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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
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gefahren wäre. Gott malte sich aus, was er auf der anderen Seite der Milchstraße, auf der Kehrtkugel, tun würde, wenn die Stellvertreterfrage geklärt wäre. Er würde keinen einzigen Gedanken an die Probleme der Menschheit verschwenden, sondern unter einem Obstbaum liegen, dem Plätschern eines Gebirgsbaches lauschen und in den wolkenlosen Himmel blicken, jedenfalls in den ersten Wochen. Könnte er doch nur endlich auf brechen! Hatten denn Petrus und Gabriel immer noch keinen geeigneten Menschen für seine Vertretung gefunden?
    Ungeduldig stieg Gott aus dem Turm hinab und ging in die Bibliothek, um sich zu erkundigen, wie weit die Sache gediehen war.
    Der heilige Petrus und der Erzengel Gabriel waren in ihrePapiere vertieft. Petrus erhob sich, als Gott eintrat, und erklärte, dass sie sich auf der Zielgeraden befänden. Nur noch ein paar Dutzend Kandidaten seien übrig, doch die endgültige Entscheidung sei nun mal überaus schwierig. Gott wollte wissen, was es für Leute seien, die da im Netz hängen geblieben wären, und aus welchen Ländern die Anwärter stammten.
    »Verehrte Krone der Schöpfung, die Kandidaten stammen aus mehreren christlichen Ländern, zum Beispiel ist ein Russe darunter, auch ein paar Polen, einer kommt sogar aus Georgien, hier haben wir auch zwei Amerikaner, ein Brite ist dabei, ferner drei Franzosen … womöglich ist uns hier ein Fehler unterlaufen, denn die Franzosen haben im Allgemeinen eher in weltlichen Wettbewerben Erfolg.«
    Gott erkundigte sich, ob es auch ein Deutscher bis in die Endrunde geschafft hätte.
    »Offenbar nicht«, erklärte der Erzengel Gabriel. »Aber dafür haben wir hier zwei Iren, und dort anscheinend sogar einen Finnen.«
    Gott staunte.
    »Ein Finne? Das ist bemerkenswert … soweit ich mich erinnere, sind die Finnen ein eigensinniges, gewalttätiges und mürrisches Volk, irgendwie unzugängliche Menschen …«
    Der heilige Petrus überreichte ihm Pirjeri Ryynänens Karteikarte. Seiner Meinung nach war dieser Mann keineswegs untauglich für das heilige Amt, nur weil er zufällig einem – ohne Frage – unleidlichen und griesgrämigen Volk angehörte.
    »Auch elende Völker können durchaus großartige Individuenhervorbringen, und dieser Typ hier, dieser Ryynänen, ist in jeder Hinsicht geeignet.«
    Gott las die Angaben zur Person auf der Karte, äußerte ein zustimmendes »Hm« und gab Petrus die Karteikarte zurück.
    »Nun, dann holen wir uns diesen Finnen, wenn er ein so ausgezeichneter Mann ist.«
    Petrus und Gabriel erhoben Einwände. Ryynänen war natürlich eine vortreffliche Person, aber konnte man nicht noch ein, zwei Tage warten? Sie würden das Auswahlverfahren beenden und dann das Ergebnis präsentieren. Sie beschäftigten sich zum Beispiel soeben mit einem vielversprechenden belgischen Kanonikus, und auf der Liste standen auch noch Dutzende anderer Leute.
    Gott dachte an seinen Sohn Jesus Christus und dessen göttlichen Freund Rutja, den Sohn des Donnergottes.
    »Sie haben ja auch seit jeher ihre eigenen Götter, diesen Ukko Obergott und andere, man sollte denken, dass sich ein Finne somit eher in das Amt eingewöhnt.«
    Der heilige Petrus bestätigte, dass die Finnen ihre eigenen Götter hatten, mehrere Dutzend, soweit er sich erinnerte. Also was das betraf … außerdem seien die Finnen sehr fleißige, tüchtige Menschen, und sauber, da sie so eifrig saunierten. Sie vertrugen sowohl Frost als auch große Hitze.
    Gott versuchte, sich die Historie der Finnen ins Gedächtnis zu rufen. Er erinnerte sich an den großen Unfrieden, und, was die neueren Kriege betraf, an den Winterkrieg. Nach Gottes Erinnerung waren die Finnen rechte Kratzbürsten, sie waren zahlenmäßig nur wenige, machten aber dafür viel Lärm um ihr Volk. Angesichts der Sünden derMenschheit erschien es ihm recht passend, dass der nächste Gott ausgerechnet ein Finne sein könnte.
    »Worauf warten wir noch? Ihr könnt euch jetzt sofort aufmachen und nachschauen, was für ein Mann der Ryynänen ist und ob er das Zeug zum Gott hat«, entschied der Allmächtige. »Falls er nicht für das Amt taugt, dann kommt zurück, und wir suchen einen besseren Kandidaten aus.« Da half keine Widerrede, Gottes Wort war Gesetz im Himmel. Petrus und Gabriel übergaben ihre Papiere an einige der obersten Engel, Gott stieg in seinen Turm hinauf, und der Apostel und der Erzengel begaben sich auf die Reise. Sie sausten mit der Geschwindigkeit eines Gedankens und mit göttlicher Kraft nach Helsinki. Zwei,
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