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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel
Autoren: Chris Morgan Jones
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sagte Black. In Berlin angekommen, würden zwei von Blacks Männern in der Bibliothek sein und zwei draußen. Lock sollte ein paar Hundert Meter entfernt mit James im Auto warten. Erst wenn Malin eintraf – und keine Minute früher – würde James Lock vorfahren, und er würde ins Gebäude begleitet werden. Während des Treffens selbst sollten drei Männer aus kurzer Distanz zuschauen und drei weitere in der Umgebung patrouillieren. Sobald das Meeting zu Ende war, würde Lock rasch und auf kürzestem Weg zu seinem Auto eskortiert und zu einem Treffpunkt unmittelbar nördlich von Berlin gefahren werden. Der zweite Wagen würde mit einigem Abstand hinter dem ersten herfahren
und Gegenobservation betreiben, um sicherzugehen, dass niemand dem ersten Wagen folgte. Webster und das Team würden sich die ganze Zeit über im Hintergrund halten. Es sollte unbedingt so aussehen, als ob Lock allein wäre – auch wenn Malin sicher annehmen würde, dass er es nicht war.
    Webster hatte auch für ihn Anweisungen. Sie besprachen das Handy.
    »Sie haben Ihre zwei Handys. Wenn Sie sich hinsetzen, ziehen Sie sie aus der Tasche und entfernen aus beiden die Akkus. Bitten Sie Malin, das Gleiche zu tun. Versuchen Sie, ein wenig nervös zu wirken. Lassen Sie ihn denken, dass Sie derjenige sind, der befürchtet, belauscht zu werden.«
    »Er wird keines der beiden wiedererkennen.«
    »Das ist okay. Er weiß ja, dass Sie neue Telefone haben. Also, der Rekorder startet, sobald der Akku entnommen ist. Legen Sie es mit dem Display nach unten auf den Tisch. Es enthält einen weiteren Akku, der für etwa eine Stunde Aufnahmezeit Strom liefert, vielleicht auch ein wenig mehr. Es speichert direkt auf den Chip. Es gibt keine Geräusche und kein Signal. Sie müssen sich überhaupt keine Gedanken darum machen. Schauen Sie es nicht an. Vergessen Sie, dass es da ist.«
    Lock nickte. Er legte eine Hand auf die Aktentasche, die neben ihm stand. Sie enthielt sämtliche Dokumente aus Gerstmans Datenordner, ausgedruckt auf Herrn Maurers Computer.
    »Er wird wahrscheinlich Leute dabeihaben«, fuhr Webster fort. »Aber das ist okay. Unsere Leute sind überall. Wir halten uns bedeckt, außer, wenn etwas passiert. Aber Malin wird nicht wollen, dass Ihnen etwas passiert, solange er in
der Nähe ist. Also ist alles, woran Sie denken müssen, mit ihm zu reden.«
    »Wie soll ich anfangen?«
    »Wie immer Sie wollen. Denken Sie nicht zu viel darüber nach. Lassen Sie es fließen. Er erwartet, dass Sie wütend sind. Also seien Sie wütend. Fordern Sie ihn heraus.«
    Sie fuhren jetzt auf einer Schnellstraße, die durch drei Meter hohe Metallwände abgeschirmt war; Lock hatte das Gefühl, dass er in einer Röhre seinem Schicksal entgegengespült wurde.
    Als sie von der Schnellstraße abbogen, verschwanden auch die Schallschutzwände. Sie waren am industriellen Rand der Stadt angekommen. Lock sah Schornsteine wie Türme, die weißen Rauch in den Himmel ausstießen, struppige Flecken nicht erschlossenen Geländes, Wassertürme wie glänzend schwarz geteerte umgedrehte Raketen. Hier gab es keine Fußabdrücke im Schnee, kein Mensch lief hier herum. Dann ein McDonald’s, ein Möbel-Lagerhaus und dahinter die Vorstädte; eng gedrängte Wohnklötze in Beton und Waschbeton, die immer einen ganzen Block einnahmen, kamen dem Auto nah, auf den Bürgersteigen lag schmutziger alter Schnee. Nach einer Weile wurden die Straßen weiter, die Häuser entspannten sich, und in den Geschäften, Parks und an den Bushaltestellen wurden Menschen sichtbar. Lock hatte all das noch nie zuvor gesehen. Es war neu für ihn, einfach Dinge zu sehen. Eine Reihe Pappeln, geformt wie Pfauenfedern. Eine rote Ledertasche vor dem hellbraunen Schal einer Frau.
    »Alles okay?«, unterbrach Webster seine Tagträume.
    Lock wandte sich zu ihm. »Mir geht’s gut.«
    »Nicht nervös?«
    »Kein bisschen.«

    Das Auto bog in den Tiergarten ein, und Lock schaute zu, wie die Birken an ihm vorbeizogen. Am Rand des Parks kamen sie auf einen großen offenen Platz, ein Durcheinander aus Straße, Straßenlampen, Ampeln und matschigen Schneisen, die sich durch den Schnee zogen. Die Schneisen führten von einem riesigen modernistischen Gebäude zum nächsten. Wie Rivalen standen sie da, jedes von ihnen in seiner eigenen Welt. Lock schaute nach links und sah fischflossenartige Platten in Orange auf einem Gewirr aus Kuben und Kurven; zu seiner Rechten eine glatte Betonstruktur in Grau; vor ihm ein niedriger massiver Kasten
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