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Der Leuchtturm am Ende der Welt

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Titel: Der Leuchtturm am Ende der Welt
Autoren: Jules Verne
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hin und her zu schleudern ebensowenig Umstände macht, wie es dir die Mütze vom Kopfe reißt. Liegt die ›Santa-Fé‹ aber einmal im Hafen, dann mag es blasen und wehen und drauf losstürmen, wie’s dem Teufel Spaß macht! Für unsre Insel samt ihrem Leuchtturm ist auch nicht zu fürchten, daß sie dabei unterginge.
    – Gewiß nicht, Vasquez. Wenn er dann da unten alles über die hiesigen Verhältnisse pflichtschuldigst berichtet hat und der Aviso mit der Ablösung zurückkehrt….
    – Erst nach drei Monaten, Felipe.
    – Nun ja…. dann wird er die Insel noch an der alten Stelle finden.
    – Und uns darauf, Felipe, antwortete Vasquez, der sich die Hände rieb, nachdem er einen kräftigen Zug aus seiner Pfeife getan hatte, so daß er von einer dichten Wolke umhüllt war. Vergiß nicht, Kamerad, wir befinden uns hier nicht an Bord eines Schiffes, das der Sturm jetzt hierhin und dann dorthin verschlägt, oder wenn es ein Schiff wäre, so liegt es doch fest vertäut am Ende von Amerika, und es wird auch nicht vor Anker treiben. Die hiesige Gegend ist ja verrufen, und ich gebe zu, auch mit Recht. Die Meere um Kap Horn, nun ja, die stehen verdientermaßen in schlechtem Ansehen. Daß man die Schiffbrüche an diesen Küsten gar nicht mehr richtig zählt, und daß Seeräuber sich gar kein besseres Feld für ihre verbrecherische Tätigkeit wählen können, das will ich auch ohne Widerrede zugeben. Alles das wird sich aber ändern, Felipe! Hier haben wir nun die Stateninsel mit ihrem Leuchtturme, und dessen Licht wird kein Orkan, und wenn er aus allen Strichen der Windrose pfiffe, zu verlöschen imstande sein. Die Schiffe draußen werden es zeitig genug sehen, ihren Kurs danach bestimmen zu können. Sie werden sich nach dem Feuer richten und selbst in finstrer Nacht nicht mehr Gefahr laufen, an die Uferfelsen des Kaps Sankt Johann, der Landzunge von San-Diegos oder der Fallowspitze anzulaufen. An uns ist es, das Leuchtfeuer zu unterhalten, und was an uns liegt, das wird geschehen!«
    Man hätte Vasquez so sprechen hören müssen, mit der Lebhaftigkeit, die auch einen Eindruck auf seinen Kameraden nicht verfehlte. Felipe blickte wohl nicht so leichten Herzens den langen Wochen entgegen, die er auf dieser einsamen Insel zubringen sollte, und auf der er bis zu dem Tage, wo die ersten drei Wächter abgelöst werden würden, außer aller Verbindung mit andern Menschen blieb.
     

    Zu derselben Zeit blitzte dem Schiffe gegenüber ein glänzender Lichtschein auf. (S. 6.)
     
    Vasquez schloß seine Rede noch mit den Worten:
    »Siehst du, Kamerad, seit vierzig Jahren bin ich als Schiffsjunge, Leichtmatrose, Vollmatrose und Bootsmann ein bißchen auf allen Meeren der Alten und der Neuen Welt umhergefahren. Jetzt, wo nun das Alter herangekommen ist, wo man daran denkt, sich zur Ruhe zu setzen, jetzt kann ich mir gar nichts Besseres vorstellen, als Wärter auf einem Leuchtturm und obendrein auf einem wie dem unsrigen, zu sein… auf dem Leuchtturm am Ende der Welt!«
    In der Tat rechtfertigte er diesen Namen wegen der Lage am Ende dieser Insel, die sich hier, so weit von allen bewohnten und bewohnbaren Gebieten der Erde, aus dem stets unruhigen Meere erhob.
    »Wie war’s doch, Felipe, nahm Vasquez noch einmal das Wort, indem er seine ausgerauchte Pfeife ausschüttelte, um welche Zeit wirst du Moriz ablösen?
    – Um zehn Uhr.
    – Schön; da werd’ ich also um zwei Uhr nachts an deine Stelle treten und bis zum Tagesanbruch wachen.
    – Wie da sagst, Vasquez. Für jetzt haben wir aber alle beide nichts Gescheiteres zu tun, als schlafen zu gehen.
    – Ja ja, zu Bett, Felipe, zu Bett!«
    Vasquez und Felipe wandten sich hiermit der kleinen Einfriedigung zu, in deren Mitte der Leuchtturm aufragte, und sofort betraten sie ihre Wohnung, deren Tür sich hinter ihnen schloß.
    Die Nacht war still. Sobald sie zu Ende ging, löschte Vasquez die seit zwölf Stunden brennenden Flammen.
    Die Gezeiten, die im Großen Ozean, vorzüglich längs der Küsten Amerikas und Asiens, nur ziemlich schwach auftreten, sind im Gegenteil im Atlantischen Ozean sehr stark und machen sich an den weltfernen Küsten von Magellansland sehr heftig fühlbar.
    Da die Ebbe heute morgen um sechs Uhr eintrat, hätte der Aviso, um sie zu benutzen, mit Tagesanbruch auslaufen müssen. Dazu waren aber noch nicht alle Vorbereitungen beendigt, und der Kommandant rechnete nur darauf, die Bucht von Elgor mit Eintritt der zweiten Ebbe dieses Tages zu verlassen.
    Die
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