Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leuchtturm am Ende der Welt

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Titel: Der Leuchtturm am Ende der Welt
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Kap Saint Barthelemy noch in der an der Elgorbucht etwas übrig. Von Vasquez und John Davis nach dieser geführt, überzeugte sich der Kommandant Lafayate früh am nächsten Tage, daß die zweite Höhle weder an Schiffszwieback oder Pöckelfleisch, noch an irgend welchen Konserven andrer Art einen Vorrat enthielt. Was an Lebensmitteln noch vorhanden gewesen war, hatten die Räuber schon auf die Goelette geschafft, und diese wurde jetzt von den Seeleuten des Avisos nach dem Landeinschnitte zurückbugsiert. In der Höhle lagen zuletzt nur noch wertlose Überbleibsel umher; Bettzeug, Kleidungsstücke und Werkzeuge wurden nach dem Wohnhause am Leuchtturm befördert Angenommen, Kongre hätte sich in der Nacht noch einmal nach der Niederlage seiner geraubten Beute zurückgeschlichen, so würde er darin nicht mehr das geringste gefunden haben, was zur Ernährung seiner Bande hätte dienen können. Er konnte nicht einmal Jagdgewehre im Besitz haben, wenigstens nach der Anzahl derartiger Flinten und der zugehörigen Munition, die man an Bord der ›Carcante‹ entdeckt hatte. Damit sah er sich aber auf die Ausbeute des Fischfangs beschränkt. Unter diesen Umständen sahen sich seine Spießgesellen und er entweder gezwungen, sich zu ergeben, oder sie mußten vor Hunger elend umkommen.
    Die Nachsuchungen wurden nichtsdestoweniger sofort aufgenommen. Einzelne Matrosenabteilungen wandten sich, unter der Führung eines Offiziers oder eines Bootsmanns, die einen dem Inselinnern, die andern der Küste zu. Der Kommandant Lafayate selbst begab sich nach dem Kap Saint-Barthelemy, konnte hier aber keine Spur von der Räuberbande entdecken.
    So vergingen mehrere Tage, ohne daß einer der Banditen aufgespürt worden wäre, als am Morgen des 10. März sieben elend aussehende, abgezehrte, erschöpfte und vom Hunger gequälte Pescherähs vor der Einfriedigung erschienen. Man brachte sie von hier sofort an Bord der ›Santa-Fé‹, reichte ihnen einige Nahrung, versetzte sie aber auch in die Unmöglichkeit, etwa wieder zu entfliehen.
    Vier Tage später stieß der erste Steuermann Riegal, der die Südküste in der Umgebung des Kaps Webster absuchte, auf fünf Leichen, von denen Vasquez noch zwei Chilenen der Bande erkennen konnte.
    Die auf der Erde rings um die Toten verstreuten Reste zeigten, daß die Leute versucht hatten, sich mit Fischen und Schaltieren zu ernähren; doch nirgends fanden sich Spuren von einer Feuerstätte, nirgends verkohlte Holzreste oder Asche. Sie hatten offenbar kein Mittel besessen, sich Feuer zu verschaffen. Endlich, am Abend des nächsten Tages, tauchte kurz vor Sonnenuntergang ein Mann zwischen den Felsen auf, die weniger als fünfhundert Meter vom Leuchtturm den Landeinschnitt umgaben.
    Der Mann befand sich fast auf derselben Stelle, von der aus John Davis und Vasquez, die die bevorstehende Abfahrt der Goelette befürchteten, ihn am Tage vor der Ankunft des Avisos beobachtet hatten, an jenem Abend, wo der Mann sich entschlossen hatte, einen letzten verzweifelten Rettungsversuch zu wagen.
    Dieser Mann war Kongre.
    Vasquez, der mit den neuen Turmwärtern innerhalb der Einfriedigung auf und ab ging, erkannte ihn auf den ersten Blick und rief:
    »Da ist er, da ist er!«
    Auf diesen lauten Ausruf hin beeilte sich der Kommandant Lafayate, der mit dem ersten Steuermann am Strande hinging, sofort herbeizukommen.
    John Davis und einige Matrosen hatten sich schon zur Verfolgung des Mannes aufgemacht, und auf dem Erdhügel versammelt, konnten alle den einzigen überlebenden Anführer der von ihm befehligten Bande sehen.
    Was wollte dieser aber hier?… Warum zeigte er sich freiwillig?… Beabsichtigte er vielleicht, sich zu ergeben?… Dann durfte er sich aber über das Los, das seiner harrte, keiner Täuschung hingeben. Er würde natürlich nach Buenos-Ayres übergeführt werden und hier mit dem Kopfe für sein Räuber-und Mörderleben zu büßen haben.
    Kongre stand regungslos auf einem die andern überragenden Felsen, an dessen Fuße sich die Wellen sanft murmelnd brachen. Seine Blicke schweiften über den Landeinschnitt hin. Neben dem Aviso konnte er hier die Goelette liegen sehen, die ein blinder Zufall ihm am Kap Barthelemy in die Hände gespielt und die ein widriges Zusammentreffen von Umständen ihm wieder geraubt hatte. Welche Gedanken mochten sich in dem Hirne des Strandräubers kreuzen! Welche Klagen und heimlichen Verwünschungen! Ohne das Eintreffen des Avisos befände er sich schon lange auf der Wasserwüste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher