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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel
Autoren: Chris Morgan Jones
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schon aufgeben.«
    »Tut mir leid. Nicht zu ändern. Sie haben gefrühstückt?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Ziehen Sie sich an, dann essen wir.«
    Als Webster zwanzig Minuten später zurückkam, war Tourna am Telefon, redete laut auf Griechisch und lief an der Seite der Jacht auf und ab. Schließlich setzte er sich hin und fing an, sich ein Croissant mit Butter zu bestreichen. Seine Haut strahlte Gesundheit aus. Er sah aus wie ein Mann, der gut aß, seine Wangen waren voll und seine Wangenknochen fleischig. Es schien schwer vorstellbar, dass er sich viel versagte.
    »Besser als in irgendeinem Hotel auf dem Festland zu frühstücken, oder?«, sagte er und strahlte Webster an.
    »Es ist sehr schön hier.«
    »Ich liebe es. Sehen Sie die Insel dort drüben?« Webster drehte sich um. »Das ist Symi. Griechenland. Und das, diese Halbinsel, das ist die Türkei. Aber in Wirklichkeit ist das alles Griechenland. Immer schon. Eines Tages werden wir es uns wiederholen. Jedes Mal wenn ich herkomme, habe ich das Gefühl, auf einem Raubzug zu sein.« Er lachte. Webster konnte nicht sagen, ob Fröhlichkeit darin lag.
    Tourna häufte Obstsalat in eine Schale. Während er aß, wippte sein Bein auf und ab.
    »Also, Ben. Was ist Ihr Background?«
    Webster erzählte ihm von seiner Zeit in Russland, darüber, dass ihm nach Moskau der Journalismus in London allzu zahm erschienen war, dass er per Zufall in der Branche gelandet war.
    »Warum haben Sie GIC verlassen?«

    »Zu groß. Zu sehr Konzern. Jeden Tag eine neue Regel. Es wurde immer schwerer, Resultate zu liefern.«
    »Und Ikertu ist anders?«
    »Ich denke, dass es die richtige Balance hat.«
    Tourna nickte, wie zu sich selbst.
    »Okay. Okay. Das ist gut.« Er legte seinen Löffel nieder. »Sagen Sie mir: Was passiert mit dem, was ich Ihnen hier erzähle?«
    »Das bleibt bei mir. Wenn Sie uns engagieren wollen und wir von Ihnen engagiert werden wollen, werde ich mich mit meinen Kollegen darüber austauschen.«
    »Wenn Sie engagiert werden wollen?«
    »Ja.«
    »Was sollte dagegen sprechen?«
    »Es könnte sein, dass uns der Job nicht gefällt. Oder dass uns der Klient nicht gefällt.«
    Tourna nickte wieder, dann lachte er. »Also sitze ich auch auf dem Prüfstand?« Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Orangensaft. »Das ist okay.« Webster spürte, wie er durch die Sonnenbrille angestarrt wurde. »Okay. Fangen wir an. Sie kennen Russland. Kennen Sie einen Mann namens Konstantin Malin?«
    »Ja, ich kenne ihn.« Websters Sinne erwachten schlagartig. Malin. Das kam unerwartet. Malin und seine stille Legende.
    Tourna nickte und kaute. »Ich habe ein Unternehmen von ihm gekauft.«
    Webster unterbrach ihn. »Mr. Tourna, würde es Ihnen etwas ausmachen, die Sonnenbrille abzusetzen? Mir wäre wohler, wenn ich Ihre Augen sehen könnte.«
    Tourna blickte von seiner Schüssel auf und hörte auf zu
essen. »Sie wollen hineinblicken?« Seine Stirn runzelte sich, als er die Augenbrauen hob. »Wollen Sie diesen Job oder nicht?«
    Webster lächelte. »Wir haben eine Menge Aufträge. Mir ist es gleich.«
    »Okay«, sagte Tourna, lachte trocken und nahm die Brille ab. Seine Augen waren von einem stumpfen Braun, die Haut um sie herum heller als der Rest seines Gesichts. »Das macht ja unerwartet viel Spaß.«
    Webster entdeckte etwas Erhitztes, Kindliches in Tournas Blick. Er vermittelte den Eindruck eines Mannes, der schlecht mit Rückschlägen umgehen kann. Er behielt sein Lächeln bei, sagte aber nichts. Einen Moment lang schauten sich die beiden Männer an.
    »Erzählen Sie mir von Malin«, sagte Webster.
    Tourna nickte ein weiteres Mal wie für sich selbst und holte tief Luft.
    »Er hat mir ein Unternehmen verkauft. Nun ja, ein Strohmann hat es getan, einer seiner Strohmänner. Angeblich besaß das Unternehmen ein Paket von Schürf- und Abbaulizenzen. Ein bisschen Öl, ein bisschen Gas, alles dort oben in Westsibirien, im Autonomen Bezirk der Jamal-Nenzen. Wir haben Due Diligence gemacht, und alles war in Ordnung. Als dann der Deal unter Dach und Fach war, gab es plötzlich keine Lizenzen mehr. Sie waren übertragen worden an ein anderes Unternehmen – gegründet zwei Monate davor auf den Cayman Islands. Es hatte irgendwelche erfundenen Optionen darauf.«
    »Wie viel haben Sie bezahlt?«
    »Fünfzig Millionen. Dollar. Mein eigenes Geld obendrein.«

    Webster nickte. »Und jetzt wollen Sie die Schürfrechte zurückhaben.«
    »Nein. Ich habe die Nase gestrichen voll von Russland. Hätte es
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