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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
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etwa zwei, drei Prozent, zu denen dann Stellung genommen wurde. Letzten Endes führte vielleicht nur jedes tausendste Gebet zu entsprechenden Maßnahmen, aber immerhin. Zum Beispiel in der Kanzlei des vorhin erwähnten Allah kam laut Petrus’ Informationen nur eines von zehntausend Gebeten ans Ziel, und selbst davon wurden die wenigsten in der gewünschten Art und Weise erfüllt. Dort wurde also enorm ausgesiebt, aber der Islamwar ja als Religion noch jung, man hatte noch keine Erfahrung bei der Vorgehensweise.
    »Wir könnten folgendermaßen verfahren: Wir hören uns jetzt eine Woche lang die intelligentesten und inbrünstigsten Gebete an und lassen dann die Engel aus dieser Personengruppe die geeignetsten Kandidaten für die engere Auswahl vorschlagen. Wären zehntausend genug, um einen Stellvertreter für Gott zu finden?
    »Das wird bestimmt eine schweißtreibende Angelegenheit«, prophezeite der Erzengel Gabriel.
    »Uns bleibt keine andere Wahl. Gottes Verfassung macht es dringend notwendig, seinen Stellvertreter so schnell wie möglich zu finden.«
    Nach diesem Gespräch machten sich der heilige Petrus und der Erzengel Gabriel daran, die Gebetsmühle in der Praxis zu drehen. Sie riefen einige hochrangige Vorgesetzte der Engel zusammen und delegierten die Aufgabe an sie weiter. Jetzt musste konzentriert gelauscht werden, die Heerscharen der Engel mussten diesbezüglich genaue Anweisungen bekommen. In der nächsten Woche sollten sie den Intellekt, die Erfahrung, den Bildungsstand, die Frömmigkeit, den Mut, die Phantasie und den Fleiß der Betenden bewerten. Ziel war es, den besten Christen der Welt zu finden, nicht mehr und nicht weniger. Die Engel durften nicht schludern, sie trugen jetzt eine große Verantwortung.
    Zu diesem Zeitpunkt wurde den Engeln natürlich noch nicht der eigentliche Zweck der Suche mitgeteilt. Es stand zu befürchten, dass einer oder mehrere von ihnen aus Dummheit oder Naivität das Geheimnis, dass man auf der Suche nach einem neuen Gott für das Christenvolk war,preisgeben würde. Unter den Engeln, sogar unter den Heiligen, gab es allerlei Flattergeister, Frömmigkeit ging keineswegs immer mit Scharfsinn einher. Das hatten Petrus und Gabriel in der Praxis tausende Male feststellen müssen. Gabriel hatte einmal spitz bemerkt: je frommer ein Engel, desto dümmer.
    In dieser Septemberwoche wurden die Gebete des Christenvolkes tatsächlich alle im Himmel angehört, sie wurden erfasst, und es wurden provisorische Statistiken angefertigt. Innerhalb der Woche gingen mehr als siebenhundert Millionen Gebete ein. Der größte Teil davon war natürlich blanker Unsinn und gab keinen Anlass, etwas zu unternehmen. Die Menschen baten Gott darum, ihre Hühneraugen zu entfernen, auf ihrer Glatze Haare wachsen zu lassen, den bösen Nachbarsjungen zu vermöbeln, Kleidung zu besorgen, die Fenster zu putzen … lauter solchen Quatsch. Es gab unendlich viele Bitten um Geld, auch hätte sich Gott in Liebesaffären mit unterschiedlichsten Hintergründen einmischen sollen. Ein Teil der Gebete war verbittert und blutrünstig; von Gott wurde verlangt, ganze Familien, Stämme, Völker oder Völkergemeinschaften auszurotten. Die überwiegende Mehrheit der Gebete war selbstsüchtig und eigennützig. Außerdem betete ein beachtlicher Teil der Menschen im Unglauben, also ohne eigentlich auf Gottes Existenz zu vertrauen. Die meisten Gebete wurden gewohnheitsmäßig gesprochen, das betraf vor allem die Abendgebete, ferner gab es die von den Pastoren im Rahmen ihres Amtes gesprochenen Gebete. Diese bildeten natürlich eine Kategorie für sich.
    Aber die Engel hörten auch viele echte, innige Bitten, die wirklicher Not und Verzweiflung entsprangen. Auch fürdie Angehörigen wurde gebetet, fromme Menschen wandten für die eigene Familie, das Heim, das Vaterland und die Menschheit ihre Blicke zum Himmel. Aus diesen Personen wurde die Klientel für das engere Auswahlverfahren zusammengestellt, insgesamt mehr als eine Million Menschen.
    Nach Ablauf der Woche gaben Petrus und Gabriel den Engeln, die mit der Sache befasst waren, genauere Anweisungen für die Auswahl. Die gesuchte Person musste äußerst anspruchsvollen Kriterien genügen. Administrative Kompetenz war eines der Auswahlkriterien, ebenso unbeugsame Rechtschaffenheit. Intelligenz galt als Grundvoraussetzung. Humor, Mut, ein lebhafter Geist … unzählige Eigenschaften sollten die Auswahl beeinflussen.
    Inzwischen wurde nochmals Gott kontaktiert, er sollte sich dazu
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