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Der Leuchtturm am Ende der Welt

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Titel: Der Leuchtturm am Ende der Welt
Autoren: Jules Verne
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drei Fuß von eisernen Krampen gehalten wurde. Kletterte man von einer solchen zur andern hinauf, so mußte es jedenfalls möglich sein, die Galerie zu erreichen und vielleicht die zu überraschen, die sich in der Wachtstube aufhielten.
    Kongre wollte dieses letzte Rettungsmittel erproben; Carcante und Vargas kamen ihm aber dabei zuvor. Beide erstiegen den Anbau des Turmes, packten das Metallseil und klommen einer hinter dem andern in die Höhe, überzeugt, daß sie bei der herrschenden Finsternis nicht zu früh bemerkt werden würden.
    Endlich erreichten sie die Brüstung der Galerie und wollten sich an deren Geländer emporziehen… sie brauchten sich fast nur noch darüber zu schwingen…
    In diesem Augenblicke krachten zwei Revolverschüsse…
    John Davis und Vasquez standen zur Verteidigung bereit.
    In den Kopf getroffen, ließen die Banditen die Geländerstäbe los und lagen nach wenigen Sekunden zerschmettert auf dem Dache des Wohnhauses.
    Da ertönten schrille Pfiffe in der Nähe des Leuchtturms. Der Aviso war im Landeinschnitte eingetroffen und weithin schallten die ohrzerreißenden Töne seiner Dampfpfeife.
    Jetzt war es die höchste Zeit, zu entfliehen. In wenigen Minuten mußte die ›Santa-Fé‹ an ihrer gewohnten Ankerstelle liegen.
    Kongre und seine Gefährten sprangen, als sie einsahen, daß hier nichts mehr zu tun sei, den Erdhügel hinunter und retteten sich ins Innere der Insel.
    Als der Kommandant eine Viertelstunde später seinen Anker in den Grund senken ließ, traf die wiedergefundene Wärterschaluppe nach wenigen Ruderschlägen an der Seite des Kriegsschiffs ein.
    John Davis und Vasquez waren an Bord des Avisos.
Fünfzehntes Kapitel.
Schluß.
    Der Aviso ›Santa-Fé‹ hatte, mit der Ablösungsmannschaft für die Stateninsel an Bord, Buenos-Ayres am 19. Februar verlassen. Von Wind und Meer begünstigt, hatte er eine sehr schnelle Reise gemacht. Der fast acht volle Tage anhaltende, entsetzliche Sturm war über die Magellanstraße hinaus nicht fühlbar gewesen. Der Kommandant Lafayate hatte von ihm also nichts zu leiden gehabt, und war vielmehr drei Tage früher als erwartet an seinem Bestimmungsorte eingetroffen.
    Zwei Stunden später wäre die Goelette schon weit weg gewesen, und dann hätte man darauf verzichten müssen, die Bande Kongres und ihren Anführer zu verfolgen.
    Der Kommandant Lafayate ließ die Nacht nicht verstreichen, ohne sich über alles unterrichtet zu haben, was seit drei Monaten auf der Insel vorgefallen war.
    Wenn Vasquez an Bord war, so fehlten doch seine Kameraden Moriz und Felipe. Seinen jetzigen Begleiter kannte niemand, weder von Person noch dem Namen nach.
    Der Kommandant Lafayate ließ beide nach der Kajüte vor sich rufen. Sein erstes Wort lautete:
    »Die Lampen auf dem Leuchtturm sind heute zu spät angezündet worden, Vasquez.
    – Sie haben schon neun Wochen lang nicht mehr gebrannt, antwortete der Wärter.
    – Neun Wochen?… Was soll das heißen?… Wo sind denn eure Kameraden?
    – Felipe und Moriz sind tot!… Seit einundzwanzig Tagen nach der Abfahrt der ›Santa-Fé‹ hatte der Leuchtturm nur noch einen einzigen Wächter, Herr Kommandant!«
    Vasquez schilderte nun die Ereignisse, deren Schauplatz die Stateninsel gewesen war. Eine Rotte von Seeräubern hatte sich unter dem Befehl eines Anführers mit Namen Kongre schon seit mehreren Jahren in der Elgorbucht eingenistet, wo sie nahe kommende Schiffe auf die Klippen vor dem Kap Sankt-Johann zu verlocken wußte, dann die Wracks beraubte und die etwa überlebenden Schiffbrüchigen kaltblütig ermordete. Während der Dauer der Bauarbeit für den Leuchtturm ahnte niemand ihre Anwesenheit, denn die Schurken hatten sich damals nach dem Kap Saint-Barthelemy zurückgezogen, das am westlichen Ende der Insel liegt. Als dann die ›Santa-Fé‹ wieder abgefahren war und nur die drei Wärter zur Bedienung des Leuchtturms hier zurückgelassen hatte, erschien die Kongresche Räuberbande wieder, diesmal aber auf einer Goelette, die ihr durch Zufall in die Hände gefallen war. Nur wenige Minuten nach deren Einlaufen in den Landeinschnitt hier, wurden Moriz und Felipe an ihrem Bord meuchlerisch hingeschlachtet. Und wenn Vasquez demselben Schicksal entging, lag das daran, daß er sich gerade auf dem Turm als Wache befand. Nachdem er heruntergeeilt war, hatte er sich längs des Ufers nach dem Kap Sankt-Johann geflüchtet. Dort glückte es ihm, sich von den Vorräten aus einer Höhle zu ernähren, worin die Strandräuber
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