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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel
Autoren: Chris Morgan Jones
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Aktentasche und schaute hinein. Er nickte Malin zu und trat wieder zurück. Lock zog seinen Mantel aus und setzte sich. Die Aktentasche stellte er neben seinen Stuhl auf den Boden.
    »Telefone, bitte«, sagte Malin.
    Lock schaute ihn an, hielt seinen Blick eine Sekunde lang fest.
    »Okay. Ihres aber auch.«
    Er griff in seine Taschen und holte die beiden Handys heraus. Er schob von beiden die hintere Abdeckung ab, entnahm die Akkus und ließ die Teile auf dem Tisch liegen. Malin tat das Gleiche mit einem einzigen Handy.
    Die beiden Männer schauten einander an. Malins Augen bohrten sich in Locks. Lock versuchte, sie zu verstehen, etwas dort zu erkennen, das er zuvor nicht bemerkt hatte. Aber sie waren wie immer: matt, tot, nichts spiegelte sich darin. In seinem schwarzen Mantel und dem grauen Anzug, dem weißen Hemd und der roten Krawatte sah er genauso aus wie immer.
    »Sie sehen schlecht aus«, sagte Malin.
    Lock erwiderte den Blick. »Danke für Ihre Fürsorge. Mir geht es gut.«
    »In Moskau haben Sie besser ausgesehen.«
    »Hier fühle ich mich besser.«
    Malin zuckte kaum wahrnehmbar mit den Schultern, als wolle er sagen, dass er diesen Punkt nicht diskutieren würde.
    »Haben Sie den Transfer vorgenommen?«, fragte Lock.

    Malin schob den Umschlag mit der Hand zwei Zentimeter in seine Richtung. Lock griff danach und öffnete ihn.
    »Es ist auf einem Treuhandkonto«, sagte Malin. »Jemand, den wir beide kennen. Er wird es freigeben, wenn er von Ihnen hört.«
    Lock schaute das einzelne Blatt Papier an. Es war die Bestätigung eines Geldtransfers auf ein Konto in Singapur. Er legte es zurück auf den Tisch, griff unter seinen Stuhl und öffnete den Aktenkoffer. Er holte einen Stapel A4-Blätter heraus und legte ihn vor Malin, der ihn in die Hand nahm und anfing, sich hindurchzuarbeiten, wobei er jedes Blatt einzeln auf den Tisch legte, um es zu inspizieren. Lock schaute zu, wie er mit der Regelmäßigkeit eines Kartengebers die Seiten vor sich hinlegte und dabei gelegentlich seinen Daumen ableckte.
    Als er das letzte Blatt des Bündels abgelegt hatte, atmete er tief ein und ließ die Luft geräuschvoll durch die Nase entweichen.
    »Das ist es?«
    Lock antwortete nicht.
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Sie verarschen mich.«
    »Das ist alles. Heruntergeladen von Dmitris geheimem E-Mail-Account. Ich kann Ihnen die Details geben.«
    Malin schüttelte den Kopf. »Glauben Sie, dass das zehn Millionen wert ist?«
    »Ja.«
    »Zehn Millionen – für Rechnungen?«
    »Es ist das, was Sie wollten.«
    Malin lachte einmal kurz auf, seine massige Gestalt bewegte
sich auf und ab. »Nein, nein, nein. Das ist nicht, was ich wollte. Das ist nicht, was ich brauchte.«
    »Was macht das?«, fragte Lock. »Sie haben, was Sie gesucht haben. Es ist vorbei. Es sagt also nicht besonders viel aus. Das ist komisch, oder?«
    Malin hob die Augenbrauen, sagte aber nichts.
    »Das würde bedeuten, dass Sie Dmitri für Nichts umgebracht haben. Das ist nicht so komisch. Aber warum sollte Sie das bekümmern?«
    Malin rieb sein Kinn, massierte die fleischigen Falten zwischen seinen Fingern. Er schüttelte den Kopf.
    »Damit kann ich nicht nach Moskau zurückgehen.«
    Lock runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    »Die werden denken, dass ich den Verstand verloren habe.«
    »Wer wird das denken? Wer sind die?« Lock spürte einen Schmerz in seiner Kehle.
    Malin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und balancierte sein Gewicht aus. Er ließ sich Zeit. »Richard, was glauben Sie, wer ich bin?«
    Lock schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich habe versucht, Sie zu beschützen, Richard. Die ganze Zeit. Weil ich Ihre Lage verstehe. Besser, als Sie glauben. Aber Sie haben mir Probleme bereitet. Sie und Dmitri. Es wäre besser gewesen, Sie wären geblieben.«
    Lock beugte sich zu Malin hinüber, seine Stimme war leise und drängend: »Mich beschützen? Etwa, indem Sie dafür sorgen, dass Ihre Schlägertypen mich mit weiß Gott was abfüllen und von einem Hoteldach werfen? Haben Sie so auch Dmitri beschützt?«

    Malin beugte sich ebenfalls vor, seine Hände waren auf der Tischplatte gefaltet. Er senkte die Stimme. »Nichts davon war ich.«
    Lock versuchte zu schlucken, aber sein Mund war trocken. Er sehnte sich nach Wasser. Er konnte die kleinen Leberflecken auf Malins Wange sehen.
    »Sie oder Ihre Leute«, sagte er. »Das ist mir egal.«
    Malin schüttelte sanft den Kopf. »Richard, ich habe es Ihnen schon gesagt,
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