorsprung führte.
    Er hatte Jane versprochen, für Eves Sicherheit zu sorgen.
    Blut.
    Die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
    Schneller.
    Die nächste Biegung.
    Schneller.

19
    »Noch eine Minute«, sagte Aldo. »Ich hoffe, du hast dich von ihr verabschiedet.«
    Panik überkam sie. Wahrscheinlich bluffte er nur, aber allein die Vorstellung versetzte sie in Angst und Schrecken. Sie musste ihn zwingen, aus dem Schatten herauszutreten. Sie machte einen Schritt auf den Sarg zu.
    »Keine Bewegung.«
    Sie machte noch einen Schritt.
    »Keinen Schritt weiter. Ich muss nicht warten. Ich kann es jetzt gleich tun.«
    Noch eine Minute.
    Ich kann es jetzt gleich tun.
    Was konnte Aldo tun?
    Dann begriff sie.
    Großer Gott.
    »Eve! Joe!«, schrie sie. »Bringt euch in –«
    Die Erde brüllte und bebte, als der Tunnel um sie herum explodierte!
    Sie fiel zu Boden.
    Herabstürzende Felsbrocken.
    Blut auf ihrer Wange.
    Dunkelheit.
    Bei der Explosion waren drei der Fackeln von den Wänden gefallen.
    O Gott, die Felswand und der Vorsprung, hinter dem Joe und Eve sich versteckt hatten, waren nicht mehr da. Nur noch ein Haufen Geröll und Schotter.
    Sie musste aufstehen.
    Er würde gleich kommen.
    Da war er schon. Sie sah einen Schatten, der sich in dem Tunnel bewegte, in dem er gestanden hatte.
    Die Pistolen.
    Eine unter dem Tuch. Eine im
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